Hauptursachen dieser weltweiten Dauerkatastrophe sind das Verbrennen von Kohle und Braunkohle sowie Benzin- und Diesel-Autos. Obwohl das alle wissen, können sich auch in Deutschland die Grünen bei den Jamaika-Verhandlungen mit ihrer Forderung eines Kohleausstiegs und eines Endes des Verbrennungsmotors bis 2030 bis jetzt nicht durchsetzen.
Schöner Zufall: Angela Merkel wird beim Weltklimagipfel in Bonn in der nächsten Woche wieder eine schöne Rede halten. Aber sie muss sich vorwerfen lassen, dass sie zuhause ihre Klima-Hausaufgaben nicht gemacht hat und die Grünen ausbremst – bei deren Kohleausstiegs-Plänen und beim Verbrennungsmotor. Nur 60 Kilometer vom Verhandlungsort Bonn entfernt wird im Braunkohlegebiet Garzweiler auf Teufel komm raus weiter Braunkohle abgebaut. Hauptbegründung: Arbeitsplätze.
Dabei arbeiten beim Braunkohleabbau nur noch 20.000 Kumpels – bei den erneuerbaren Energien sind bis heute bereits 340.000 neue und zukunftsträchtige Jobs entstanden. Wem also gehört die Zukunft? Wo sind die Jobs von morgen?
Wie lange wollen wir in Deutschland diesen Klima- und Sozialskandal noch hinnehmen? Deutschland ist Weltmeister beim Verbrennen von Braunkohle, dem Klimakiller Nummer eins. Aber Merkel handelt wie Trump redet: Für die Kohle! Sie tut das Gegenteil dessen, was sie sagt. Doch der Wahrheitsgehalt einer Rede liegt immer im konkreten Tun.
Italien, England, die Niederlande, Finnland, Schweden haben allesamt den Kohlausstieg beschlossen und dafür konkrete Jahreszahlen genannt. Warum nicht auch Deutschland, Frau Bundeskanzlerin?
Die Kanzlerin hat den Kohleausstieg mehrmals angedeutet, aber sie wurde nie konkret. Sie ging vor der Kohle-Lobby ihrer nordrhein-westfälischen CDU und vor der Kohlepolitik ihres bisherigen Koalitionspartners SPD stets in die Knie.
Länder wie Frankreich, England oder Norwegen haben auch konkrete Jahreszahlen für das Ende des Verbrennungsmotors beschlossen. Dagegen freilich wehrt sich die Kanzlerin noch mehr als beim Kohleausstieg.
Im Gegenteil: Soeben hat sie ihren Vertrauten Mattias Wissmann wieder in Brüssel gegen strengere Abgaswerte bei Benzin- und Dieselautos lobbyieren lassen. Auf EU-Ebene gehört die Bundesregierung zu den Bremsern anstatt zu den Antreibern beim Thema Klimaschutz.
Unsere Autos werden immer größer und schwerer, wir fördern weiter Braunkohle, wir exportieren Tierprodukte nach China und importieren Palmöl aus Indonesien und Malaysia, wo dafür die Regenwälder vernichtet werden. Solange diese Politik so bleibt wie sie ist, sollte die „Klimakanzlerin“ besser schweigen zum Thema Klimaschutz.
Jeder vernünftige Leser dieser Zeilen muss bei den Jamaika-Verhandlungen den Grünen die Daumen drücken und ihnen Erfolg wünschen.
In der letzten Legislaturperiode hat Barbara Hendricks als Umweltministerin wenigstens versucht, ein wenig Klimapolitik zu machen, aber die Kanzlerin ließ sie im Regen stehen. Ob sich das bei einer Jamaika-Koalition ändert? Zwischen Deutschland und der Insel Jamaika liegen immerhin 8.290 Kilometer.
1997 hat Angela Merkel als damalige deutsche Umweltministerin noch geholfen, das Kyoto-Protokoll durchzusetzen. Der Weltklimagipfel in Paris brachte auch mit Merkels Hilfe theoretisch das fortschrittlichste Ergebnis aller Klimakonferenzen zustande. Aber mit der Wirklichkeit des deutschen Klimaschutzes steht es grottenschlecht. Theoretisch sind die deutschen Ziele, bis 2020 40% der CO2-Emissionen und bis 2050 sogar bis zu 95% zu reduzieren, ambitioniert und beachtlich. Doch die Praxis sieht leider ganz anders aus. Es gilt das Jesus-Wort: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, nicht an ihren frommen Sprüchen.
Die UNO hat soeben errechnen lassen, dass sich 2016 die CO2-Konzentration so sehr erhöht hat wie noch nie im Laufe der Menschheitsgeschichte. Der eigentliche Ausrichter dieser Klimakonferenz ist der Inselstaat Fidschi. Weil in diesem kleinen Land aber nicht die notwendige Infrastruktur für eine UNO-Konferenz mit 25.000 Teilnehmern vorhanden ist, wird diese Konferenz am Sitz des UNO-Klimasekretariats ausgetragen und das ist Bonn. Fidschi selbst ist durch den Anstieg des Meeresspiegels, verursacht von der Klimaerhitzung, bereits vom Untergang bedroht. Aber Jamaika ist auch von den Fidschi-Inseln weit entfernt.
Was wollen wir unseren Enkeln sagen, wenn sie uns eines Tages fragen, was der Untergang der Fidschi-Inseln mit unserem Energie- und Mobilitätsverhalten zu tun hat?
— Der Autor Franz Alt ist Journalist, Buchautor und Fernsehmoderator. Er wurde bekannt durch das ARD-Magazin „Report“, das er bis 1992 leitete und moderierte. Bis 2003 leitete er die Zukunftsredaktion „Zeitsprung“ im SWR, seit 1997 das Magazin „Querdenker“ und ab 2000 das Magazin „Grenzenlos“ in 3sat. Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte auf www.sonnenseite.com. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.
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Grundsätzlich Zustimmung, ich habe in den neunziger Jahren begonnen, an der Entwicklung von Verfahren zur Reduktion von CO2 zu arbeiten (elektrokatalytisch, also CCU). Bin seit vielen Jahren in der H2-Szene und EE tätig.
„Trotzdem“ einige Punkte:
Der Strommix in 2016 in D enthält ca. 42 % Kohlestrom, ca. 17 % Atomstrom (wenn ich mich recht erinnere). Natürlich wäre es wünschenswert, wenn diese Anteile so schnell wie möglich heruntergefahren werden. Was bei Herrn Alt fehlt, ist das Aufzeigen eines machbaren Weges, wie der Strombedarf in D bei drastischer Reduzierung von Kohle (Atom wir ja voraussichtlich gegen Null gehen) gedeckt werden soll ? Allein Effizienzsteigerungen, DSM etc. werden dafür nicht aus. Da reichen dann keine polemischen Anklänge („jeder vernünftige Mensch …“), sondern bealstbare komplette Szenarien sind gefragt, nicht einzelne Teilargumente bzw. -betrachtungen (wie z.B. Arbeitsplätze). Auch z.B. ein (kompletter) Umstieg auf Gaskraftwerke würde das Problem zwar etwas abmildern, aber nicht lösen. Natürlich kann man sich ein Szenario (in fernerer Zukunft) vorstellen, so aus (sehr großen) Überschüssen an erneuerbarem Strom über PtG H2 bzw. CH4 erzeugt werden, so daß „erneuerbare“ Vorräte anstelle der fossilen angelegt werden können. Aber dann muß man auch die Implikationen (Bedarf an Neuinstallationen WKA, PV) konkret nennen u.s.w..
Ähnliches bzgl. des Themas Verbrennungsmotor: Klingt zunächst plausibel, ist jedoch bei näherer Betrachtung auch nicht zielführend bzw. auch nicht komplett erforderlich: in anderen Ländern (z.B. Island, Dänemark, Israel, China, …) kommt dem Thema synthetische Kraftstoffe (wie in D vor etwa 30 Jahren) erneut stärkere Bedeutung zu. Wenn das CO2 letztlich aus Biomasse (Biogasanlagen, Bioethanolanlagen, Biomasseheizkraftwerke) und der H2 via Elektrolyse aus Wind- oder PV-Strom kommt, erhält man ebenfalls ein ZEV (keine bilanziellen CO2-Emissionen, komplett klimaneutral mit Verbrennungsmotor). Insgesamt scheint mir, daß auch die „Alt“-Seite sich leider zu häufig nur einzelne kritische Punkte herausgreift, aber auf der anderen Seite keine überzeugenden Lösungen (mit allen daraus sich ergebenden Folgen) anbietet.
Fahrzeuge: Ja, ich finde das Lobbying (Wissmann, EU-Ebene) auch ärgerlich, natürlich auch die offensichtlichen Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit bzw. Handeln (ja, man kann das auch so schön (etwas „reißerisch“) verpacken („Merkel handelt so wie Trump redet“) um Aufmerksamkeit zu erzeugen (oder auch um dem berechtigten Ärger Ausdruck zu geben)), aber zum Thema PKW ist auch das Kaufverhalten anzuprangern (man wird von Herrn Wissmann nicht gezwungen, ein SUV zu kaufen …)
Sie haben recht Herr Hr. Dr. Schicke, Herr Wissmann zwingt keinen einen SUV zu kaufen, aber er und seine Lobbyisten tun alles um den Umstieg auf E-Autos zumindest hinauszuschieben. Die Argumente sind hinlänglich bekannt.
Energie umzuwandeln (mit entsprechenden Umwandlungsverlusten) um sie letztlich wieder mit schlechtem Wirkungsgrad im Verbrennungsmotor einzusetzen halte ich für nicht zielführend.
Meiner Ansicht nach (und ich hoffe) werden die Spezialisten bald in der Lage sein „erneuerbare Vorräte“ von WKA und PV-Anlagen relativ verlustfrei, in Form von elektrischer Energie, anzulegen.
Auch der vermehrte Einsatz von Hybrid-Antrieben kommt um 20 Jahre zu spät, diese Antriebstechnik setzt Toyota seit 1998 mit beinahe unveränderter Technik ein. Die Anhebung des Wirkungsgrades eines Verbrenner-Autos um 10 Prozent ist bei weitem nicht mehr zeitgemäß!
Ich bin kürzlich, nach 10 Jahren Toyota Prius (übrigens zeigt der Akku nach 11 Jahren keinerlei Auffälligkeiten, weder beim Service-Hybrid-Check noch bei den Verbrauchswerten des Prius II), auf den Hyundai Ioniq Electric umgestiegen.
Resümee nach 2000 km, Verbrauch 12,2 kWh auf 100 km.
Umgelegt auf den Prius mit ca. 4,5 Liter Benzin/100 km, bei angenommenem Energiegehalt von ~10 kWh/Liter Benzin-Diesel ergibt das beinahe den 4-fachen Wert. Und wir sprechen beim Prius von einem der sparsamsten Autos!
In der Wintersaison gehe ich von einem Verbrauchswert von etwa 15 kWh (Wärmepumpe für Heizbetrieb!) aus. Selbstverständlich hat auch der Verbrennungsmotor in den Wintermonaten einen höheren Verbrauch!
Ab dem Frühjahr wird eine PV-Anlage vom eigenen Hausdach einen Großteil der Stromlieferung übernehmen.
Übrigens hat mich der Ioniq Electro in der Anschaffung, abzüglich der Prämie für Österreich, gerade einmal 1000 Euro mehr gekostet als das aktuelle Golf Dieselmodell.