Die kommunale Bewegung für den Klimaschutz mit erneuerbaren Energien nimmt weltweit Fahrt auf. Wie Clean Technica berichtet, gibt es aktuell weltweit schon über 100 zum Teil große Städte, die schon mit mehr als 70 Prozent Ökostromversorgung auf einem guten Weg zu 100 Prozent erneuerbaren Energien sind. Über 40 Städte haben sogar schon eine Vollversorgung mit 100 Prozent Ökostrom erreicht.
Beschämend für Deutschland: keine einzige deutsche Stadt in dieser Liste der erfolgreichen Klimaschutzstädte liegt im Land des einstigen Vorreiters für erneuerbare Energien. Es wird Zeit, dass in Deutschland, wo es im letzten Jahrzehnt viele kommunale Beschlüsse für 100 Prozent erneuerbare Energien gab, wieder eine neue offensive Dynamik entfacht wird. Kommunen könnten sehr wohl die Anti-Klimaschutzpolitik der Bundesregierungen unter Kanzlerin Merkel überwinden und Deutschland wieder zum Vorreiter machen.
Ganz anders ist die Dynamik für 100 Prozent erneuerbare Energien in Großbritannien: Heute haben 80 britische Städte verkündet, 100 Prozent erneuerbare Energien bis spätestens 2050 zu verwirklichen, darunter Manchester, Birmingham, Newcastle, Glasgow und 16 Londoner Stadtteile.
Unter den erfolgreichen 40 Städten, die schon 100 Prozent Ökostrom verwirklicht haben, sind Burlington in den USA, Reykjavik in Island und Basel in der Schweiz.
Zu den erfolgreichen Städten, die schon einen Anteil von über 70 Prozent an erneuerbaren Energien verwirklicht haben, gehören neben großen Städten in den Industrienationen wie Vancouver, Montreal, Wellington, Porto, Bozen oder Stockholm auch besonders viele Städte in Entwicklungs- und Schwellenländern. Aus Afrika sind Hauptstädte wie Nairobi (Kenya), Dar es Salaam (Tanzania) vertreten. Erstaunlich viele Städte aus Brasilien finden sich ebenfalls in der Liste.
https://www.cdp.net/en/cities/world-renewable-energy-cities
Das zeigt, dass die erneuerbaren Energien längst in den Schwellen- und Entwicklungsländern angekommen sind. Sie gehören zu den Treibern im Klimaschutz, weil sie mit Erneuerbaren auch kostengünstig ihre Entwicklung befördern können.
Offensichtlich wirkt der Aufforderung des Hollywood-Schauspielers Leonardo Di Caprio vom 3. Dezember 2015 auf der Pariser Klimakonferenz. Er rief die Bürgermeister der Welt dazu auf, keinen Tag mehr zu warten und sofort alles zu tun, um in ihren Städten 100 Prozent erneuerbare Energien zu verwirklichen.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Zwischen 100% Ökostrom und 100% erneuerbare Energie ist ein riesiger Unterschied.
Ich persönlich brauch ca. 1000kWh Strom, 1000kWh Gas und 2000kWh Benzin pro Jahr.
Die meisten dieser „100%-Erneuerbaren“ (tatsächlich ja nur Strom aus Erneuerbaren, also 30%-Erneuerbare) werden das mit Tricks erreichen, indem sie den Graustrom aus dem Netz als aus dem und jenem Ökokraftwerk stammend erklären, an dem sie Anteile besitzen. Ob auch die Leitungen existieren, um den Strom von diesen Kraftwerken zu ihnen zu transportieren, das ist zumindest fraglich.
In Deutschland gibt es auch so Städte wie München, die stolz darauf sind, mehr als 50% ihres Haushaltsstroms aus Erneuerbaren zu beziehen, ein nicht kleiner Anteil davon sogar Wasserkraft aus der näheren Umgebung, aber auch viel Offshore-Windkraft, z.B. „Sandbank“ bei Sylt. Auch hier interessiert es keinen Öko, ob auch die Leitung existieren, um den Strom von der Nordsee nach München zu schaffen. Tatsächlich handelt es sich nur um ein lächerliches sich in die Tasche lügen, denn ein höherer rechnerischer Ökostromanteil in München hat bloß zur Folge, dass bei anderen Stromverbrauchern, die halt kaufen, was aus der Leitung kommt, der Dreckstromanteil rechnerisch steigt. Außer inhaltsleeren Schlagzeilen ist damit NICHTS gewonnen.
Der Ehrenrettung halber darf man allerdings ergänzen: Die Stadtwerke München sind auch eifrig dabei, ihr Fernwärmenetz auszubauen, eine wichtige Voraussetzung, dass solare Wärme wirtschaftlich saisonal gespeichert und verteilt werden kann. Das ist eine wirklich effektive Maßnahme.