CDU, CSU und SPD nehmen ihre Koalitionsverhandlungen in Berlin auf. In einem Papier zu den Sondierungsergebnissen sind unter anderem zusätzliche Ausschreibungen für Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt vier Gigawatt für 2019 und 2020 vorgesehen. Nach Ansicht des Solar Clusters Baden-Württemberg wird dies allein aber nicht ausreichen, dass Deutschland sein Ziel von 65 Prozent erneuerbare Energien bis 2030 erreichen kann. Die Vereinigung forderte daher am Freitag von den Parteien eine Reihe weiterer Maßnahmen. „Ziele ohne eine entsprechende Unterfütterung mit adäquaten Maßnahmen hatten wir schon genug“, sagte Geschäftsführer Jann Binder.
Das jährliche Ausbauziel für die Photovoltaik sollte auf zehn Gigawatt angehoben werden. Derzeit liegt es bei 2,5 Gigawatt pro Jahr, was allerdings seit 2014 nicht mehr erreicht wurde. „Um das neu vereinbarte 65-Prozent-Ziel zu erreichen, benötigen wir ab sofort bis 2030 jedes Jahr rund fünfmal so viel neu errichtete Solaranlagen“, erklärte Binder. Neben der Photovoltaik sei auch die Windkraft maßgeblich um das Ziel zu erreichen. Jeweils 120 Gigawatt installierte Leistung müsste bei den beiden Technologien bis 2030 erreicht werden. Bis Ende 2017 wurden kumuliert etwa 43 Gigawatt Photovoltaik-Anlagen und 56 Gigawatt Windkraft-Anlagen in Deutschland zugebaut. „Angesichts der hohen Akzeptanz von Photovoltaik-Anlagen sowie dezentraler Bereitstellung von Strom kann die Photovoltaik einen wichtigen wirtschaftlichen Beitrag zur Energiewende leisten, der zudem für die überregionalen Netze unkritisch ist“, heißt es von der Vereinigung weiter.
Das Solar Cluster Baden-Württemberg fordert von der Politik positive Signale für mehr Photovoltaik und Windkraft im Land. So sollte der Deckel von 52 Gigawatt bei der Photovoltaik abgeschafft werden. Momentan ist im EEG festgeschrieben, dass die Solarförderung ausläuft, wenn Anlagen in dieser Größenordnung in Deutschland installiert sind. Zudem müsste das Ausschreibungsvolumen für Freiflächenanlagen von derzeit 600 Megawatt auf 3000 Megawatt angehoben werden. „Auch die flexible monatliche Degression der Einspeisevergütung bedarf dann einer Anpassung an das erhöhte Zubauziel“, so Binder weiter. Das Solar Cluster Baden-Württemberg fordert auch die Abschaffung der anteiligen EEG-Umlage auf den Eigenverbrauch und die Gleichstellung von Direktlieferung und Eigenverbrauch. Letzteres würde neue Geschäftsmodelle für solare Quartierslösungen ermöglichen.
Nach Ansicht der Vereinigung wird sich eine Verdopplung der Photovoltaik-Leistung in Deutschland auch kaum auf die EEG-Umlage auswirken. Jedes Gigawatt neu installierte Leistung falle derzeit mit weniger als 0,013 Cent pro Kilowattstunde bei der EEG-Umlage ins Gewicht. Damit würden Photovoltaik-Anlagen mit zusätzlich 50 Gigawatt die Umlage gerade einmal um 0,6 Cent pro Kilowattstunde steigen lassen, rechnet das Solar Cluster Baden-Württemberg vor. Wenn die Politik eine CO2-Abgabe von 30 Euro pro Tonne einführen würde, könnte die EEG-Umlage sogar sinken. Die Politik müsse daher auch die derzeitige Finanzierung der Energiewende überprüfen und neu aufstellen. Die Vereinigung begrüßte daher auch ausdrücklich die ursprünglich im Ergebnispapier enthaltene Formulierung, dass die EEG-Umlage stabilisiert werden muss und der Staatsanteil an den variablen Stromkosten sinken soll.
Offener Brief: AKW schneller abschalten
In einem offenen Brief haben die Anti-Atom-Organisation „ausgestrahlt“, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Bundesverband Windenergie (BWE) und das Umweltinstitut München anlässlich der beginnenden Koalitionsverhandlungen von Union und SPD eine schnellere Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschand gefordert. Sie verwiesen darauf, dass im Sondierungspapier keine Aussagen zur Zukunft der Atomkraft enthalten seien. Das Weiterlaufen der AKW sei allerdings „ein erhebliches Hindernis für den Ausbau der erneuerbaren Energien“. Für den Klimaschutz sei der Zubau von Windkraft, Photovoltaik und Co. aber zentral. „Die bis Sommer 2018 anstehende Überarbeitung des Atomgesetzes müsse genutzt werden, um die Übertragung weiterer Strommengen auf die noch laufenden AKW zu verhindern“, fordern die Unterzeichner in ihrem Schreiben an die Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD.
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In dem „Papier zu den Sondierungsergebnissen“ sind lediglich die Zusatzausschreibungen mit je 2 GW p.a. festgeschrieben. Im Bereich Windenergie deckt das so in etwa die 2019+2020 wegen sogenannter Bürgerwindeenergie (ohne Genehmigung, längere Realisierungsfristen) ausfallenden Installationen aus, Über zusätzliche PV-Installationen soll 2018 eine Kommission beraten, 2019 soll es dazu Gesetze geben (oder auch nicht). Mal sehen, ob in der Koalitionsverhandlung festgelegt wird, dass das Solar Cluster BW in der Kommission vertreten sein wird 😉
Eine Verkürzung für die KKW-Laufzeiten zu fordern, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt aussichtslos und wenig effektiv. Die Gesellschaft hat sich (mit Wahl der GroKo-Parteien schon immer) mehrheitlich dafür entschieden, die entsprechenden Unfallrisiken zu tragen, und wenn in den nächsten fünf Jahren noch ein KKW hochgeht, dann haben die Leute in der Umgebung und deren Banken, die die dann wertlosen Wohnhäuser finanziert haben, eben Pech gehabt. Den größeren Teil der Risiken der KKW haben wir immerhin schon hinter uns gelassen und Glück gehabt.
120 GW PV-Leistung ohne Speicher sind doch Unsinn, weil man dann im Sommer über Mittag weit mehr Strom erzeugt als Deutschland verbraucht den niemand braucht. Von daher wird das auch sicher so nicht kommen.
Solange die Braunkohlekraftwerke auf Hochtouren laufen bezweifle ich sehr das es Unsinn ist die PV- und Windleistung zu erhöhen. Hier brauchen wir sehr dringend den Wechsel von Braunkohle zu Erneuerbaren. Selbst wenn die Leistung der Erneuerbaren über die vorhandene Technik zur Mittagszeit abgeregelt wird ist es immer noch besser als Braunkohle zu verfeuern.
Da Solaranlagen nachts 0 Watt liefern ist ihr Argument Unsinn
Warum sollen die Speicher nicht kommen, wenn die Politik endlich die Blockade Eigenverbrauchsabgabe und Graustromverbot aufhebt. Nicht exotische Zell- und Duennschichttechnologien haben bei der PV das Rennen gemacht. Ich habe seit vielen Jahren mit LiFePO4 Zellen zu tun. Bei entspechender Massenproduktion und geschlossenem Recycling-Kreislauf sind die mit hohen Zyklenzahlen und hohem Wirkungsgrad problemlos der PV an die Seite zu stellen. Mit EEG 2014 hat man bloß den beginnenden Markt bei Gewerbeanlagen abgewürgt. Mit Absicht, die sollen halt weiter bei den Großen kaufen. Gleichzeitig geht die Sachsenregierung mit Unterstützung von IGBCE her und sagt: Mehr EE-Strom geht nur mit mehr Speicher. Zynisch und perfide. Nun gab es ein paar Alibiprojekte wie den 15 MWh-Speicher in Chemnitz und die LEAG höchstpersoenlich will ein paar Großspeicher zur Verbesserung der Regelfaehigkeit ihrer Dreckschleudern bauen. Die breite Markteinführung: verhindern so lange es geht.