Solaredge, der israelische Hersteller für Leistungselektronik, hat eine neue Lösung für virtuelle Kraftwerke auf den Markt gebracht. Das System nutzt aggregierte Steuerungs- und Informationsauswertung, um eine große Anzahl von Photovoltaik-Anlagen, dezentralen Energiespeicher- und Leistungsmanagementsystemen miteinander zu einem virtuellen Kraftwerk zu verbinden.
Für Netzbetreiber gewinnen virtuelle Kraftwerke vermehrt an Bedeutung, da sich dadurch die Leistung und die Kosten von Stromnetzen mit hohem Photovoltaik-Anteil optimieren lassen. Der Einsatz von virtuellen Kraftwerken kann dabei helfen, die von Netzbetreibern und Energieerzeugern oft benannten Herausforderungen bei der Integration von Photovoltaik zu bewerkstelligen und gleichzeitig die dezentralen Erzeugungskapazitäten effektiv zu nutzen. Daraus resultiert eine Situation zu Vorteil sowohl für Netzbetreiber als auch für Besitzer von privaten Dachanlagen.
Photovoltaik-Anlagen benötigen stabile Stromnetze
„Durch den Zuwachs von dezentralen Energieerzeugungsanlagen wird es zunehmend schwieriger die Netze zu stabilisieren,“ sagt Lior Handelsman, Solaredges Mitbegründer und VP für Marketing und Strategie, auf Nachfrage von pv magazine. „Dies wird die Netze unterstützen. Wenn es keine Konflikte mehr gibt, kann der Ausbau der Photovoltaik viel schneller und in größerem Stil voranschreiten.“
Mit dem Ausbau von dezentralen Photovoltaik-Anlagen in vielen Märkten weltweit haben Netzbetreiber und Regulierungsbehörden vermehrt Bedenken wegen der damit verbundenen schwankenden Einspeisung geäußert.
Die wirtschaftlichen Vorteile von virtuellen Kraftwerken gegenüber dem Netzausbau zeigen sich sehr deutlich in Märkten mit unsicheren Preisen an den Strombörsen, fügt Handelsman hinzu. Jahresgewinne können verloren gehen, wenn Stromanbieter dazu gezwungen sind, zu Zeiten von extremer Energienachfrage sehr teuren Strom einzukaufen.
„In diesen Fällen kann der Energieversorger mit unserer Plattform, Energie aus verschiedenen dezentralen Systemen, anstatt von der Strombörse beziehen,“ so Handelsman weiter. „So können Energieversorger vermeiden während der Nachfragespitzen einzukaufen.“
Für Photovoltaik-Anlagenbesitzer bieten virtuelle Kraftwerke noch einen anderen Mehrwert. Indem sie den Erlös der Anlage dem tatsächlichen Sachwert der Anlage anpassen, ist es möglich, negative Auswirkungen von Erzeugungsschwankungen auf die Amortisationszeit der Photovoltaik-Anlage auszugleichen. Solarstrom wird oftmals zu einem festen Tarif vermarktet, welcher nicht den reellen Verkaufspreis und die Nachfrage an der Strombörse widerspiegelt.
Solaredge teilte am Donnerstag weiter mit, dass das virtuelle Kraftwerk mit einer Reihe von Wechselrichtern, Batteriespeicher- und Laststeuerungssystemen kompatibel ist – und somit nicht ausschließlich mit Solaredges hauseigener Technik funktioniert. „Das System ist dazu konzipiert nicht-Solaredge Systeme, Thermostate, Wechselrichter und Batterien anzusteuern,“ sagt Handelsman. „In einigen Fällen werden wir allerdings noch neue Schnittstellen entwickeln müssen.“
Virtuelle Kraftwerke eliminieren die Notwendigkeit für große Infrastrukturinvestitionen
Ein virtuelles Kraftwerk nutzt einen Algorithmus, um Stromflüsse innerhalb des Netztes zu steuern, in dem es Informationen über Echtzeit-Modulleistung von Leistungsoptimierern auswertet. Es errechnet aus den Daten automatisch, ob der erzeugte Strom ins Netz eingespeist, im Batteriesystem gespeichert, das Elektroauto geladen oder für die Haushaltsgeräte des Besitzers einer Anlage benutzt werden soll. Solaredge zufolge wirdder gewünschte Prozess dann automatisch ausgeführt.
Große Lasten, wie die Ladung von Elektroautos oder Klimaanlagen, können bei Bedarf durch das Kraftwerk gesteuert werden, um die Nachfrage zu Stoßzeiten zu verringern. Diese Möglichkeiten könnten teure Netzausbauten, die nur für wenige Stunden extremer Nachfrage im Jahr gemacht würden, ersetzen.
Netzdienstleistungen durch Speichertechnologien und Photovoltaik
Solaredge gibt an, dass die Effekte der Plattform vielseitig und positiv für alle Beteiligten seien. So lasse sich der erzeugte Solarstrom im Speichersystem zwischenspeichern, wenn Energiepreise am Markt sehr niedrig sind, um ihn bei wieder steigenden Preisen zu verkaufen.
Durch das Abrufen von Leistungsdaten von jeder einzelnen Anlage kann das Systeme aktiv Maßnahmen vornehmen, um die beste Lösung zur Verteilung von Lasten zu finden. Probleme mit Produktionslöchern, Übertragungsengpässe und Frequenzschwankungen können so vorzeitig erkannt und beseitigt werden, wasdie Netzstabilität somit erheblich verbessert.
Die Dezentralisierung der Steuerung kleiner lokaler Netze kann zu einem entscheidenden Faktor im Voranschreiten des Photovoltaik-Ausbaus werden. Kleinere Netze lassen sich präziser und angepasster überwachen und steuern. Lokale Erzeugungsspitzen und -löcher können so effektiver auf lokaler Ebene behoben werden, bevor diese ins Übertragungsnetz übergehen. „Wir habe viel Erfahrung mit zum einen der Steuerung und der Kommunikation von hunderttausenden von Systemen und Anlagen, und zum anderen mit genau diesem Typ von Anlagen – also kleineren Photovoltaik-Anlagen, Batteriespeichern und Laststeuerungssystemen,“ sagt Handelsman um den Wettkampfvorteil von Solaredge im Markt für virtuelle Kraftwerke zu erläutern. „Wir sind sehr Erfahren mit Photovoltaik-Systemen, Steuerungselementen, und Kommunikationsnetzwerken. Darüber hinaus haben wir Erfahrung mit der Entwicklung solcher Systeme, was uns zu einem starken Marktteilnehmer macht.“
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Das könnten doch hervorragende Möglichkeiten für z.B. regionale Stadtwerke sein – nur : wie realisieren und bezahlen ?