90 Prozent der afrikanischen Fluchtrouten gehen durch Niger, das Land mit dem geringsten Entwicklungsstatus weltweit. Die Bundesregierung will die Ursachen der Flucht nach Europa eindämmen. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) hat dafür nun auch den Bau und Betrieb eines Solarcontainers durch das Hainburger Start-up Africa Green Tec im Niger gefördert. „Wir können den Menschen vor Ort ein bisschen Komfort, Zugang zu Bildung und Wissen und eine Perspektive bieten – all diese Dinge laufen heute vor allem über eine zuverlässige Versorgung mit Strom“, sagt Torsten Schreiber, Gründer und Vorstand von Africa Green Tec.
Bei Tagestemperaturen von rund 45 Grad können die Menschen in Amaloul Nomade fortan ihre Tätigkeiten in die kühleren Abendstunden verlegen. Das soziale Leben endet nicht mehr mit Einbruch der Dunkelheit um 18 Uhr, die Menschen nutzen den Strom für elektrisches Licht, Radio, Fernsehen und Ventilatoren. Kinder gehen in den Abendstunden zur Schule, Handwerker, Friseure und Cafés können dank elektrisch angetriebener Geräte ihre Betriebe verbessern. Zudem bekommen die Dorfbewohner erstmalig einen satellitengestützten Internetzugang. Nach Unternehmensangaben ist die erneuerbare Variante nicht nur sauberer und leiser, sondern auch günstiger als die Energieversorgung durch Dieselmotoren. In Mali, wo ein erster Solarcontainer bereits seit längerem steht, zahlten Kunden in abgelegenen Dörfern oft bis zu 1 Euro pro Kilowattstunde für Strom aus dem Dieselgenerator, lässt das Unternehmen gegenüber pv magazine mitteilen. „Nach unserem neuen Tarifkonzept stellt der Solartainer Strom am Tag für 22 Cent pro Kilowattstunde und abends, wenn der Strom aus der Batterie kommt, für 38 Cent pro Kilowattstunde bereit“, heißt es weiter. Ähnlich sei die Situation in Niger.
Die Lieferung des Solarcontainers durch Africa Green Tec gestaltete sich schwierig. „Die letzten 75 Kilometer Wüstenpiste waren eine große Herausforderung für die LKWs, wir können vor Ort keinen Kran einsetzen und haben daher unser eigenes Hebesystem eingesetzt“, sagt Schreiber. Africa Green Tec hat für den Betrieb der neuen Anlage einen Wachmann und einen Elektriker eingestellt und ausgebildet. Aus der Regionalhauptstadt Tahoua heraus kümmert sich zudem ein Supervisor um die Anlage. Von Deutschland aus können die Leistung und der Zustand der Anlage per Satellit überprüft werden.
Der Aufbau des Solarcontainers erfolgte im Rahmen des Projektes Klimapartnerschaften mit der Wirtschaft, welches von der DEG – Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH als Teil der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) umgesetzt wird. Bau, Transport und die Installation des Solarcontainers wurde auch mit Hilfe von Privatinvestoren ermöglicht. Africa GreenTec wurde von Aida und Torsten Schreiber gegründete. Mit dem Sozialunternehmen möchten sie durch den Einsatz von innovativen Technologien und Konzepten in Afrika die Energiewende vorantreiben. Das Unternehmen wurde mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, zum Beispiel mit dem pv magazine award. Africa GreenTech hatte in der Vergangenheit über Crowdfunding bereits ein Dorf in Mali mit einem Solarcontainer ausgestattet. Start des gesamten Projekts sei bereits 2014 gewesen. Die Kosten für das Pilotprojekt läge bis heute im mittleren sechsstelligen Bereich.
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