Nach der ersten Ankündigung der geplanten Übernahme des RWE-Anteils an Innogy durch Eon haben die Energiekonzerne am Dienstag weitere Details zur geplanten Vereinbarung veröffentlicht. Zuvor hatten die Aufsichtsräte von Eon und RWE der Transaktion zugestimmt. Es geht um einen weitreichenden Tausch von Vermögenswerten und Geschäftsbereichen, in dessen Zuge Eon den Anteil von 76,8 Prozent an Innogy von RWE erhalten wird. „Aus dieser Transaktion erwachsen zwei gestärkte europäische Energieunternehmen mit Sitz in Essen“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Die neue Eon solle sich dabei auf intelligente Stromnetze und Kundenlösungen fokussieren. RWE werde zu einem breit aufgestellten Stromerzeuger, der sein konventionelles Erzeugungsgeschäft mit seinem Erneuerbaren-Portfolio ergänzt und über bestehende Handelsplattformen vernetzt. „Die neue Eon kann besser zum Klimaschutz beitragen, etwa durch den schnelleren Ausbau von Infrastruktur für Elektromobilität oder die Ausweitung intelligenter Stromnetze in Europa. Im Gegenzug wird unser Erneuerbaren-Geschäft bei RWE Teil eines größeren Ganzen“, erklärte Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen. Nach eigenen Angaben wird RWE durch den Deal mit acht Gigawatt Erzeugungskapazitäten bei erneuerbaren Energien zur Nummer drei in Europa aufsteigen. Bei der Windkraft sei der Energiekonzern europaweit sogar dann an zweiter Stelle. „In der Transformation der Energiewelt sind erneuerbare Energien und konventionelle Kraftwerke zwei Seiten einer Medaille. Der Ausbau einer CO2-freien Stromerzeugung wird sich zunehmend von einem regulierten Bereich zu einem normalen Wettbewerbsmarkt entwickeln“, erklärte RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz. Gerade im Erneuerbaren-Geschäft gebe es angesichts einer konkreten Projektpipeline in Europa und den USA „attraktive Wachstumsperspektiven“.
Mit der Transaktion würden die Stärken der beiden früher vertikal integrierten Energiekonzerne gebündelt. Bereits am Sonntag veröffentlichten die Unternehmen die Grundzüge der geplanten Vereinbarung, die sie nun bestätigten. Darüber hinaus kündigte Eon nun an, den derzeitigen Minderheitsaktionären von Innogy ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot den Kauf ihrer Aktien in bar anbieten. Ihnen werde zum heutigen Tag ein Gesamtwert von 40,00 Euro je Aktie geboten.
Mit der Neuaufstellung und der Fokussierung auf die jeweiligen Kerngeschäfte sehen beide Unternehmen gute Wachstumsperspektiven. Eon erwartet nach eigenen Angaben ab 2022 signifikante Synergien in Höhe von 600 bis 800 Millionen Euro jährlich. Die Kehrseite: Nach ersten Berechnungen werden maximal 5000 der mehr als 70.000 Arbeitsplätze in der neu aufgestellten Eon abgebaut. Diese sollen im Zuge der Integration von Innogy in den Energiekonzern möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen wegfallen. Zugleich geht Eon davon aus, dass es im kommenden Jahrzehnt „tausende neue Arbeitsplätze“ schaffen werde. RWE dagegen sehr durch die Transaktion in den kommenden Jahren keine Jobs gefährdet, hieß es weiter.
Den Abschluss der Transaktion erwarten die Energiekonzerne bis Ende 2019. Bis dahin sollen Eon, RWE und Innogy eigenständige Gesellschaften und auch Wettbewerber bleiben, wie es weiter hieß. Die Bankenaufsicht Bafin muss dem freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebot noch zustimmen. Die Kartellbehörden und Gremien der Energiekonzerne müssen zudem noch den geplanten Tausch der Vermögenswerte und Beteiligungen genehmigen.
Eon senkt Nettoverschuldung stärker als erwartet
Am frühen Dienstagmorgen hat Eon auch noch Geschäftsergebnisse für das abgelaufene Jahr veröffentlicht. Der Umsatz ist demnach gegenüber 2016 um rund ein Prozent auf 37,965 Milliarden Euro gesunken. Das bereinigte EBIT habe mit knapp 3,1 Milliarden Euro am oberen Rand der Prognose von 2,8 bis 3,1 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2017 gelegen. Der Konzernüberschuss übertraf mit rund 1,4 Milliarden Euro den Vorjahreswert um 58 Prozent und lag ebenfalls am oberen Ende der Erwartungen, wie es weiter hieß. Das gute EBIT sei vor allem auf deutliche Zuwächse – insgesamt knapp 300 Millionen Euro mehr als 2016 – im Netzgeschäft und bei erneuerbaren Energien erreicht worden. Gegenläufige habe sich allerdings das Geschäftsfeld Kundenlösungen bei Eon entwickelt. Angesichts eines „anhaltend hohen Wettbewerbs- und Margendruck sowie Sondereffekten in Deutschland“ sei das Ergebnis um insgesamt 286 Millionen Euro gegenüber 2016 zurückgegangen.
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Jetzt diese Frage:
Ist das nicht eine öffentliche Organisation weiterer Netzmonopolmacht in Privatkonzernemacht von Eon, die diese Macht schon bisher vielfältig mit überhöhten Gebühren und Behinderungen von dezentralen erneuerbaren Erzeugern missbraucht haben?
Zusatzfrage:
Wieviele Arbeitsplätze werden für diese Umorganisation von altem Wein in neue Schläuche geopfert? Zählt auch die in der Konkurrenz verlorenen dazu, nicht nur die bei Eon und RWE, die ja nicht die ganze Energiewirtschaft sind, auch wenn sie oft so tun.
Vor allen Dingen sind Netze und Vertrieb, die lukrativsten Geschäftsmodelle, seit dem 2010 EEG Strom an der Börse vermarktet werden muss. Leider auf Kosten der Verbraucher.
Weil EE Strom an der Börse immer mehr zusätzlich anfällt, bleiben die Preise niedrig, der Handel und Vertrieb profitiert davon, und die Zeche zahlt der nicht privilegierte Verbraucher mit der Umlage.
Die Situation, die dazu führt, ist 2010 von Lobbyisten konstruiert worden, und vom IWR im Folgenden deutlich dargestellt.
http://www.iwr-institut.de/de/presse/presseinfos-energiewende/erneuerbare-energien-werden-subventioniert-staat-zahlt-keinen-cent
Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat am Spot- und Terminmarkt zu immer niedrigeren Strom-Einkaufspreisen geführt. Grund ist ein von der Politik beschlossener Wechsel der EEG-Lieferung ab 2010 (Wälzungsmechanismus). Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise. Weil die Börsen-Strompreise durch den Verkauf des EEG-Stroms teilweise auf Rekordtiefs sinken, profitieren zwar die Großabnehmer und die Industrie, gleichzeitig steigen die Differenzkosten zu den Vergütungspreisen und letztendlich steigt dadurch die EEG-Umlage Zitat Ende.
Dazu kommt, dass so lange konventionell unkontrolliert drauf los produziert werden kann, die konventionelle Seite selbst
Einfluss hat auf die Menge an Stromüberschuss, und die Höhe der Börsenpreise.
Was mit dem Stromüberschuss seit 2010 passiert, zeigt das Folgende.
Siehe hier.
http://www.iwr.de/news.php?id=26696
Und hier.
https://www.solarify.eu/2017/08/25/207-zu-viel-schmutziger-strom/
Im Sinne der Energiewende ist das alles nicht.