Am Neujahrsmorgen 2018 haben die in Deutschland installierten Erneuerbaren-Anlagen genügend Strom produziert, um den kompletten Bedarf zu decken. Dies zeigen die Zahlen auf dem Informationsportal Smard, das das Bundeswirtschaftsministerium und die Bundesnetzagentur vor rund einem halben Jahr gestartet haben. Gerade in den Stunden zwischen drei und sechs Uhr lagen Nachfrage und Erzeugung aus Erneuerbaren dicht zusammen.
Die „Süddeutsche Zeitung“ (Freitagausgabe) datiert die „saubere Premiere“, also das Deutschland erstmals in der Geschichte komplett mit erneuerbarem Strom versorgt wurde, auf den 1. Januar sechs Uhr. Dabei lag die Stromnachfrage bei knapp 41.000 Megawatt und damit auf einem sehr niedrigen Niveau. Allein die in Deutschland an Land und auf See installierten Windräder schafften mehr als 34.500 Megawatt zu decken. Biomasse und Wasserkraft erzeugten zu dieser Zeit gut mehr als 6000 Megawatt Strom. Wenig überraschend und etwas schade – die Photovoltaik-Anlagen konnten zur historischen Stunde keinen Beitrag leisten.
Die Zahlen sind noch mit Vorsicht zu genießen. Vergleicht man sie mit den Daten zu Stromverbrauch und -erzeugung beim „Agorameter“ von Agora Energiewende so sieht es eher nach 90 Prozent aus. Die Nachfrage wird dort zu dieser Zeit mit gut 45.000 Megawatt angegeben. Allerdings verweist auch der Berliner Think-Tank darauf, dass die Zahlen und Statistiken noch vorläufig seien.
Vielleicht hat man hier auch ein bisschen aus der Vergangenheit gelernt. Denn für den Pfingstsonntag 2016 meldeten viele Medien auf von Agora Energiewende veröffentlichten Zahlen, dass die Erneuerbaren-Energien-Anlagen 100 Prozent des Strombedarfs mit ihrer Erzeugung hätten theoretisch decken können. Wenig später musste man die Zahlen dann doch nochmal ein bisschen nach unten korrigieren.
Gerade Feier- oder Sonntage sind wegen der traditionell geringen Stromnachfrage prädestiniert für hohe Anteile von erneuerbaren Energien. An dem Pfingstsonntag kamen kräftiger Wind und strahlender Sonnenschein zusammen. Nach Aussagen der Süddeutschen Zeitung galten daher auch immer Pfingsten oder der 1. Mai als „heiße Kandidaten“ für das Erreichen einer Stromversorgung mit 100 Prozent erneuerbaren Energien. „Niemand hat erwartet, dass wir die 100 Prozent ausgerechnet an einem Wintertag früh morgens erreichen“, zitiert das Blatt daher auch Rainer Baake, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium.
Egal ob 90, 95 oder 100 Prozent – beide Statistiken zeigen deutlich, dass am kompletten Neujahrstag wesentlich mehr Strom erzeugt wurde als verbraucht. So verwundert es auch nicht, dass die Strompreise an der Börse Silvester 23 Uhr in den negativen Bereich rutschten und auch bis 15 Uhr dort verblieben. Für Betreiber von erneuerbaren Energien, die sich in der verpflichtenden Direktvermarktung befinden, bedeutet dies, dass sie für diese Zeit keine Vergütung für ihren erzeugten Strom erhalten – nicht zuletzt weil die Kohle- und Gaskraftwerke in Deutschland munter weiter produzierten.
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Nicht „die Kohle und Gaskraftwerke“ produzierten munter weiter Strom,
obwohl genügend Strom aus Erneuerbaren Kraftwerken im Netz war.
Es sind die Braunkohle- und Atomkraftwerke die nur etwas gedrosselt
weiter Strom erzeugten.
Gas – und Steinkohlekraftwerke waren auf ein Minimum reduziert.
Deshlab ist es höchste Zeit, das vorrangig die Braunkohle- und Atomkraftwerke stillgelegt werden, da diese nur schlecht mit der
schwankenden Erzeugung von Wind- und Solarkraftwerken zurechtkommen.
Der letzte Satz des Artikels vom „munter weiterproduzieren“ ist durch die Daten keineswegs gedeckt: „Munter weiter“ produziert haben vor allem die Biogaskraftwerke, obwohl die von der Technologie her am leichtesten ihre Produktion reduzieren könnten. Offensichtlich sind hier die Anreize falsch gesetzt. Ebenfalls sehr unflexibel und das in relevanter Höhe waren die „Sonstigen“. Das sind wahrscheinlich Müllverbrenner und Heizkraftwerke, die sich im Prinzip auch bedarfsgesteuert fahren ließen. Die Braunkohle-Kraftwerke haben ihre Leistung immerhin auf die Hälfte gedrosselt, auch die Kernkraftwerke können offensichtlich ihre Leistungsabgabe merkbar reduzieren. Steinkohle war über einen längeren Zeitraum (31.12.) ganz auf 0 gefahren, und auch sonst sehr an den Bedarf angepasst. Die fossilen Gaskraftwerke leisteten die ganze Zeit keinen relevanten Beitrag.
Der langen Rede kurzer Sinn: Es gibt noch reichlich Reserven um mehr Erneuerbaren Strom im Netz unterzubringen, wenn alle technologischen Möglichkeiten ausgenutzt werden. Insbesondere bei den von Einspeisevergütungen unterstützten Biogaskraftwerken sollten die Vergütungen davon abhängig gemacht werden, dass die Einspeisung netzdienlich erfolgt. Bei denen, die es als Besitzstand haben, dass sie beliebig produzieren dürfen, wird man finanzielle Anreize geben müssen, bei allen neu hinzukommenden sollte man von vornherein die Netzdienlichkeit zur Bedingung machen.
Werter Herr Wagner,
wie verblendet muß man sein, um eine derartige Schlußfolgerung zu ziehen ?
Eine stabile Grundversorgung „Rund um die Uhr“ für 8760 Stunden im Jahr
ist wegen fehlender Stromspeicher im TWh-Bereich momentan und im kommenden Jahrzehnt nur mit Kohlekraftwerken möglich !
Schauen Sie sich die trotz Milliardeninvestitionen in Wind- und Photovoltaikanlagen erzeugte Leistung in der Zeit vom 05.02. – 09.02.2018
an ! Diese lag im Mittel bei < 3 GW !
Hallo JCW – was ist das für ein Unfug ! Dein Beitrag zeugt von totalem Unwissen über die Regularien des deutschen Stromnetzes !!
1. Woher soll die Grundlast von ca. 50000 MW „Rund um die Uhr “ für 8760 Std./Jahr kommen, die
derzeit zu nahezu 80 % von den Kernkraft – und Kohlekraftwerken erbacht werden ?
2. Woher soll die Regellast für die Frequenzregelung mit +700MW/-500MW in 30 s , die derzeit
über die Primär- und Sekundärregelung der Kohlekraftwerke erbracht wird , kommen ?
3. Woher soll die Spitzenlast zur Ausregelung der „Tagesganglinie“ kommen (25000MW) ?