Der Erfolgsfaktor zur Absicherung einer Investition in die eigene gewerbliche Photovoltaik-Anlage: Die temporäre Ertragsgarantie

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Nachdem die Kapitalanlagevermittler turnusgemäß im vierten Quartal Investoren angesprochen haben, die mit einem Investitionsabzugsbetrag (IAB) ihre Steuerlast in 2017 senken und daher in eine gewerbliche Photovoltaik-Anlage auf einer langfristig gepachteten Fläche investieren wollen, stehen diese Investoren jetzt im ersten Quartal möglicherweise kurz vor der entscheidenden Vertragsunterzeichnung mit dem Projektierer.

Die umfangreichen Projektunterlagen und die Kaufverträge des Projektierers für eine gewerbliche Photovoltaik-Anlage auf einer langfristig gepachteten Fläche (Dach, Boden) wurden in den letzten Wochen intensiv im Rahmen der Möglichkeiten geprüft; vor der Unterzeichnung bleiben aber doch noch der eine oder andere Zweifel. Liegt es möglicherweise daran, dass der Projektierer Haftung nur im geringen gesetzlichen Umfang für den Bau und die Erstellung der Photovoltaik-Anlage übernehmen und somit mögliche Risiken vollständig auf den Käufer abwälzen will?

Jede Investition in eine Photovoltaik-Anlage wird im Wesentlichen durch die produzierten Kilowattstunden  elektrischer Energie und die erzielbaren Umsätze gerechtfertigt. Das Interesse des Investors konzentriert sich am Ende darauf, dass die Anlage die prognostizierten Erträge erreichen kann und der mit der Bank abgestimmte Business Plan somit auch aufgeht.

Während des ersten Photovoltaik-Booms in Deutschland (2000-2010) haben Qualitätsprojektierer häufig Ertragsgarantien für die von ihnen installierten Photovoltaik-Anlagen zugesichert, um konservative und risikoscheue Investoren für eine Investition in eine neue Technologie zu überzeugen. An dieses Garantieversprechen war in der Regel auch ein Betriebsführungsvertrag mit dem Projektierer für die PV-Anlage gekoppelt, so dass der Betriebsführer durch seine eigene Tätigkeit die dem Investor versprochenen Erträge über einen begrenzten Zeitraum auch erreichen konnte.

Heutzutage findet sich aber kaum mehr ein Projektierer einer gewerblichen PV-Anlage, der einem Investor in Deutschland diese Ertragsgarantien anbietet.

Warum ist es soweit gekommen? Ist die Technik und Projektierung ausgereift und risikofrei? Produzieren die installierten Anlagen wirklich alle ihre prognostizierten Erträge? Vertrauen die Investoren den Versprechungen der Projektierer „blind“ und verlassen sich im Fall von Vertragsstörungen auf das hochgelobte deutsche Rechtssystem?

Es wäre eigentlich so einfach und kostengünstig, den Investoren Lösungen oder Garantien anzubieten, um sich als qualitätsorientierter Projektierer im Markt zu etablieren und abzugrenzen.

Der Erfolg einer Investition in eine gewerbliche Photovoltaik-Anlage basiert auf vielen einzelnen Faktoren, die der Investor während der verschiedenen Projektphasen lösen muss.

Die Risiken der Bauphase und der Inbetriebnahme kann der Investor durch geschickte Regelungen und präzise Formulierungen in den Kaufverträgen weitestgehend ausschliessen. Beispielsweise könnte der Investor eine vollständig errichtete, kommisionierte, durch einen neutralen und gerichtlich zugelassenen Sachverständigen abgenommene und auf Leistungsfähigkeit getestete PV-Anlage erwerben und den gesamten Kaufpreis erst nach Vorlage dieser Nachweise zahlen.

Die Risiken während der Betriebsphase sind ebenso vielfältig wie in der Bauphase, doch am Ende will der Investor eigentlich nur die im Business Plan versprochenen Umsätze mit den prognostizierten Kosten realisieren. Ungeplante Überraschungen wie Ertragsverluste, Produktionsausfall oder erhöhter Reparaturaufwand sind mehr als ärgerlich, da die Verluste allein vom Investor zu tragen sind.

Qualitätsorientierte Projektierer von gewerblichen PV-Anlagen bieten den Investoren temporäre Ertrags-, Performance- oder Verfügbarkeitsgarantien für die PV-Anlage an, um Vertrauen für die verkaufte Anlage zu schaffen.  Gerade in der Anfangszeit zeigt sich, ob das verkaufte Konzept auch in der Realität aufgeht, die PV-Anlage die projektierten Erträge auch wirklich erzielt und sich die Cashflows aus dem Business-Plan einstellen. Der Projektierer sichert in der bis zu fünfjährigen Anfangsphase, in der häufig die bekannten Kinderkrankheiten beseitigt werden müssen, die Leistungsversprechen mit einem qualifizierten technischen und kaufmännischen Betriebsführer ab. Der Betriebsführer aus der „Nachbarschaft“ übernimmt die Betriebsführung, um die Wartung, die anfallenden Reparaturen an der Anlage sowie die monatliche Abrechnung kostengünstig und schnell durchführen zu können. Idealerweise hat der Betriebsführer die Bauphase der PV-Anlage begleitet – spätestens aber der Kommisionierung oder dem Leistungstest beigewohnt – um die Anlage so früh wie möglich im Detail kennenzulernen.

Das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Projektierers und des Betriebsführers kann finanziell durch entsprechende bankgedeckte Unternehmensgarantien, Ertragsausfallversicherungen von Versicherungen oder gar mit unwiderruflichen Bankgarantien abgesichert werden, so dass der Investor seine Cashflows in der Anfangsphase absichern kann. Die Möglichkeiten zur Ausgestaltung dieser Ertragsgarantien sind vielfältig und können mit den Angeboten im Markt auf das jeweilige Risikoprofil des Investors zugeschnitten werden.

Investoren einer gewerblichen PV-Anlage sollten sich in jedem Fall nicht einfach von den Projektierern durch das übliche „Totschlag“-Argument abschrecken lassen, dass sie keinerlei Wetter- oder Sonneneinstrahlungsgarantie und damit Ertragsgarantie geben können.

Im europäischen und außereuropäischen Ausland sind Ertrags-, Performance- oder Verfügbarkeitsgarantien im internationalen Kraftwerksbau (auch bei Photovoltaik) Grundvoraussetzung für einen Vertragsabschluss, weil die Parteien oftmals aus zwei verschiedenen Ländern kommen und die Durchsetzung der rechtlichen Ansprüche dadurch schwierig werden kann. Die Vertragsparteien vereinbaren somit durchsetzbare Garantien, um die Vertragsversprechungen auch effektiv abzusichern.

Der Autor Kai-Wilfrid Schröder hat jahrelange Erfahrung in der Projektentwicklung von Erneuerbaren Energien Projekte für die Stromeigenversorgung. Aufgrund vieler bekanntgewordener Projektentwicklungsfehler aus anderen Projekten im Bereich der Erneuerbaren Energien hat Herr Schröder mit einem Ingenieurteam die Beratungsfirma Utility Consultants gegründet, die technische und kaufmännische Analysen für Geldanleger und Investoren in den Erneuerbaren Energien anbietet. Der fachkundige Rat soll den privaten Investor vor Fehlentscheidungen in eine Investition oder eine Geldanlage schützen. Mehr Informationen finden Sie unter http://www.utility-consultant.de/

 

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com

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