Österreichische Musterregion für mehr Solarstrom im Elektroauto

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Das österreichische Ministerium für Verkehr, Innovation und Technologie hat gemeinsam mit dem Österreichischen Gemeindebund und der Interessensvertretung Photovoltaic Austria das im Südburgenland angesiedelte „Innovationslabor act4.energy“ vorgestellt. Ziel ist es, in regionalen Realtests neue, digitale Energiesysteme zu entwickeln, welche Solarstrom auf kurzem Weg in die Steckdose und ins Elektroauto bringen, wie es in einer gemeinsamen Mitteilung heißt. Für Bundesminister und FPÖ-Politiker Norbert Hofer wird das Südburgenland so zur „Open Innovation-Energie-Musterregion“ und damit zu einem Vorbild für die EU. „Ich möchte, dass hier Wirtschaft, Wissenschaft, Kommunal-Vertreter und die Regional-Politik in einem offenen Prozess unter Einbindung der Bevölkerung eng zusammenarbeiten, um einen echten Innovationsschub zu erreichen“, sagt Hofer. Letztlich solle das zu spürbaren Energiekosten-Ersparnissen, zusätzlichen Investitionen, mehr Arbeitsplätze und einem substantiellen Beitrag für Umwelt- und Klimaschutz führen.

Im Rahmen des Programms „Stadt der Zukunft“ hat das Ministerium das „Reallabor“ für mehr Photovoltaik-Eigenverbrauch initiiert und mit rund 700.000 Euro zu 50 Prozent finanziert. Dabei gewann die burgenländische Initiative „act4.energy“ die entsprechende Ausschreibung und startete im Januar 2018 das Projekt. Die andere Hälfte der Finanzierung kommt von der Energie Kompass GmbH, die als Trägerorganisation des Innovationslabors Beratungs- und sonstige Dienstleistungen anbietet.

Zehn Gemeinden sind an dem „Innovationslabor act4.energy“ beteiligt. Im sogenannten „Open-Innovation-Prozess“ sollen dabei Firmen und Institutionen aus dem In- und Ausland sowie Hausbesitzer, Schulen und sonstige Kommunaleinrichtungen eingebunden werden. Dabei soll im Südburgenland ein internationales Kompetenzzentrum zur besseren Nutzung von erneuerbarer Energie entstehen.

„In der Musterregion sind bisher einige Projekte auf den Weg gebracht worden“, erklärt der Leiter des Innovationslabors Michael Niederkofler im Gespräch mit pv magazine. So habe das Rathaus in Oberwart ein intelligentes Energie- und Lastenmanagement erhalten, dazu würden zwei Speicher-Cluster aufgebaut, in denen je 15 Akteure über ein Energie-Konto ihren Energieverbrauch optimieren können. Als drittes würden verschiedene Blockchain-Anwendungen getestet, zum Beispiel für das Laden von Elektroautos oder für die Finanzierung von Bürgerbeteiligungsprojekten.

„Die Region mit ihren rund 20.000 Einwohnern hat in Österreich die meisten Sonnenstunden“, sagt Niederkofler. 300 Photovoltaik-Anlagen werden demnach in der Musterregion betrieben, pro Jahr erzeugen diese etwa drei Gigawattstunden Strom. Außerdem sollen in den kommenden Wochen und Monaten zwei große Quartierspeicher, drei Photovoltaik-Carports und in einer ersten Ausbaustufe 55 Ladepunkte für Elektroautos dazukommen – das alles seien Anlagen, die auch ohne das Projekt gebaut würden, die durch das Innovationslabor künftig jedoch in die Forschung und Entwicklung mit einbezogen werden sollen.

Die Region Oberwart–Stegersbach im Südburgenland eignet sich den Initiatoren zufolge unter anderem aufgrund einer gut entwickelten Photovoltaik-Szene sowie bereits etablierter thematischer Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und damit verbundener Synergie-Effekte besonders für das neue Innovationslabor. Bisher werde hier der überschüssige Photovoltaik-Strom zumeist zu relativ niedrigen Preisen ins Netz eingespeist, während bei Bedarf der Strom aus dem Netz teuer zugekauft werden müsse. „Durch den Einsatz von Speichern in Kombination mit digitalen Energiemanagement-Lösungen, sowie der Ausnutzung von Synergien in Zusammenhang mit einer gesamthaften, sektor-übergreifenden Betrachtung des Energiesystems kann diese Situation wesentlich verbessert werden“, sagt act4.energy-Projektmanager Andreas Schneemann. Ein höherer Solarstrom-Eigenverbrauch lohne sich wirtschaftlich und entlaste dazu die Netze.

„Digitale Energie-Apps analog zu Whatsapp und Facebook werden in Zukunft in Kombination mit neuen Technologien wie der Blockchain die Anbahnung und Abwicklung entsprechender Geschäftsbeziehungen und Dienstleistungen ermöglichen“, sagt Schneemann. Allerdings würden auch globale Anbieter wie Google um die neuen digitalen Dienste im Energiebereich kämpfen. „Unsere Chance besteht im direkten Kundenkontakt in Verbindung mit multiplizierbaren Plattformlösungen und raschem Agieren am Innovationsmarkt“, so der Projektmanager.

Auch in Deutschland startete die Verbraucherzentrale NRW vor wenigen Tagen die Kampagne „Sonne im Tank“. Dabei soll Verbrauchern vermittelt werden, wie sie mit Solarstrom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage ihr Elektrofahrzeug laden können. Die Verbraucherzentrale NRW hat dafür gemeinsam mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin einen Solarrechner entwickelt, mit dem je nach Größe von Photovoltaik-Anlage und Speichersystem simuliert wird, welche Anteile für das Beladen von Elektrofahrzeugen erreicht werden können.

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