Energie benötigt jeder Fußballer, laut Weltverband FIFA sind es etwa 6,5 Megajoule pro Spiel. Während sich die Spieler nach den Matches mental und körperlich erneuern, ist das Energiesystem ihrer Staaten häufig noch nicht erneuerbar, sondern fossil geprägt. Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) hat auf Basis von Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) den aktuellen „Spielstand“ der Fußball-WM-Teilnehmerstaaten analysiert. Erneuerbare-Energien-Weltmeister ist demnach Island, gefolgt von Uruguay und Costa Rica.
Deutschland als selbst ernannter Energiewende-Vorreiter nimmt trotz der bisherigen Fortschritte beim Ausbau der Erneuerbaren im Stromsektor in der globalen Regenerativ-Rangliste nur einen Platz im Mittelfeld ein. „Die Analyse zeigt, dass die Energiewende ein globales Projekt geworden ist“, erklärt AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer.
Für das Regenerativ-Ranking der WM-Matadoren zogen die AEE-Analysten die Anteile erneuerbarer Energien bei der Primärenergie und an der Stromproduktion der Teilnehmerländer aus dem Jahr 2015 heran. Island sei in beiden Kategorien führend, da es seinen Strombedarf vollständig mit Wasserkraft und Erdwärme deckt. Bei der Fußball-Europameisterschaft 2016 hatten die Isländer mit ihrem Schlachtruf „Huh“ gezeigt, welche erneuerbare Kraft von innen sie mobilisieren können, wie die AEE schreibt. Anders als ein Fußballspiel beginne die Erneuerbaren-WM allerdings nicht beim Stand von 0:0. So verfügten Länder wie Island über natürliche Vorteile, etwa durch große Potenziale bei Biomasse, Wasserkraft oder eben Erdwärme.
Gemeinsam auf Platz 2 im Erneuerbaren-Ranking liegen Costa Rica und Uruguay. Die Südamerikaner verfolgen seit 2008 eine Langzeitstrategie zum Ausbau erneuerbarer Energien in allen Sektoren. Mehr als die Hälfte des Primärenergieverbrauchs Uruguays kommt aus Erneuerbaren, allein die Windenergie deckt mehr als 20 Prozent des Strombedarfs. „Zu den Erfolgen vieler Erneuerbaren-Sieger trägt deutsche Spitzentechnologie bei, z.B. Windkraftanlagen aus Norddeutschland in Uruguay“, sagt der AEE-Geschäftsführer weiter. Umgekehrt könne Deutschland auch von den Erfolgen solcher Spitzenreiter lernen. Anders als bei der Fußball-WM, deren Gruppen am 1. Dezember ausgelost werden, seien Erfolge bei den Erneuerbaren kein Los-Glück, sondern beruhten auf gezielten Entscheidungen.
Doch nicht nur kleine Staaten liegen bei den Erneuerbaren vorne: Gleich hinter den drei Spitzenreitern rangiert mit Brasilien – das bevölkerungsreichste Land unter den WM-Teilnehmern. Zwischen Copa Cabana und den Anden liefert nicht nur die Wasserkraft viel Energie, Brasilien ist darüber hinaus führend bei der Biomasse zur Gewinnung von Strom und Kraftstoffen.Unter den europäischen Teilnehmern sind in Sachen Bioenergie Schweden und Dänemark Top-Platzierte des Rankings.
Im Tabellenkeller rangiert nach dem AEE-Ranking unter anderem Südkorea, das sich mit seinem bisherigen von Kohle und Atom dominierten Energiemix erst kürzlich für eine Energiewende entschieden habe. Schlußlicht ist Saudi Arabien, das seine Energie bis dato noch fast vollständig aus seinen umfangreichen Öl- und Gasressourcen gewinnt. Doch soll sich das ändern: Laut Berichten wollen die Saudis in den kommenden fünf Jahren 30 bis 50 Milliarden Dollar investieren und den Anteil erneuerbarer Energien von einem auf zehn Prozent steigern. Die ersten Ausschreibungen für Windkraft (400 Megawatt) und Photovoltaik (300 Megawatt) gab es im Frühjahr dieses Jahres.
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