Volker Quaschning dringt seit Jahren darauf, dass Deutschland mit Blick auf den Klimaschutz einen größeren Photovoltaik-Ausbau braucht. Nach Ansicht des Professors von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin sollten es 15 Gigawatt jährlich sein. Doch während um die Jahre 2010 zumindest mal fast die Hälfte dieses Zubaus erreicht wurde, liegt er jetzt eher bei einem Zehntel davon. Quaschning zeigt in seinem Vortrag auf dem PV Symposium in Bad Staffelstein vergangene Woche eindrucksvoll die Ursachen auf.
Ein wesentlicher Grund dafür ist die Optimierung der Photovoltaik-Anlagen auf einen möglichst hohen Eigenverbrauch. Nicht ganz ernst gemeint, zeigt der HTW-Professor Möglichkeiten auf, um die oftmals versprochenen 90 Prozent zu erreichen. Etwa die Verschattung der Photovoltaik-Anlage durch einen Baum.
Als Klimaschutzbeitrag wäre es aber wichtig, dass private Haushalte größere Anlagen bauen. Zwölf Kilowatt wäre hier für Dachanlagen eine gute Größe. Quaschning fordert daher: „Vergessen Sie den Eigenverbrauch. Reden Sie ihren Kunden nicht mehr ein, dass Photovoltaik-Anlagen auf den Eigenverbrauch optimiert werden müssen. Das ist Quatsch. Lieber sollte eine Optimierung auf den Autarkiegrad erfolgen, besser wäre noch auf die CO2-Einsparungen, weil die werden irgendwann Geld kosten.“
Zugleich zeigt Quaschning in seinem Vortrag auf, wie die Regierung in den vergangenen Jahren aus dem EEG ein „Erneuerbaren-Verhinderungsgesetz“ gemacht hat und Anlagen in dieser Größenkategorie fast gar nicht mehr installiert werden. So hat er fünf maßgebliche Hürden für den Photovoltaik-Ausbau identifiziert. Es gibt die Grenze bei zehn Kilowatt, weil über dieser Größe die Betreiber auf Eigenverbrauch eine anteilige EEG-Umlage zahlen müssen. Die zweite Barriere zeigt sich Quaschning zufolge bei 30 Kilowatt. Dies ist die Größe, über der Photovoltaik-Anlagen fernsteuerbar sein müssen. Die nächste Hürde für den Ausbau stellt die 100 Kilowatt-Marke dar, ab der für neue Photovoltaik-Anlagen die Direktvermarktung verpflichtend ist. Bei 750 Kilowatt ist dann die Grenze für die Ausschreibungen und bei zehn Megawatt ist insgesamt Schluss für Photovoltaik-Freiflächenanlagen.
Der HTW-Professor hat sich die Mühe gemacht und die Zubauzahlen nach Segmenten ausgewertet und für 2017 und 2011 übereinandergelegt. Es zeigt sich neben dem generell geringerem Zubauvolumen, dass ganze Anlagensegmente mittlerweile weggefallen sind. So findet kaum noch ein Zubau von Anlagen zwischen 10 und 30 Kilowatt, zwischen 100 und 750 Kilowatt sowie größer zehn Megawatt in Deutschland statt.
Mit Blick auf den Klimaschutz und für die künftigen Generationen müsste die Politik daher mehrere Maßnahmen ergreifen. So müsse die EEG-Umlage auf Photovoltaik-Eigenverbrauch komplett abgeschafft werden. „Diese Eigenverbrauchsumlage verhindert einen großen Teil des wichtigen Zubaus“, sagt Quaschning. Zudem bezeichnet er Ausschreibungen für Dachanlagen, diese Pflicht besteht mittlerweile für Projekte ab 750 Kilowatt, als „Quatsch“ – ebenso die Begrenzung von Freiflächenanlagen auf zehn Megawatt.
Der Photovoltaik-Zubau muss auf 15 Gigawatt jährlich erhöht werden. „Wir müssen weiterhin Druck machen“, fordert Quaschning von den Teilnehmern des PV Symposiums in Bad Staffelstein. Schon jetzt hinke die Bundesregierung bei den CO2-Einsparungen hinter den eigenen Zielen und sogar hinter dem Klimaschutzskeptiker Donald Trump hinterher, so seine Mahnung.
Den kompletten Vortrag von Volker Quaschning in Bad Staffelstein gibt es als Video auf Youtube:
Klarstellung der Redaktion (2.5., 12:45): Um Missverständnisse zu vermeiden, möchten wir noch einmal klarstellen, dass nichts gegen einen hohen Eigenverbrauch als solchen spricht. Um das Netz zu entlasten und zu stabilisieren, hilft es, wenn man den Eigenverbrauch in der richigen Art und Weise zum Beispiel durch Lastverschiebung optimiert. Die These richtet sich gegen eine Optimierung des Eigenverbrauchs, bei der man zum Beispiel die Photovoltaikanlage bewusst klein plant oder zum Beispiel ineffiziente Elektrogeräte betreibt (und dadurch einen höheren Stromverbrauch verursacht). Diese Diskussion beobachten wir bereits seit Jahren, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Marktumfrage November 2016: Stimmen aus der Branche, Warnung vor der Eigenverbrauchsfalle, Wirtschaftlich ohne Förderung. In dem zitierten Vortrag von Volker Quaschning geht es vor allem darum, dass die Branche nicht mehr den hohen Eigenverbrauch als ein wichtiges Marketingargument anführen sollte, da dadurch bei „falscher“ Optimierung Dachfläche für die Energiewende ungenutzt bleiben würde, sondern für die Energiewende sinnvollere Parameter.
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Die Überschrift ist grob falsch und irreführend: Volker Quaschning hat nicht dazu aufgerufen den Eigenverbrauch zu stoppen, sondern Photovoltaikanlagen nicht auf den objektbezogenen Eigenverbrauch hin zu optimieren. Er fordert, Anlagen so groß wie möglich zu bauen, also die Dächer möglichst weitgehend zu nutzen.
Thomas Seltmann hat Recht- Volker hat ziemlich deutlich gemacht, das die Dächer ruhig bis zum Rand belegt werden sollten- denn der Strom wird gebraucht.
Man kann übrigens auch zu Hause zuerst 9,99 kWp und ein Jahr später noch alles was raufpasst bauen und hat dann zwei Anlagen (…).
Es wurde im Kloster auch mehr als deutlich, das die Kleinspeichereuphorie mit all ihren (oft leeren) Versprechungen und unklaren Qualitätsdefinitionen von vielen Solarfreunden sehr kritisch gesehen wird. Ich habe oft die Forderung nach einem Ende der Gieskannenförderung von Kleinspeichern gehört. Weg von einfach irgendwas fördern zu Überlegung wo Speicher systemisch passen.
Danke für den Beitrag, werde mir sicherlich im Nachgang auch noch den kompletten Vortrag anschauen! Beste Grüsse
Stoppt Sandra Enkhardt!
Euch muss doch klar sein, dass das PV-Magazin viel in sozialen Medien geteilt wird, solche schlicht falschen Überschriften könnt ihr Euch nicht leisten, und solltet ihr der Energiewende nicht antun!
Niemals hat Volker Quaschning gesagt, dass der Eigenverbrauch gestoppt werden soll.
Die derzeitige Praxis, die Belegung der Dächer auf Eigenverbrauch zu optimieren wird hingegen kritisiert. Denn das bedeutet oft, dass ein Dach, das 12 kWp Leistung tragen könnte und somit ein Äquivalent zu 10 Tonnen CO2-Ersparnis im Jahr darstellen könnte, mit zu kleinen Anlagen belegt wird, die nur knapp den Hausstrombedarf von z.B. 3.500 kWh decken.
Dabei könnte eine auf CO2-Einsparung optimierte Anlage 10.000 kWh erezugen. Natürlich deckt die größere Anlage ganz nebenbei auch einen höheren Eigenverbrauchsanteil ab.
Im letzten Satz ist ein kleiner Fehler unterlaufen.
Eine größere Anlage erhöht den Autarkiegrad.
(Die Eigenverbrauchsquote sinkt dadurch).
Das macht aber nichts, wenn diese sinkt, da es ja auch wieder lohnt den Überschuss einzuspeisen.
Kleinere Dächer wieder voll zu machen wäre auch sinnvoll, da ja auch viele Einmalaufwedungen da sind egal ob 9,90KWp oder 12,00KWp installiert werden.
Wie ich bereits schrieb: ein Dach einfach nur voll zu machen, lohnt sich finanziell nicht. Denn mit grob 11ct/KWh für eingespeisten Strom geht halt auch nicht viel. Profitieren tut hierbei „nur“ der Installateur…
Sie haben recht größere Anlagen rechen sich nur für den Installateur. Nach den Zahlen der Bundesnetzagentur waren bis Ende Juli schon 44,593 GW installiert , und es ist absehbar das der von Wert 52 GW , beim dem nach § 49 Absatz 5 EEG, die Förderung für Anlagen die eine Zahlung nach § 19 bekommen noch in dieser Legislaturperiode überschritten wird , wenn die große Koalition die beiden Sonderausschreibungen aus dem Koalitionsvertag über zusammen 4 GW für PV umsetzt . Das Fraunhofer ISE ging in einer Studie vor 2 Jahren davon aus , wenn es für Dachanlagen beim Einspeisen für Strom ins Netz nur noch der Marktwert vergütet wird , sich nur noch kleine Anlagen bis 2 KW mit hohem Eigenverbrauch für Einfamilienhäuser rechnen können. Nicht betroffen von $49 sind Anlagen aus Ausschreibungen.
Ich bin Solarunternehmer (euregio-solarzentrum aus Alsdorf) und plane das Dach immer voll. Wenn mehr als 10 kWp passen, empfehle ich, den „Rest“ über 10 kWp nach 366 Tagen zu bauen. Die meisten Interessenten verstehen das auch und folgen dem Rat.
Die Möglichkeit 9,99 kWp dieses Jahr und ein Jahr später nochmal funktioniert leider ab 1.01.2018 nicht mehr, beide Anlagen werden zusammen addiert und somit ist man EEG Umlagepflichtig.
Für diese Aussage finde ich keinen Nachweis im neusten EEG. § 61 a Nr.4 – „Entfallen der EEG Umlage bei Anlagen mit max. 10 KW.. “ und auch § 9 Abs.3 – „Zusammenberechnung mehrer Anlagen“- sind gegenüber der Fassung von 2017 unverändert. Ich baue wie Herr Grümmer erst eine 10 KW Anlage und nach den 12 Monaten dann weiter auf dem Dach.
Menschen und noch schlimmer Politiker werden immer von Ängsten getrieben. Ein ungebremster PV-Ausbau löst verschiedene Ängste aus: Im Winter, wenn man viel Strom bräuchte um seine Heizungen zu betreiben, gibt es plötzlich einen Blackout und die PV liefert Strom nur, so lange es hell ist und auch da zu wenig. Man sitzt dann im Kalten, eine existentiell sehr unangenehme Angst.
Demgegenüber sind die weiteren Ängste fast vernachlässigbar. Eine ist, dass sich PV-Betreiber auf Kosten der Allgemeinheit bereichern. Sie produzieren einfach, ohne sich darum zu kümmern, ob ihr Produkt auch gebraucht wird, und wenn es gebraucht würde, sagen sie „Sorry, kann gerade nicht liefern“.
Was kann die PV dagegen tun?
An der Gegenläufigkeit von Erzeugung und Verbrauch zwischen Sommer und Winter kann die PV in den gemäßigten Zonen nichts ändern. Man kann aber nach einer intelligenten Ergänzung der PV suchen.
Ein sehr intelligentes Konzept sind virtuelle Speicher, wie es beispielsweise mit den Wasserkraftwerken in Norwegen geplant ist. Im Sommer halten die ihr Wasser zurück, während die Norweger Solarstrom von weiter südlich beziehen. Im Winter fließt der Strom dann in der Gegenrichtung. Die Größe dieses Effekt wird einerseits durch die Leitungen (derzeitige Planung 2,8GW) und andererseits durch die in Norwegen verfügbare Überschussleistung begrenzt. Und Deutschland ist natürlich nicht alleine mit diesem Kooperationswunsch.
Den gleichen virtuellen Speichereffekt würde man mit Kraftwerken erreichen, die heute sommers wie winters durchlaufen, wenn man sie in Zukunft im Sommer drosselt, und dafür im Winter stärker beansprucht. Zum Nulltarif ist das nicht zu haben, weil größere Kraftwerksleistungen das ganze Jahr vorgehalten werden, aber nur im Winter gebraucht werden. Auch der Brennstoff muss irgendwie gelagert werden. Als Ersparnis steht die Vermeidung von Umweltschäden dagegen.
Um sich dem Ziel 100% Erneuerbare zu nähern, und die fossilen Energieträger sukzessive aus dem Markt zu verdrängen, böten sich zwei Möglichkeiten an: Biogas wäre sofort verfügbar. Da auch das eine begrenzte Ressource ist, deren Erschließung außerdem mit erheblichen ökologischen Beeinträchtigungen verbunden ist, muss als zweites Power-to-Gas weiter ausgebaut werden. Wegen des schlechten Wirkungsgrades wirkt das allerdings kaum intelligent. Intelligenter wäre es, das PV-Gas in Weltgegenden zu produzieren, wo der Ertrag ein Mehrfaches des hiesigen beträgt. Außerdem gibt es dort riesige Wüsten, in denen PV-Anlagen einen minimalen ökologischen Eingriff bedeuten.
Der schlechte Wirkungsgrad lässt sich verbessern, indem das Gas in KWK-Kraftwerken verbraucht wird. Und damit hätte man das gewünschte intelligente System, bei dem die sommerliche PV ideal ergänzt wird durch winterliche Strom- und Wärmeerzeugung.
Und warum PV und nicht Wind, dessen Erzeugungsprofil doch wesentlich besser an das Verbrauchsprofil angepasst ist? Gegen PV gibt es viel weniger Widerstände. Module sieht man nicht kilometerweit und sie machen kein Geräusch, keine Bewegung irritiert das Auge. Geographisch kann man überall in Deutschland PV wirtschaftlich betreiben, während die Windstromerzeugung in Norddeutschland einen starken regionalen Schwerpunkt hat. Und schließlich müssen wir jede Möglichkeit nutzen, mit der man wirtschaftlich und ökologisch unseren Energiehunger befriedigen kann.
Um auf den Anfang zurückzukommen: Den Ängsten um Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit (in dieser Reihenfolge!) kann man schon heute begegnen mit funktionierenden Kombinationen aus PV und KWK, die vom EFH über das MFH, Quartiere und Ortschaften demonstrieren, dass eine sichere, wirtschaftliche und ökologische Stromversorgung möglich ist. Durch die dezentrale Struktur ist sie sogar weniger angreifbar, und großflächige Ausfälle wie in den USA wären unwahrscheinlicher. Um größere Sicherheit zu erreichen, sind auch höhere Kosten vertretbar, die Ökologie wird als Zusatznutzen gerne mitgenommen.
Die größte Wüste Europas befindet sich in Spanien. Tabernas. Schön dass der „Sonnenkönig“ das endlich auch begreift und die Sonnensteuer abschafft. Damit ist ihr Vorschlag in Spanien für Europa schon leicht durchführbar.
Dass kleinere PV-Anlagen auf den Eigenverbrauch und nicht auf die Autarkiequote optimiert werden, hat einen einfachen Grund: im Eigenverbrauch liegt die Rendite, nicht in der Autarkiequote! Niemand baut eine Anlage, bei der man eine 90%ige Autarkiequote hat aber gleichzeitig Null Rendite für das in die PV-Anlage investierte Kapital bekommt…
Und wer soll es bezahlen, wenn die Anlage viel größer gebaut wird als es finanziell sinnvoll ist?
Viele Hausbesitzer bauen doch nur eine Anlage, wenn die Rendite stimmt. Und daher: besser eine kleine PV-Anlage als keine! Denn die meisten Kleinanlagenbesitzer (<10KW) bauen immer noch aus Renditegründen, und an zweiter Stelle erst aus ökologischen…
Bei den jetzt vorliegenden Preisen für PV- Elemente (ca.150€/Element) lohnt es sich in die Zukunft zu investieren und nicht die Rendite zu fokussieren, zumal angesichts apokalyptischer Klimawandel-Berechnungen (10 Grad höhere Kontinent-Temperaturen, steigende Meeresspiegel etc.).
Ich hab folgendes gemacht: Kfw 70-EFH als Bausatz ohne Autom. LÜFTUNG 80 qm Wohnfläche mit Süd-Pultdach 20° und 1,5 m Dachüberständen nahezu komplett mit 27 Kwp Poly belegt. Erträge >1100 Kwh/Kwp. Lwwp-Heizung läuft in Heizperiode bzw. Warmwasser nur tagsüber. Ca. 4500 Kw/Jahr gesamt Verbrauch incl. ZB nur tagsüber selbst Brot backen, Waschmaschine, Spülmaschine etc. Davon Ca. 2400 Kwh von der PV OHNE SPEICHER, Auto verkauft und Ebike gekauft. Kurz mein Rat: NICHT in besser als Kfw70, autom. Lüftung, Speicher, therm. Solar, Gastherme etc. Investieren sondern in Pultdach (günstiger als Satteldach), grösstmögliche Dachüberstände, grösstmögliche Kwp montieren! (<30) und Montage der PVA wenn das Gerüst für Dach/Verputz noch steht.