Anlässlich der Energy Storage Europe, die vom 13. bis 15 März in Düsseldorf stattfindet, hat pv magazine innovative Speichertechnologien der Aussteller von anerkannten Branchenexperten bewerten lassen. Das vollständige Ranking und die Kriterien stellen wir in der pv magazine energy + storage Sonderausgabe vor, die in Kooperation mit der Messe Düsseldorf erscheint. Bis zur Messe veröffentlichen wir sukzessive die Produkte und Projekte, die es auf die ersten 5 Plätze geschafft haben.
Platz 5: Skalierbare Methanisierungsanlage von Electrochaea
Es wäre Ihnen verziehen, wenn Sie nicht wüssten, dass der Methanothermobacter thermautotrophicus ein winziger Einzeller ist. Trotzdem, er ist die Grundlage eines Energiespeicher-Highlights. Electrochaea verwendet ihn, um Wasserstoff in Methan umzuwandeln. Insgesamt auf Platz fünf, erreicht das Unternehmen mit dieser Einreichung in den Kategorien Innovation und Beitrag zur Energiewende sogar Rang eins.
Als Biokatalysator setzt das Unternehmen eine Variante des Einzellers vom Typ Archaea ein (Foto rechts), die exklusiv von der University of Chicago lizenziert ist. Dort hat man die Technologie so weit entwickelt, dass sie in großen Methanisierungsanlagen eingesetzt werden kann. Die erste Demonstrationsanlage läuft bereits in der Nähe von Kopenhagen mit einem Megawatt elektrischer Leistung.
Das Demonstrationskraftwerk bei Kopenhagen. Foto: Electrochaea
Das Unternehmen will mit seiner Technologie dazu beitragen, in großem Maßstab die regenerativ erzeugte Überschussenergie zu speichern, wenn die Erzeugung die Nachfrage übersteigt. Es sieht Power-to-Gas dabei im Vorteil gegenüber den Alternativen. Pumpspeicher, Druckluftspeicher und Batterien seien in der ökonomisch vertretbaren Speicherzeit limitiert auf einige Stunden bis zu einigen Wochen begrenzt. Im Gegensatz dazu eigneten sich Power-to-Gas auch für die saisonale Speicherung großer Energiemengen.
Die Effizienz der Methanisierung liegt bei über 80 Prozent, schreibt Electrochaea. Die Anlage hat nach Angaben des Unternehmens gezeigt, dass sich die Technologie „schnell“ auf den 100-Megawatt-Bereich skalieren lasse. Es stellt sich die Frage, ob Wasserstoff in Methan umgewandelt werden muss oder ob der Wasserstoff nicht besser direkt gespeichert wird. Die Umwandlung zu Methan hat den Vorteil, dass Methan ohne Einschränkung oder teure Investitionen im bestehenden Erdgasnetz genutzt werden kann. Daher sieht Electrochaea Power-to-Hydrogen nicht als direkten Konkurrenten, sondern als Lieferantentechnologie.
„Power-to-Gas wird eine der entscheidenden Technologien der Energiewende werden“, sagt Tobias Federico. „Es ist notwendig, solche Anlagen in großem Maßstab zu bauen.“ Auch andere Jurymitglieder würdigen die Innovation, sind aber nicht davon überzeugt, dass Power-to-Gas-Technologien in naher Zukunft relevant werden, sondern erst nach 2030. Niedrigtemperaturprozesse und schnelle Reaktionszeiten könnten für die Implementierung der Technologie hilfreich sein. Der Einsatz von Mikroorganismen könnte genau dazu dienen und eine wichtige Innovation in diesem Bereich sein.
Electrochaea stellt auf der Energy Storage Europe auf Stand 8b/D12 aus.
Die Jury:
- Logan Goldie-Scot. Er leitet das Energy Storage Insight Team bei Bloomberg New Energy Finance.
- Tobias Federico. Er ist Gründer und Geschäftsführer des Beratungsinstituts Energy Brainpool.
- Dirk Uwe Sauer. Er ist Professor für elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik an der RWTH Aachen.
- Julian Jansen. Er ist bei IHS Markit Technology Senior Market Analyst für den Batteriespeichermarkt.
- Stephan Schnez. Er ist Senior Scientist im Bereich Corporate Research bei ABB in der Schweiz.
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Folgende Fragen stellen sich:
1. Wo kommt der Kohlenstoff her zur Methanisierung, vor allem, wenn man eine groß skalierte Anlage betreiben möchte?
2. Wenn man KWK mit Brennstoffzellen machen möchte, dann ist es doch einfacher, den Wasserstoff ohne vorherige Umwandlung in Methan und Rückumwandlung in W. zu verwenden?
3. Wenn man „schwierige Anwendungen“ im Auge hat (z.B. Flugzeuge), dann wird man doch Flüssigkraftstoffe produzieren müssen? Für Flugzeuge und für die saisonale Speicherung ist drucklose Speicherung doch sinnvoller?
4. Wie ist es mit der Klimawirkung? Bei jedem industriellen Vorgang gibt es auch Verluste. Das Methan bleibt etwa 12 Jahre in der Atmosphäre, bis es sich zersetzt. Ist das besser oder schlechter als Wasserstoff?