pv magazine award für Solaxess

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Peter Roethlisberger setzt auf den Überraschungseffekt. Besuchern am Messestand drückt er gerne eine weiße quadratische Platte in die Hand. 50 mal 50 Zentimeter groß, die sich warm und leicht rau anfühlen, „organisch“, sagt Roethlisberger, und vor allem weiß. „Was ist denn das?“, ist man versucht zu fragen. In dem Moment zückt der Verkaufsleiter des Start-ups Solaxess eine zweite Platte, die die Auflösung bringt. Im Einsatz wird dieser Aha-Effekt den Betrachtern später vorenthalten sein.

Die weiße Oberfläche ist eine Folie und versteckt ein Solarmodul. Fragt sich, was daran besonders ist. Normalerweise sind Solarfans stolz darauf vorzuzeigen, dass sie die Welt mit blauen und zunehmend nur noch schwarzen Glasscheiben vollpflastern. „Ich finde Solarenergie ja auch gut“, sagt Roethlisberger. „Aber eine Hürde für die gebäudeintegrierte Photovoltaik ist, dass Architekten außer in Vorzeigeprojekten keine schwarze Fassade mögen.“ Mit weißen oder zumindest hellen Solarmodulen seien diese „viel freier“. Die Entwicklung dieser „weißen und hellen“ Folie, die auf Module geklebt wird, stammt aus dem Solarlabor des bekannten CSEM-Instituts, des Zentrums für Elektronik und Mikrotechnik aus dem schweizerischen Neuchâtel. Solaxess ist eine Ausgründung am gleichen Ort.

Man könnte in den Baumarkt gehen und Module weiß anmalen. Doch dann würde man 80 Prozent des Ertrags verlieren, weil das Licht reflektiert wird und die Solarzelle es nicht mehr zur Energieerzeugung absorbieren kann. Mit der weißen Folie von Solaxess seien es nur etwa 35 Prozent Ertragsverlust. Verzichtet man auf strahlendes Weiß und akzeptiert einen Graustich, seien es nur 20 Prozent. Das bedeutet: Im Vergleich zu einer optimal ausgerichteten Südanlage verliert man durch die senkrechte Ausrichtung an der Fassade rund 25 Prozent Ertrag. Beklebt man das Modul mit der grauen Folie, gehen noch einmal 20 Prozent verloren, übrig bleiben also 55 Prozent.

Dass die Module versteckt sind, verschafft Architekten zusätzlich den Vorteil, dass man sie wirklich nur da einbauen muss, wo es sinnvoll ist. Der Rest der Fläche wird mit nicht aktiven Platten bestückt, die vom Modul nicht unterscheidbar sind. Für die Innovation vergibt die Jury den pv magazine award in der Kategorie „top innovation“.

pv magazine Award

Seit der letzten Runde im Juni bewarben sich sechs Unternehmen mit ihren Ideen neu für den pv magazine award. zwei waren noch aus vorhergehenden Runden im Rennen. Zwei Bewerbungen haben die drei Juroren in dieser Runde besonders überzeugt. Die Juroren sind Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin, Hans Urban, Experte für Photovoltaik, Speichertechnik und E-Mobilität, der Schletter, Maxsolar und Smart Power berät, und Winfried Wahl, Solarexperte, der unter anderem Leiter des Produktmanagements bei Suntech und Hanwha Solar war.

Solaxess – Module werden veredelte Baustoffe

Solaxess kann Module hinter weißen oder grauen Folien verstecken und den Ertragsverlust dabei auf 20 bis 40 Prozent beschränken. Das gibt Architekten eine größere Freiheit und bringt die gebäudeintegrierte Photovoltaik voran. Denn das Unternehmen hat den Anspruch, mit dem Produkt konkurrenzfähig zu anderen veredelten Baustoffen zu werden. Die Entwicklung und das Vorhaben sind innovativ, weshalb das Produkt den pv magazine award in der Kategorie „top innovation“ verdient.

Der Einsendeschluss für die nächste Award-Runde ist am 25. Januar 2018

Vom Labor an die Fassade

Wie erfolgreich die weißen Module werden können, hängt natürlich von vielen Umständen ab. Seit rund zwei Jahren sind die fünf Mitarbeiter von Solaxess dabei, mit einem Maschinenbauer eine Produktionsanlage zu entwickeln, mit der sich die Folie günstig genug auf 1,65 Meter Breite herstellen lässt. Auf einen Trägerkunststoff muss ein nanotechnologisches Material aufgetragen werden, das sichtbares Licht reflektiert, gleichzeitig Licht im infraroten und ultravioletten Spektralbereich durchlässt, um einen noch möglichst hohen Ertrag zu erreichen. Ab Dezember sollen die Maschinen produzieren.

Auf die Frage nach dem Preis gibt Roethlisberger zwei Antworten. Der schlechte Vergleich sei der mit Standardmodulen. Die Folie und deren Aufbringung verdoppelten bis verdreifachten den Preis. Röthlisberger hat aber auch noch „den guten Vergleich“, den zu veredelten Fassaden. Diese können aus Kunststoff, Marmor oder einem Spezialglas bestehen. Im Vergleich dazu liege der Preis seiner weißen Solarmodule „verdammt nahe dran“ – und bringt den Zusatznutzen der Energieproduktion. Ein anderer Effekt ist ihm auch noch wichtig. Die weißen Module werden weniger warm als schwarze Module. Nach den ersten Messungen mache das zehn Grad aus. Das erhöht den Wirkungsgrad und, eingesetzt an der Fassade, würden sie die Städte nicht so erhitzen wie schwarze Module. Die Erwärmung von Städten und wie diese begrenzt werden kann, sei nämlich auch ein wichtiges Thema.

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