Preise von Batterie- und Solarmodulen: Antworten auf Teilnehmerfragen aus dem Webinar

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Andreas Piepenbrinks Aussagen dürfte für einen Teil der Teilnehmer des Webinars ernüchternd gewesen sein. Nach seinen Ausführungen zum Batteriemodulmarkt ist kurzfristig nicht mit weiteren dramatischen Preissenkungen zu rechnen. Im Gegenteil, so der Geschäftsführer des Batteriesystemherstellers E3/DC und Initiativpartner des Webinars. Hersteller müssten schon jetzt sicherstellen, dass sie die Batteriemodule in Zukunft überhaupt bekommen können. Das liege an der Nachfrage, die aus der Automobilbranche kommt. Auch bei den Kosten der weiteren Komponenten eines Batteriespeichersystems, etwa der Leistungselektronik und dem Gehäuse, sei nicht mit einer dramatischen Kostensenkung zu rechnen. Im Vergleich zu Solarwechselrichtern seien die Stückzahlen viel geringer, so dass deren Preisentwickliung nicht Eins-zu-eins übertragbar sei. (siehe Antwort unten, direkt zu den Antworten).

Dagegen äußerten 50 Prozent der rund 200 Webinarteilnehmer die Erwartung, dass die Speicherpreise in den nächsten fünf Jahren „signifikant um mehr als 20 Prozent“ fallen müssten. Zehn Prozent der Teilnehmer wählten dagegen die Antwortoption, dass die Preise vor allem nur nicht steigen dürften, da sich das Produkt Batteriespeicher auch so durchsetzen würde (siehe Grafik).

Bezüglich der Photovoltaikmodulpreise stehen die Zeichen dagegen mehr auf weitere signifikante Kostensenkung. Laut eines Kostenszenarios von Bloomberg New Energy Finance sinken die Modulkosten für Einkäufer aus dem Segment „große Kraftwerke“ bis 2022 um weitere 20 Prozent von heute knapp 30 Cent pro Wattpeak auf 24 Cent pro Watt. Derzeit liegen sie für Einkäufer großer Volumen im unteren 30-Cent-pro-Watt-Bereich. Nach den Bloomberg-Einschätzungen können diese Preise für Modulherhersteller durchaus auch mit akzeptabler Marge realisierbar sein. Wann und wie tief allerdings die Preise für Einkäufer kleinerer Volumen deutlich fallen werden, hänge sehr von der Anfrage und Nachfragesituation ab. Prinzipiell gebe es genug Produktionskapazität, um die weltweit auf bis zu 111 Gigawatt geschätzte Nachfrage in 2018 zu decken. Da jedoch in den USA und in der EU Zölle oder Mindestimportpreise für Module aus chinesischer Produktion gelten und die Produktion in anderen asiatischen Ländern einige Cent pro Watt teurer ist als in China, ist unklar, welche Modulmengen zu niedrigen Preisen am Ende in 2018 wirklich in Europa den Markt erreichen werden. Der Preisindex von pvXchange für den deutschen Markt, den Geschäftsführer Martin Schachinger im Webinar diskutierte, zeigt jedenfalls schon September einen deutlichen Trend nach unten.

Hier können Sie das Webinar vom 28. November nachsehen


Im folgenden finden Sie Antworten auf Teilnehmerfragen:


Fragen zu Batteriemodulpreisen und zur Verfügbarkeit

Sie haben im Webinar die Preisentwicklung bei Batteriemodulen gezeigt, bezogen auf die Nennkapazität. Zeigen Sie Brutto- oder Nettopreise?

Andreas Piepenbrink: Inklusive Recycling, Verzollung und 62619 Sicherheitszertifikat zeigen wir hier den Nettopreis in Euro auf die Bruttokapazität. Also müssen noch 8 bis 10 Prozent Aufpreis für die netto nutzbare Kilowattstunde und die Umsatzsteuer berücksichtigt werden. Batterien nach 62619 sind übrigens eigensicher, enthalten also das BMS. Dieser Standard ist neu und wenige Hersteller erfüllen ihn aktuell.

Sind Solarwechselrichter auf dem Markt nicht deutlich günstiger als Batteriewechselrichter, bezogen auf die Leistung? Wenn ja, ist mit einem entsprechenden Preisrutsch auch bei Batteriewechselrichtern zu rechnen?

Andreas Piepenbrink: Aktuell sind Solarwechselrichter das Ergebnis eines geförderten Milliardenmarktes der Vergangenheit und werden nach wie vor in sehr hohen Stückzahlen gefertigt (mehr als eine Millionen weltweit). Auf das Kilowatt Ausgangsleistung bezogen liegen diese Preise zwischen 80-150 Euro netto für den Installateur. Batteriewechselrichter haben nicht einmal 5 Prozent dieser Stückzahlen, liegen demzufolge (Hochvolt-Produkte Großhandel Deutschland 2018) bei 200 bis 400 Euro. Ich persönlich sehe bei den Stückzahlen von Batteriewechselrichtern keine großen Preissenkungen, insbesondere da sich bei Hochvoltbatterien auch der Batteriepreis pro Kilowattstunde erhöht (um circa 100 Euro pro verkaufter Kilowattstunde).

E3/DC stellt sein Wachstum und die notwendige Bezugsmenge dadurch sicher, dass Sie in Zukunft von drei Herstellern Batteriemodule beziehen werden. Bisher haben Sie von Panasonic bezogen – wer wird es in Zukunft sein?

Andreas Piepenbrink: Wir kaufen über unsere Fertiger qualifizierte Serienzellen aus unterschiedlichen Zellformaten (18650, 21700, Pouch) von Sony, Samsung, Panasonic und LG.

Werden die Batteriemodule für E3/DC „maßgeschneidert“ oder sind das Standardprodukte?

Andreas Piepenbrink: Es sind aktuell „maßgeschneiderte Produkte“, die ab 2019 zu 50 Prozent Standardprodukte sein werden.


Fragen zu Kobalt- und Lithiumressourcen

Sind genügend Kobalt- und Lithiumressourcen vorhanden, um auch bei dem anvisierten Wachstum genug Lithium-Ionen-Batterien herstellen zu können?

Andreas Piepenbrink: Ja, für alle Fertigungen bis 2030 sind diese Materialien vorhanden, weitere Förderstätten werden derzeit erschlossen.

Wie ökologisch ist die Beschaffung der Rohstoffe, gerade von Kobalt?

Andreas Piepenbrink: Ohne Schutzkleidung oder auch nur einen Atemschutz sind die Minenarbeiter den giftigen Dämpfen ausgesetzt, die bei der Kobalt-Gewinnung entstehen. Böden und Gewässer in den Minenregionen sind infolge der Abbau- und Verhüttungsprozesse verschmutzt. Es besteht deutlicher Optimierungsbedarf, der Kobalt weiter verteuern wird. Zudem kommen Spekulanten mit Hedgefonds, die Kobalt verteuern.

In welchem Zeitraum ist Ihrer Einschätzung nach mit Alternativen zu den heutigen Lithium-Ionen-Batterie-Technologien zu rechnen und mit welchen?

Andreas Piepenbrink: Toyota und viele andere arbeiten seit Jahren an Alternativen, ebenso an Brennstoffzellen seit Jahrzehnten. Man kann diese Dinge nicht kaufen und wir glauben nur das, was angeboten wird.

Konsequent wäre es doch, mit bidirektionaler Nutzung die Elektroauto-Batterie teilweise auch für den Einsatz im Haus zu nutzen. Halten Sie das angesichts der Tatsache, dass man nie weiß, wann ein Elektroauto in der Gare steht, für sinnvoll? Wird das kommen?

Andreas Piepenbrink: V2G (Vehicle-to-Grid) als Entladung des Fahrzeugs in das Stromnetz ist technisch sehr einfach und erfordert keine neue Ladetechnik, da das Fahrzeug über diese Fähigkeit verfügt. Die zugehörigen Entladestandards werden von den Automobilherstellern nicht getrieben, daher werden wir mit japanischen Fahrzeugen arbeiten müssen, zum Beispiel mit Nissan. Über kurz oder lang werden alle Elektrofahrzeuge V2G unterstützen.

Zu wie viel Prozent können die Lithium und Kobalt aus den Lithium-Batterien heute recycelt werden?

Andreas Piepenbrink: Aktuell wird kaum recycelt, da Industriebatterien aus Lithium kaum existent sind. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es möglich ist, fast sämtliche Bestandteile einer gebrauchten Lithium Ionen Batterie erneut zu verwenden, was sich positiv in Hinsicht auf die gesamte Recyclingeffizienz auswirkt. Ich sehe das vor 2025 aber nicht als nennenswert an.


Fragen zu Solarmodulpreisen

Sieht man bereits, dass die Modulpreise der Mindestpreisabsenkung im Oktober gefolgt sind?

Martin Schachinger: Im Moment beobachtet man schon vereinzelt Preissenkungen im Markt. Es ist jedoch schwer zu sagen, ob es bereits ein Reaktion auf die MIP-Senkung ist oder gewöhnliche Lagerräumungsverkäufe wie am Ende eines jeden Jahres. Für das erste Quartal 2018 gibt es jedoch bereits Angebote, die sich eindeutig am neuen MIP orientieren.

Was verbirgt sich hinter der Angabe „Mainstream-Module“ in der Preiskurve, die Sie im Webinar gezeigt haben?

Martin Schachinger: Hier finden Sie den neusten Preisindex. Die Bedeutung der einzelnen Begriffe zeigt diese Tabelle:

ModulklasseBeschreibung
High EfficiencyKristalline Module ab 280 Wp, mit Cello-, PERC-, HIT-, N-Type- oder Rückseitenkontakt-Zellen oder Kombinationen daraus
All BlackModultypen mit schwarzer Rückseitenfolie, schwarzem Rahmen und einer Nennleistung   zwischen 200 Wp und 275 Wp
MainstreamModule mit üblicherweise 60-Zellen, Standard-Alurahmen, weißer Rückseitenfolie und 250 Wp bis 275 Wp – sie repräsentieren den Großteil der Module im Markt
Low CostMinderleistungsmodule, B-Ware, Insolvenzware, Gebrauchtmodule (kristallin), Produkte mit eingeschränkter oder ohne Garantie

Werden die Mainstream-preise der Absenkung des Mindestpreises folgen?

Martin Schachinger: Wie bereits oben geschrieben, gibt es bereits Preisverhandlungen mit Herstellern, deren Ergebnisse auf eine zukünftige Orientierung am jeweilig geltenden Mindest-Import-Preis schließen lassen. Dies wird insbesondere auch für Module gelten, die eigentlich keinen Einfuhrbeschränkungen unterliegen.

Was sind die Praxiserfahrungen mit Perc hinsichtlich der lichtinduzierten Degradation (LID) und der potenzialinduzierten Degradation (PID)? Werden Perc-Module inzwischen auch von EPC für Großprojekte gerne gekauft?

Martin Schachinger: Sowohl Mono- als auch Poly-PERC werden bereits in größeren Projekten eingesetzt, ohne dass bisher größere Reklamationsfälle bekannt geworden sind. Allerdings wagen sich noch nicht viele Hersteller an Poly-PERC-Module heran, da es offensichtlich bei eigenen Qualitätstests häufiger zu beschleunigter Degradation kam. Man möchte offenbar drohende Rückrufaktionen vermeiden. Mono-PERC wird aber in zunehmendem Maße und mit fallenden Preisen angeboten.

Woran sieht man, dass Modulpreise im unteren 30-Cent-Bereich technisch machbar sind?

pv magazine: Nach den Analysen von Bloomberg lagen die Produktionskosten von großen chinesischen Herstellern bereits Anfang 2017 zwischen 32 und 37 Dollar-Cent pro Wattpeak. Die technische Entwicklung geht weiter, die Skalierung der Produktion ebenso. Demgegenüber stehen eventuell Preissteigerungen beim Polysilizium. Diese sind aber bedingt durch eine hohe Nachfrage und ein eventuell nicht ausreichendes Angebot an billigem, qualitativ hochertigem Material.

Welche technologischen Entwicklungen erlauben es in Zukunft, die Modulproduktionskosten weiter zu senken?

pv magazine: Die technologogische Entwicklung geht an vielen Stellen voran. Um nur einige Beispiele zu geben: Bei Mono-Modulen hat der Wechsel in der Technik, mit der Waver gesägt werden, bereits zu großen Preissenkungen geführt. Mit der Diamantdrahtsäge geht es deutlich günstiger als mit der früher gebräuchlichen Slurry-Sägetechnik. Für polykristalline Wafer war das lange nicht so einfach möglich, da die Texturierung der mit Diamantdraht gesägten Wafer nicht ohne weiteres möglich war. Inzwischen sind Technologien auf dem Markt, mit denen das geht. So hat Schmid Anfang 2017 ein entsprechendes Texturierungsverfahren vorgestellt. Hinter dem Begriff „Black Silicon“ verbirgt sich ebenfalls ein Texturierungsverfahren, das es erlaubt, diamantdrahtgesägtes multikristallines Silizium weiter zu verwenden und gleichzeitig die Effizienz der Zellern im Vergleich zu Standardverfahren erhöht. Wenn man nicht die Kosten pro Wattpeak, sondern die Kosten pro Kilowattstunde erzeugten Solarstrom betrachtet, können beispielsweise die bifazialen Module zu einer Kostensenkung führen.

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