Die Stadt Heidelberg will mit einer Solarkampagne 2018 den Ausbau der Photovoltaik in der Stadt voranbringen. Im Fokus stehen dabei die Dachflächen im Stadtgebiet, Zielgruppe seien Hausbesitzer und Eigentümergemeinschaften, teilte die Stadtverwaltung am Montag mit.
Die Solarkampagne soll sich demnach aus Förderanreizen, Workshops und Veranstaltungen, aus umfangreichen kostenlosen Beratungs- und Informationsangebote etwa zu Batteriespeichern, Mieterstrommodellen und Finanzierung sowie aus einer Checkliste für Photovoltaik-Anlagen zusammensetzen. „Die ersten zehn Hausbesitzer, die eine Photovoltaik-Anlage realisieren, erhalten je 500 Euro Zuschuss“, sagte Sabine Lachenicht, Amtsleiterin für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie, auf Nachfrage von pv magazine. Über ein halbes Jahr erhielten die Bürger auch eine kostenlose Beratung, für die die Stadt einen Betrag von 20.000 Euro in den Haushalt eingestellt habe.
Die Stadt selbst will beim Ausbau der Photovoltaik mit gutem Beispiel vorangehen. „Auf allen Dächern kommunaler Gebäude, wo es technisch möglich ist, werden Photovoltaik-Anlagen realisiert“, sagt Lachenicht. Dazu werde derzeit eine Potenzialanalyse für die Gebäude aller städtischen Gesellschaften erstellt, einschließlich der städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Die Ergebnisse sollen im Frühjahr vorliegen. „Über das Projekt nachhaltiges Wirtschaften versuchen wir außerdem Unternehmen dafür zu gewinnen, Photovoltaik-Anlagen zu realisieren“, sagt Lachenicht.
Die Stadt Heidelberg will bis 2050 den Energiebedarf um 50 Prozent reduzieren und möglichst viel Strom aus regenerativen Energien produzieren. Aktuell gebe es zu wenig neue Photovoltaik-Anlagen im Stadtgebiet, um die selbstgesteckten Klimaschutzziele zu erreichen, schreibt die Stadt. Demnach waren im Januar 2018 im Stadtgebiet 694 Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 18,5 Megawatt installiert. Diese Photovoltaik-Anlagen würden mit einem Jahresertrag von rund 16,5 Gigawattstunden in etwa 4,7 Prozent des theoretisch nutzbaren Heidelberger Dachflächenpotenzials von 350 Gigawattstunden decken. Wie im gesamten Bundesgebiet seien auch in Heidelberg in den vergangenen Jahren weniger neue Photovoltaik-Anlagen installiert worden.
Die Photovoltaik-Aktion soll zunächst auf sechs Monate angelegt sein. Im Laufe des Monats müssten noch die zuständigen Ausschüsse der Stadtverwaltung zustimmen. Vorbild und Unterstützer sei die Stadt Freiburg – hier läuft die Solarkampagne seit 2017.
Anmerkung Redaktion: Nach dem Hinweis eines Lesers haben wir bei der Stadt Heidelberg nochmal wegen des Dachflächenpotenzials nachgefragt. Demnach liegt das „rein theoretische“ Potenzial bei 350 Gigawattstunden, der Gesamtverbrauch in Heidelberg liegt bei 700 Gigawattstunden. Wir haben die Angaben im Text korrigiert.
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Einen nenneswerten Zubau von PV-Anlagen in der Innenstadt wird man durch die vorgesehenn Maßnahmen – mehr Information und 500 € Zuschuss für die ersten 10 PV Anlagen – wohl kaum erreichen.
Es sind die großen bürokratischen Hürden für Mieterstrom und die Belastung des erzeugten Solarstroms mit 100% Ökoumlage, die beseitigt werden müssen.
Liegt das theoretisch nutzbare Heidelberger Dachflächenpotenzial wirklich bei 700 GWh?
Grob gerechnet bräuchte man dafür 700.000 kW. Und das erfordert rd. 4 – 7 Millionen qm Module. Bei 160 Tsd. Einwohnern sind dies gut 30 qm je Einwohner.
Raimund Kamm
Hallo Herr Kamm,
vielen Dank für den Hinweis. Auf Nachfrage hat die Stadt Heidelberg die Angaben tatsächlich korrigiert. Wie im Artikel jetzt auch steht, liegt das theoretische Potenzial bei 350 Gigawattstunden – dabei seien aber Verschattungen etc noch nicht einberechnet. Die Stadt will mir in den kommenden Tagen das tatsächlich erreichbare Potenzial nennen.
Viele Grüße, Daniel Seeger
Guter Beitrag. Ich muss Herrn Köblein voll und ganz zustimmen. Insbesondere im Bezug auf die bürokratischen Hürden hat er absolut recht. Ich bin der Meinung, dass die überbordende Bürokratie viel behindert.