Das Amtsgericht München hat am Dienstag das Insolvenzverfahren der Phoenix Solar AG eröffnet und Rechtsanwalt Michael Jaffé zum Insolvenzverwalter bestellt. Er war zuvor bereits als vorläufiger Insolvenzverwalter des Münchner Photovoltaik-Unternehmens berufen worden. Er zeichnet in einem Gutachten ein düsteres Bild für die Aktiengesellschaft. „Das Vermögen der Phoenix Solar AG besteht im Wesentlichen noch aus den Beteiligungen an den nicht insolventen Tochtergesellschaften im asiatisch-pazifischen Raum, in Italien, in Griechenland sowie im Nahen und Mittleren Osten. Hierfür laufen die Verhandlungen mit potenziellen Investoren. Der Ausgang ist allerdings noch ungewiss“, sagt Insolvenzverwalter Michael Jaffé in seinem am Dienstag veröffentlichten Gutachten zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens. „Aller Voraussicht nach werden die Verwertungserlöse jedoch nicht ansatzweise ausreichen, um die fälligen Verbindlichkeiten der Phoenix Solar AG zu decken.“
Die Phoenix Solar AG fungierte als Finanzholding für ihre weltweit tätigen Projekt- und Tochtergesellschaften. Für die 13 Mitarbeiter im bayerischen Sulzemoos läuft das Insolvenzgeld zum Monatsende aus, aber der normale Geschäftsbetrieb dort war bereits vorinsolvenzlich zum Erliegen gekommen, wie ein Sprecher der Anwaltskanzlei auf Nachfrage von pv magazine erklärte.
„Deutschland war in den vergangenen Jahren ohnehin nur noch ein Randbereich für Phoenix Solar“, so der Sprecher. Demnach trug Europa inklusive Deutschland 2016 insgesamt nur noch 0,8 Prozent zum Konzernumsatz bei, die meisten Umsätze erzielte das Unternehmen dabei noch in Italien. Bis 2012, in den Hochzeiten des hiesigen Photovoltaik-Marktes, erzielte der Konzern noch den Großteil seiner Umsätze im Handelsgeschäft in Deutschland.
Den größten Anteil am Konzernumsatz erzielte der Konzern 2016 demnach mit 78 Prozent oder 109 Millionen Euro in den USA – dort nahm das Ende des Konzerns seinen Anfang. Die Phoenix Solar AG hatte am 13. Dezember 2017 Insolvenzantrag gestellt, nachdem ein großer Kunde der US-Tochter projektbezogene Akkreditive im Umfang von rund acht Millionen US-Dollar gezogen hatte. Etwa 50 der insgesamt 120 Mitarbeiter im Konzern arbeiteten dem Sprecher zufolge bei der US-Tochter Phoenix Solar Inc. Diese hatte selbst am 29. Dezember 2017 einen Insolvenzantrag nach Chapter 7 des US Bankruptcy Code gestellt, nachdem Kunden bereits vorab wichtige Aufträge gekündigt hatten. Für die US-Tochter gibt es der Mitteilung zufolge keine Fortführungslösung, auch hier sei der Betrieb inzwischen eingestellt.
Jetzt sollen im weiteren Insolvenzverfahren die Forderungsansprüche der Gläubiger vom Gericht geprüft werden, während Investorengesprächen zu weiteren Tochtergesellschaften fortgesetzt werden. „Die Tochtergesellschaften sind für strategische Investoren interessant, die in Verbindung mit eigenen Projekten nach einer etablierten Einheit suchen und hier entsprechende Synergien heben können“, sagt Insolvenzverwalter Michael Jaffé.
Am aussichtsreichsten ist demnach der Verkauf der italienischen Beteiligungen, die einen Solarpark auf Sizilien im Eigentum halten. Hierzu seien bereits zahlreiche Gespräche mit mehreren potenziellen Käufern geführt worden und erste Kaufangebote lägen vor. Dies gelte auch für Anteile an einer Photovoltaik-Anlage im deutschen Waltenhofen. Für die Tochtergesellschaften von Phoenix Solar im asiatisch-pazifischen Raum werde ebenfalls ein Vertragsabschluss mit einem der interessierten potentiellen Investoren schnellstmöglich angestrebt. Dort machte das Unternehmen dem Sprecher zufolge 2016 noch einen Umsatz von neun Millionen Euro. „Ob dies gelingt, kann noch nicht prognostiziert werden“, so Insolvenzverwalter Michael Jaffé in seinem Gutachten. Auch für die Tochtergesellschaften in der Türkei und in Oman werde noch mit potenziellen Interessenten verhandelt, wobei hier erheblich schwierigere Rahmenbedingungen gegeben seien. Daneben werde nach einer Fortführungsmöglichkeit für die Tochtergesellschaft in Griechenland (Phoenix Solar M.E.P.E., Athen) gesucht. Dem Insolvenzverwalter zufolge haben potenzielle Investoren auch Interesse an den umfangreichen Markenrechten der Phoenix Solar AG angemeldet. Auch hierzu liefen Verwertungsverhandlungen, für deren Abschluss der Weg mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens frei sei.
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