EU-Kommissionsvizepräsident Maros Sefcovic hat am Freitag in Brüssel den Aktionsplan für eine große Batterieproduktion in Europa vorgestellt. „Unser Ziel für das Bündnis ist einfach, aber die Herausforderung gewaltig. Wir wollen, fast von Grund auf, eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Herstellung von Batteriezellen in Europa schaffen“, sagte der Politiker, der für die Energieunion zuständig ist. Den Aktionsplan hat die Europäische Batterie-Allianz entwickelt, die seit Oktober die hiesige Großproduktion vorantreibt.
Um gegen die marktdominierenden Unternehmen insbesondere aus Fernost quasi als Neuling Fuß zu fassen, sind Sefcovic zufolge besonders innovative Produkte nötig – sprich „grüne“ Hochleistungsbatterien. „Das bedeutet: nachhaltige und verantwortungsvolle Rohstoffversorgung, saubere Produktionsprozesse, Recyclingfähigkeit und Zweitverwertung“, sagte der Politiker. Der 20-Punkte-Aktionsplan umfasst dabei Sicherheits- und Umweltstandards sowie Fragen zur Finanzierung. So soll sich künftig aus einer umweltschonenden Produktion ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den Anbietern aus Fernost ergeben, gekennzeichnet durch ein entsprechendes EU-Label. Auch für die Herkunft der Rohstoffe soll es verbindliche Vorgaben geben, zum Beispiel beim Kobalt. Der Aktionsplan sieht außerdem Fördergelder der EU oder auch von den Mitgliedsstaaten vor, zum Beispiel für die Finanzierung von Demo-Projekten. Einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge will der EU-Kommissar dazu im Mai konkrete Zahlen nennen.
Die EU rechnet bis 2025 in Europa mit einem Batteriemarkt mit einem Volumen 250 Milliarden Euro pro Jahr, was „so groß wie die gesamte dänische Wirtschaft“ sei, sagte Sefcovic. Für diesen Markt seien zwischen 10 und 20 Gigawattfabriken in Europa notwendig. Sefcovic rechnet damit, dass der Aufbau von Produktionskapazitäten für 10 Gigawattstunden etwa eine Milliarde Euro kostet. Nötig seien voraussichtlich Gesamtinvestitionen von etwa 20 Milliarden Euro. Erst jüngst hat das Bündnis von Northvolt und ABB einen Kredit der Europäischen Investitionsbank über 52 Millionen Euro erhalten.
Im Oktober vergangenen Jahres hatte die EU die Batterie-Allianz ins Leben gerufen, um so eine künftige Batterieproduktion zu forcieren. Seitdem haben bereits mehrere Unternehmens-Konsortien ihre Pläne für Batterie-Großproduktionen vorgestellt: etwa das bereits erwähnte Bündnis von Northvolt und ABB in Schweden, TerraE in Deutschland und schließlich erst diesen Donnerstag die Unternehmensinitiative der Total-Tochter Saft, an dem sich auch Siemens beteiligt.
Das neue Konsortium will zunächst eine neue Generation an Batterien auf Basis von festen Materialien entwickeln. Danach soll eine skalierbare Produktionseinheit mit einer Kapazität von einer Gigawattstunde pro Jahr entwickelt werden. Das belgische Unternehmen Solvay soll Chemikalien, Manz seine Expertise bei der Montage von Batterien und Siemens seine Automatisierungslösungen einbringen.
Eine innovative Werksautomatisierungssysteme für eine effizientere Batteriefertigung sei „ein wesentlicher Gesichtspunkt dafür, dass sich Europa als wettbewerbsfähiger Player im Bereich Batterieherstellung etabliert“, sagt ein Siemens-Sprecher auf Nachfrage von pv magazine. Eine effektive Produktionsmethode soll dabei auch den Verbrauch von Rohstoffen reduzieren.
„Die Pläne der EU-Kommission, eine Batterie-Allianz zu schmieden und diese zu fördern, sind strategisch richtig und kommen auch zum richtigen Zeitpunkt“, erklärt Ulrich Ehmes, Vorsitzender des Aufsichtsrats bei TerraE. „Eine Investition in eine große Zellproduktion erfordert Kapital. Und hier kann die EU helfen ein solches Vorhaben anzuschieben.“ Am TerraE-Projekt „Fab4Lib“ sind Manz, Siemens und Solvay ebenfalls beteiligt. „Das zeigt, dass wir auf die richtigen Partner gesetzt haben“, sagt Ehmes, der das Saft-Projekt sogar begrüßt, weil es auf die nächste Generation von Lithium-Ionen-Zellen ziele. „Auch darum muss sich jemand kümmern. Das wird dann in zehn Jahren marktreif sein“, sagt Ehmes.
Während heimische Unternehmen an der eigenen Batterieproduktion arbeiten, wollen nach dem „Handelsblatt“-Bericht auch Batteriebauer aus Asien insbesondere in Osteuropa Produktionsstätten aufbauen und so näher an ihre Abnehmer auf dem europäischen Markt rücken. Länder wie Polen und die Slowakei bewerben sich dabei als Produktionsstandorte.
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