Kommenden Monat soll die erste Photovoltaik-Anlage in Tschernobyl in Betrieb gehen, wie das Nachrichtenagentur „Bloomberg“ meldet. Das eine Millionen Euro teure Projekt mit einer Leistung von einem Megawatt soll den Auftakt bilden für weitere, weitaus größere Photovoltaik-Investitionen in dem Gebiet. Das Projekt wird vom ukrainischen Unternehmen Rodina Energy Group Ltd. und der Hamburger Enerparc AG entwickelt.
„Die Arbeiten sind natürlich unter verschärften Bedingungen, wobei am Reaktor schon seit Jahren umgebaut wird“, sagt Stefan Müller, Vorstand für das operative Geschäft bei Enerparc, auf Anfrage von pv magazine. Die Vorschriften dort seien dementsprechend sehr international und gut überwacht. Trotzdem sind Müller zufolge der Aufwand höher, die Kontrollen aufwändiger und die Vorbereitungen intensiver – alles sei oberirdisch und dementsprechend teurer. „Wir sehen die Anlage aber als Pilotanlage und hoffen, dass weitere Anlage gebaut werden“, sagt der Enerparc-Vorstand.
Zusammen mit Rodina wolle das Hamburger Unternehmen in dem Gebiet für 100 Millionen Euro Photovoltaik-Kraftwerke mit insgesamt 100 Megawatt Leistung in der Region aufbauen, Finanzierung und Verträge seien aber noch in Arbeit. Gespräche mit Regierung und Banken liefen schon seit längerem. Müller hofft, dass Rodina und Enerparc im kommenden Jahr grünes Licht bekommen. „Der Zeitplan ist noch unklar und aus dem Grund sind wir aber umso glücklicher, dass wir die erste Pilotanlage bauen konnten“, sagt Müller. Rodina-CEO Envgeniy Variagin will die Tschernobyl-Zone Stück für Stück optimieren, wie er laut „Bloomberg“ bekundet. „Es sollte kein Schwarzes Loch in der Mitte der Ukraine sein“, erklärte er.
Mitte 2016 gab das ukrainische Umweltministerium seine Pläne bekannt, wie der Landstrich rund um den Ort der weltweit schlimmsten Atomkraftkatastrophe von 1986 wiederbelebt werden soll. Der Ausbau erneuerbarer Energien ist dabei eine wichtiger Teil dieser Pläne, so sollen in der Tschernobyl-Sperrzone Photovoltaik-Kraftwerke mit insgesamt einem Gigawatt Leistung entstehen (wie pv magazine bereits berichtete). Die Regierung bietet dafür relative günstige Flächen und relativ hohe Einspeisetarife an, um so Investoren anzulocken. Nach Medienangaben erhalten Rodina und Enerparc eine Einspeisevergütung von 15 Cent pro Kilowattstunde bis 2030. Zum Vergleich: in Deutschland liegen die Einspeisetarife nach den Ausschreibungen für größere Freiflächenanlagen aktuell bei weniger als fünf Cent pro Kilowattstunde.
Wie „Bloomberg“ weiter berichtet, haben auch Unternehmen wie die französische Engie oder die chinesischen Unternehmen GCL System Integration Technology Co. Ltd. und China National Complete Engineering Corp. Interesse am Bau von Solarparks.
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Sehr geehrter Herr Seeger,
Photovoltaik-Anlage neben dem havariertem Tschernobyl-AKW –
da stellt sich die Frage, sind denn die Installationen – vor allem die Verkabelung – strahlungsfest?
Das war bei meiner ersten Arbeitsstelle für eine Maschine für die nie vollendete WAA Wackersdorf ein Thema.
Mit freundlichen Grüßen
von Alfred Strüder
Lieber Herr Seeger,
zum Vergleich der Einspeisetarife gehört die Dauer der Garantie dazu: D 20 Jahre, Ukraine offensichtlich nur 12 Jahre – das ist ein ziemlicher Unterschied.
Man kann also 5ct in D nicht direkt mit 15ct in der Ukraine vergleichen.
Mehr Ökostrom auch für die Ukraine: Nun setzt die Ukraine anstatt Kernenergie in Tschernobyl auf Photovoltaik in der Ukraine. Nicht nur Deutschen sind daran interessiert: zwei chinesische Unternehmen meldeten, dass sie beabsichtigen, ein Ein-Gigawatt-Solar-Projekt in der Tschernobyl-Ausschlusszone zu bauen: http://zoll-handelsrecht-ukraine.org/2017/02/17/china-beabsichtigt-investitionen-in-erneuerbare-in-hohe-von-usd-361-milliarden/ Dazu planen auch Franzosen einen riesigen Solarpark in Tschernobyl-Sperrzone: http://zoll-handelsrecht-ukraine.org/2017/07/13/franzosen-planen-riesigen-solarpark-in-tschernobyl-sperrzone/