85 Prozent der Hamburger und Schleswig-Holsteiner schätzen die Bedrohung durch den Klimawandel groß ein und 73 Prozent stehen der Energiewende positiv gegenüber. Das geht aus der Studie „Einstellungen zur Energiewende in Norddeutschland – erste Befragung im Rahmen der Akzeptanzforschung für das Projekt NEW 4.0“ hervor, die das Verbundprojekt Norddeutsche Energiewende NEW 4.0 am Freitag vorgestellt hat. Unter jenen 27 Prozent, die der Energiewende nicht positiv gegenüberstanden, hatten 17 Prozent keine Meinung, zehn Prozent sahen in ihr eher Nachteile. „Bei einem Teil der Befragten herrschten Unsicherheiten technischer Art, ob sich beispielsweise die Kernkraft durch die erneuerbaren Energien ersetzen lässt oder die Stabilität des Energiesystems erhalten bleibt“, erklärt die Studienautorin Astrid Saidi auf Nachfrage von pv magazine.
In der Umfrage erreicht das Thema „Umwelt-/ Klimaschutz und Energiefragen“ im Ranking der wichtigsten Themen für Deutschland den fünften Platz. Es liegt hinter den Themen Einwanderung, Altersversorgung, Terrorismus und Bildungspolitik. „Dies zeigt natürlich auch ein Stück weit, dass die Dringlichkeit des Themas bisher noch nicht so wahrgenommen wird“, sagt Saidi.
Die Umfrage zeigt dabei ein Problem der Energiewende auf. Denn fast die Hälfte der Befragten findet die technischen Details nur schwer verständlich, beinahe jeder zehnte konnte gar mit dem Begriff „Energiewende“ nichts anfangen. „Solche Informationsdefizite gefährden die eigentlich hohe Zustimmung zur Energiewende“, sagt NEW 4.0-Projektkoordinator Werner Beba. Deswegen liege ein Fokus des Projekts auf der Akzeptanzförderung: „Wir wollen den Bürgern in Schleswig-Holstein und Hamburg transparent, anschaulich und lebensnah aufzeigen, welche großen Chancen eine verlässliche und klimafreundliche Energieversorgung für die Region und Deutschland hat.“ Im Frühsommer soll dazu eine Roadshow starten, um den Bürgern der Modellregion das Verbundprojekt näher zu bringen. Ein großes Exponat soll zeigen, wie das Energiesystem der Zukunft aussehen kann. Dabei soll es auch um die technologische Herausforderungen der Energiewende gehen – von der Speicherung bis zur Sektorenkopplung.
Für die Studie befragte das vom Verbundprojekt beauftragte Berliner Institut Ipsos Public Affairs zwischen Juni und Juli 2017 knapp über 1000 Menschen ab 18 Jahren aus Schleswig-Holstein und Hamburg. Die Projektinitiative mit rund 60 Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik will in einem länderübergreifenden Großprojekt eine nachhaltige Energieversorgung realisieren und zugleich die Zukunftsfähigkeit der Region stärken. In dem auf vier Jahre angelegten Projekt NEW 4.0 will die „Innovationsallianz“ einen Entwicklungspfad für das Ziel 100 Prozent erneuerbare Energien in der Region bis 2035 legen. Das Ende 2016 gestartete Projekt wird im Rahmen des Förderprogramms „Schaufenster Intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“ mit rund 46 Millionen Euro durch das Bundeswirtschaftsministerium gefördert, weitere 60 bis 80 Millionen Euro werden nach eigenen Angaben die beteiligten Unternehmen investieren.
Die komplette Studie ist auf der Projektwebsite www.new4-0.de unter „Materialien“ abrufbar.
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