Autarsys, Greenvesting und Ecoligo wollen künftig kooperieren. Durch die Finanzierungsmodelle der Crowdinvestment-Plattformen wollen sie das Anwendungsgebiet von Speichersystemen erweitern, wie der Berliner Hersteller für Speichersysteme in netzfernen Regionen in Schwellen- und Entwicklungsländern am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Berlin mit den Crowdinvestment-Plattformen bekanntgab.
Zudem haben die drei Firmen nach eigenen Aussagen die bisher größte Crowdinvestment-Kampagne in Deutschland für ein Solarprojekt in Asien gestartet. Demzufolge soll mit 500.000 Euro eine 173 Kilowatt Photovoltaik-Anlage und ein 499 Kilowattstunden Batteriesystem finanziert werden, um das Ökoresort Cauayan auf den Philippinen mit günstigem und sauberen Solarstrom zu versorgen. Interessierte Investoren können sich mit einer Mindestinvestition von 500 Euro beteiligen und erhalten dabei sechs Prozent Zinsen pro Jahr über einen Zeitraum von acht Jahren. Anleger, die mehr als 10.000 Euro investieren, erhalten zwei gratis Übernachtungen im Resort.
Vertreter der Crowdinvestment-Plattformen Greenvesting und Ecoligo hoben ihre Transparenz hervor. Sie berichten auf der Veranstaltung, dass Investoren Quartalsberichte mit allen wichtigen Eckdaten zum Projekt erhalten, um so das Vertrauen zwischen Projektierern und Investoren sicherzustellen. Das Resort liegt auf der kleinen Insel Cauayan vor der Küste Palawans auf den Philippinen. Zurzeit wird das Resort, wie die meisten Inseln des Landes, durch Dieselgeneratoren mit Strom versorgt. Der Austausch durch eine Photovoltaik-Batteriespeicher-Anlage wird pro Jahr 86.000 Liter Diesel und 265 Tonnen CO2 einsparen.
Die Unternehmen betonten auf der Pressekonferenz, dass der Einsatz eines Batteriesystems die Kosten für Energie senken wird und somit die Wirtschaftlichkeit des Projektes gesichert ist. Obwohl diese Art der Stromversorgung die preiswertere Option darstellt, scheitert die Beschaffung einer solchen Anlage zumeist an der Finanzierung. Die lokale Bevölkerung hat oftmals nicht die Mittel eine solche Anlage vorzufinanzieren. Immerhin seien die Anschaffungskosten eines solchen Photovoltaik-Systems rund zehnmal so hoch wie die eines üblichen Dieselgenerators.
Das Problem der Finanzierung ensteht durch die massiven Zinssätze, die die Banken auf solche Projekte erheben. Bei den Philippinen wären das konkret 24 Prozent, berichtet Matthias Ross, Geschäftsführer von Autarsys. Europäische Banken sowie Entwicklungshilfefonds legten ihren Fokus eher auf größere Projekte. Systeme die mit einer Finanzierung zwischen 100.000 und 2.5 Millionen Euro auskommen, fallen durch das Raster und sind nicht attraktiv genug.
Dabei gibt gerade in diesem Bereich enormes Potenzial zum Ausbau von Solarenergie, wie Kathrin Goldammer, Geschäftsführerin des Reiner Lemoine Instituts (RLI) berichtet. Das Institut erforscht den Ausbau neuer Energiesysteme unter anderem auch auf den Philippinen. Die geografische Herausforderung des Landes liegt darin, dass es aus mehr als 7000 einzelnen Inseln besteht und deshalb quasi nur dezentral mit Energie versorgt werden kann. Zugleich haben die Philippinen auch enorme Sonneneinstrahlung, was den Photovoltaik-Einsatz im Prinzip zur besten Option macht.
„Moderne Energiespeichersysteme sind der elementare Baustein für eine umfassende und nachhaltige Energieversorgung auf den vielen Inseln der Philippinen. Unsere Studien haben gezeigt, dass für die Hybridisierung aller vom staatlichen Versorger betriebenen Inselenergiesysteme ein weiterer Energiespeicherbedarf von mindesten 100 Megawattstunden besteht – und das bei einem konservativen Erneuerbaren-Anteil von nur 25 Prozent. Pilotprojekte wie dieses sind wichtig, um auch die Entscheidungsträger auf den Philippinen von der Durchführbarkeit nachhaltiger Energiesystem zu überzeugen“, sagt Goldammer.
Ecoligo-Geschäftsführer Markus Schwaninger ergänzt, dass er die Crowdinvestment-Plattform vor zwei Jahren gegründet hat, weil er gesehen hat, dass das Potenzial der Solarenergie in Entwicklungsländern nicht ausgeschöpft wird, da es immer wieder an der Finanzierung solcher Projekte scheitert. Clemens Triebel, Kurator des RLI, fügt als Anekdote bei, dass er bei der Entwicklung von Solarmodulen für die Solon Laboratories AG vor etwa 20 Jahren, fest davon überzeugt war, die Module zu 70 bis 80 Prozent nach Afrika und in andere Entwicklungsregionen mit hoher Sonneneinstrahlung zu liefern. Der Schluss lag nahe, immerhin gibt es in Entwicklungsregionen genug Sonneneinstrahlung und einen Markt von Regionen, die zuweilen noch keinen Strom hatten und diesen durch Photovoltaik hätten beziehen können. Triebel stellte allerdings fest, dass nicht ein einziges Solarmodul nach Afrika verkauft wurde. Der Grund sei schon damals die Finanzierung gewesen. Zu hohe Zinssätze in den lokalen Banken und ein Desinteresse seitens der europäischen Banken führten dazu, dass die Module nicht in Afrika vertrieben werden konnten. Umso mehr ist er darüber erfreut, dass heute sich deutsche kreative Investmentfirmen mit Solarherstellern zusammentun, um genau diese Hürde zu überwinden.
Dass der Ansatz schon jetzt funktioniert und sowohl im Einsatzort als auch bei privaten Anlegern in Deutschland auf gutes Feedback stößt, zeigt sich zum einen an den gut gefüllten Auftragsbüchern von Autarsys. Roß berichtet, dass sowohl aus Madagaskar als auch aus Palawan jeweils 100 Anfragen für neue Projekte kamen. Auf Investorenseite zeigt sich, dass das Volumen von Crowdinvestment in Europa zwischen 2014 und 2016 um 283 Prozent wuchs, und mittlerweile mit einem weltweiten Gesamtvolumen von 260 Milliarden US-Dollar bedeutend höher als das gesamte Entwicklungshilfevolumen ist.
Der Markt ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen, und durch die geringeren Kosten von Photovoltaik und Batteriesystem ist die Wirtschaftlichkeit gegeben. Mit den neuen Finanzierungsmodellen sind Projektierer nicht mehr von großen Geldhäusern abhängig, um die Technologien in den großen Offgrid- Markt der Schwellen- und Entwicklungsländer zu bringen.
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