Traditionell wird die Handelsblatt Jahrestagung Energiewirtschaft eigentlich vom aktuellen Bundeswirtschaftsminister eröffnet. Doch nicht so 2018 beim 25. Treffen. Während Deutschland weiter nach einer Regierung sucht, scheut die Politikprominenz eher das Licht der Öffentlichkeit. So findet sich neben Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries auch ihre Umweltkollegin Barbara Hendricks nicht im Konferenzprogramm, auch wenn beide noch geschäftsführend im Amt sind.
Die Eröffnung der Veranstaltung in Berlin oblag so Johannes Teyssen. Der Vorstandschef von Eon fand dabei teilweise erstaunliche Worte und erklärte gleich zu Beginn an die Vertreter der Energiewirtschaft: „In der aktuellen Situation ist weder Hybris noch Depression angebracht.“ Eon hatte 2014 als einer der ersten deutschen Energiekonzerne den Schritt in die neue Energiewelt gewagt. Mittlerweile ist das konventionelle Stromgeschäft in Uniper abgespalten worden und Eon konzentriert sich vor allem auf erneuerbare Energien und Kundenlösungen.
Wie sehr sich Eon von der alten Energiewelt bereits verabschiedet hat, wollte Teyssen wohl an diesem Tag in Berlin demonstrieren. So bezeichnete er die aktuellen Debatten um die Kosten der Photovoltaik und erneuerbaren Energien als „völligen Blödsinn“. Er kritisierte dabei, dass die hohen Einspeisevergütungen aus vergangener Zeit immer noch zur Argumentation gegen die Photovoltaik genutzt würden. „Wie kann man so behämmert sein, die alten Kosten zu nehmen, um die Debatten von heute zu führen“, fragte Teyssen ins Auditorium. Er forderte die Teilnehmer auf, sich an der Realität zu orientieren. „Wir müssen die Debatten erwachsen führen“, so der Eon-Chef.
Worte, die Teyssen vor 2014 in dieser Form wohl nicht über die Lippen gekommen wären. Er sprach weiter davon, dass der „gigantische Kostenfortschritt bei den Erneuerbaren“ anerkannt werden müsse. Dennoch sei der logische Schluss nicht, dass nun alles gut sei. „Nein es ist nicht alles gut. Wir haben noch das Speicherproblem“, so Teyssen. Doch auch hier habe es in den vergangenen Jahren enorme Kostenfortschritte gegeben und auch für die nahe Zukunft sei von weiteren massiven Senkungen auszugehen. „Das Speicherproblem könnte sich somit teilweise lösen“, sagte der Eon-Vorstandschef. Er schränkte aber ein, dass die Batteriespeicher nur bei kurzfristigen Schwankungen helfen würden, die saisonalen Probleme könnten sie dagegen nicht lösen.
Teyssen wies in seiner Rede auch auf die Bedeutung von Kundenbeziehungen für die Unternehmen hin. „Politiker und Medien könnten ihre Meinung beliebig ändern. Wir als Unternehmen haben aber direkt mit den Kunden zu tun und wir dürfen ihnen nichts versprechen, was wir dann nicht halten können“, so der Eon-Chef. Er bezeichnete in diesem Zusammenhang die Verschiebung vom zentralen zu einem dezentralen Energiemarkt als „fundamental und nicht mehr aufzuhalten“. Dies habe disruptive Konsequenzen für die Unternehmen und die Kundenbeziehungen.
Im Zuge dieser Disruption wundert es dann auch fast nicht mehr, dass Teyssen Eon als „das schnellst wachsende Unternehmen im Solarbereich in Deutschland“ bezeichnete. Allerdings schränkte er ein, dass man dabei immer auch den Basiswert sehen müsse und dieser bei Eon bislang noch nicht so hoch gewesen sei. „Wenn wir über Jahre stark wachsen, dann hat sich auch diese Perspektive erledigt“, so Teyssen weiter. Er betonte dabei auch, dass Eon beim Ausbau des Photovoltaik-Geschäfts auch mit Partner zusammenarbeite. „Wir kooperieren mit Google, etwa bei der Planung von Dachanlagen.“ Doch man müsse sich die Partner auch genau anschauen. „Wir wollen nicht alles mit Google machen, denn natürlich muss man die Verhältnisse sehen. Wenn ein Riese zudrückt, dann muss man sehen, was übrig bleibt“, sagte Teyssen mit Blick auf den US-Konzern weiter.
Zum Schluss seiner Rede ging der Eon-Chef auch noch auf die aktuelle politische Lage ein. Er erkenne keinen Perspektivwechsel bei den Sondierungsgesprächen. Die dort vereinbarte Aufgabe des Klimaziels 2020 rege ihn nicht auf. Er halte solche Ziele eher für Symbolpolitik. Es müsse immer geschaut werden, wann diese ausgerufen wurden. „Wir sollten in der Energiepolitik einen Wechsel vollziehen: Statt präziser Ziele brauchen wir Ambitionen und einen Instrumentenkasten und dann müssen wir schauen, was wir wirklich erreichen.“
Teyssen, der von den Veranstaltern als der „neue aufrechte Kämpfer gegen Kohlekraftwerke“ angekündigt wurde, wies diese neue Rolle während seiner Rede von sich. „Ich sage nur, der nachhaltige Weg ist der richtige. Kohle wird perspektivisch keine Bedeutung mehr haben“, so der Eon-Chef. Teyssen plädierte etwa für einen wirksamen CO2-Preis, ohne jedoch eine konkrete Höhe zu nennen. Damit könnten Investitionen in die richtige Richtung gelenkt werden.
„Die aktuelle Politik macht den Erneuerbaren-Ausbau noch zu teuer“, erklärte Teyssen. Zugleich kämen die Erneuerbaren so nicht in den Sektoren Wärme und Verkehr an. Mit einem angemessenen CO2-Preis ließe sich dies lösen. Es sei klar, dass Deutschland enorme Investitionen in Erneuerbare getätigt habe und tätigen müsse. Was aber nicht gehe, dass dieser grüne Strom dann billig in die Nachbarländer verramscht werde. Ziel müsse es sein, die sauberen Energien in den Markt zu tragen. Dazu brauche es den richtigen Instrumentenkasten und überzeugende Antworten, doch diese fehlten bei den Sondierungsgesprächen bislang. So verwundert es vielleicht auch nicht wirklich, dass die Spitzenpolitiker in diesem Jahr die Veranstaltung meiden.
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Herr Teyssen hat damit nachvollzogen, was intelligenteren Menschen schon seit Jahren klar war. Immerhin dazu reicht seine Intelligenz, was man nicht von allen Akteuren, insbesondere in den Medien (siehe die jüngste Debatte in der „Welt“) sagen kann. Die neuesten gedanklichen Weiterentwicklungen wird er in ein paar Jahren sicher auch aufgreifen können.
Worauf es, insbesondere für die Solarenergie, ankommt, nämlich die saisonale Speicherung, ist im Wärmebereich ja schon gelöst. Im Strombereich ist die nächste anzugehende Herausforderung die selten auftretende mehrwöchige Dunkelflaute. Problem ist, dass Einrichtungen, die nur in diesem Fall gebraucht würden, zu teuer in der Vorhaltung sind. Für einen wirtschaftlichen Betrieb braucht man etwas, das in diesem Fall etwas mehr Leistung zur Verfügung stellen kann, als im Alltag üblich. Auf dem gegenwärtigen Stand wären die Kandidaten Power-to-Gas und Biogas. Die können auch mehrere Wochen reichende Vorräte anlegen, gleichzeitig aber als flexible Erzeuger die täglich auftretenden Diskrepanzen von Angebot und Nachfrage ausgleichen. Damit ist eher ein wirtschaftlicher Betrieb möglich als mit Anlagen, die nur wenige Male im Jahr benötigt werden. Solar erzeugtes Gas könnte auch von etwas weiter her (Sahara o.ä.) kommen, wo die solaren Erträge höher sind und die Fläche billiger.
Seasonal Storage at low cost and high reliability can be done in the water reservoirs of Hydropower dams (“ Water Batteries“) by means of floating PV systems.
Per hectare water surface up to 1.5 Megawatt of highly efficient water cooled HydroPV generating capacity can be installed for maximum supply in the summer when irradiance is high and water is scarce. The reservoir water can be saved from evaporation and used for electricity generation when convenient.