Das konsequente Setzen von Bündnis 90/Die Grünen auf das Thema Klimawandel und Ökologie hat geholfen. Die Missachtung des Klimawandels im Wahlkampf von Union und SPD hat ihnen geschadet. Viel zu viele Menschen haben Angst vor einer weiteren Klimaverschlechterung und sind entsetzt vom radikalen Abbau der erneuerbaren Energien in der letzten Wahlperiode. Auch wenn Union und SPD dies sicher nicht einsehen wollen, so sollten sie sich klar sein, dass ihnen das Abschießen der erneuerbaren Energien viele Wählerstimmen gekostet hat.
Bündnis 90/Die Grünen müssen nun in den Mittelpunkt der Koalitionsforderungen einen wirklich ernsthaften Klimaschutz stellen. Im Zentrum dafür muss stehen, den jährlichen Ausbau der erneuerbaren Energien mindestens zu verfünffachen, anders sind die Klimaziele von Paris niemals erreichbar.
Erreicht wird dies unter anderem mit der Abschaffung von Ausschreibungen unterhalb von 40 Megawatt Investitionen, der Modernisierung des EEG mit radikalem Bürokratieabbau, der Einführung einer Kombikraftwerksvergütung, sowie mit der Abschaffung der EEG Umlage auf Ökostrom.
Um die EEG-Umlage zu senken, muss endlich die Verramschung des Ökostromes an der Börse beendet werden, was am besten mit großvolumiger regionaler Direktvermarktung gelingt.
In der grünen Bundestagsfraktion gibt es neue Köpfe, die genau dafür stehen. Sie gilt es von außen zu unterstützen, damit die schwierigen Koalitionsverhandlungen mit der FDP und Union auch wirklich zu mehr Klimaschutz führen, was nur mit einem steilen Ausbau der erneuerbaren Energien möglich ist.
Dass Manuela Rottmann als meine Nachfolgerin im Wahlkreis Bad Kissingen den Sprung in den Bundestag geschafft hat, freut mich sehr. Sie bringt im Umwelt- und Klimaschutz reiche Erfahrung mit und kennt die Sorgen der Branche der erneuerbaren Energien sehr genau. Damit weiß ich die Fortführung meiner Arbeit im Bundestag für erneuerbare Energien in guten Händen. Sie weiß aber auch als lupenreine Demokratin, wie wichtig es ist, dem neu erstarkten Rechtsradikalismus der AfD, so zu begegnen, dass die AfD bei der nächsten Bundestagswahl wieder rausfliegt.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.
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„Auch wenn Union und SPD dies sicher nicht einsehen wollen, so sollten sie sich klar sein, dass ihnen das Abschießen der erneuerbaren Energien viele Wählerstimmen gekostet hat.“
Betrachtet man gegenüber dieser Aussage von Herrn Fell, wieviel Strom Jahr für Jahr aus Erneuerbaren kommt, kann man leicht nachrechnen: In den vergangenen 3 Jahren stieg der Anteil der Erneuerbaren durchschnittlich (Schwankungen sind v.a. witterungsbedingt) um 1,9% pro Jahr (von 27,6 auf 33,3). Seit 2002 lag die durchschnittliche Steigerung bei 1,8% (8,8 auf 33,3 in 14 Jahren). Wo ist da ein „Abschießen“? Das ständige und dabei falsche Schlechtreden der Erfolge, die wir erreichen, ist Wasser auf die Mühlen der AfD. Die Bürger sind unzufrieden, weil sie die steigenden Kosten in Form der EEG-Zulage spüren, und ihnen dann auch noch gesagt wird, es würde nutzlos verpuffen – das stimmt aber nicht!
Wählerstimmen hat es die etablierten Parteien gekostet, dass sie sich lieber gegenseitig schlecht machen. Dabei nehmen sie in kauf, dass die Bürger dann das Gefühl haben, alles liefe schlecht. Sie wählen deshalb einen Newcomer, der genau diesen Dreck aufgreift, mit dem sich die demokratischen Parteien gegenseitig bewerfen, und ihn genüsslich nochmal einreibt. Die AfD bekommt also das, was sie an Falschbehauptungen ständig wiederholt, frei Haus geliefert – von Herrn Fell und anderen.
Genau so sehe ich das auch!
In der Politik wird „geschachert“. Man kann es auch positiv sehen: Es werden Kompromisse gemacht, um trotz unterschiedlicher Meinungen zu einem gemeinsamen konstruktiven Konsens zu kommen.
Wenn nun in den Verhandlungen Abstiche gemacht werden müssen, dann sollten sich aber gerade die Grünen auf die Ziele konzentrieren, die einst bei ihrer Gründung im Vordergrund standen. Und das sind genau auch die Ziele, die sicher für die allermeisten Wähler der Grund waren, sie zum jetzigen Zeitpunkt zu wählen. Unter den Wählern sollen erstaunlich viele Junge gewesen sein, auch denen ging es ganz sicher um diese Ziele.
JCW, wer sind Sie, dass sie Herrn Fell Verschlechterungsdarstellung wie die AFD unterstellen.. Herr Fell ist der letzte, der EE-Aufbau schlecht redet. Ihre prozentualen Steigerungen über lange Zeiträume verkennen völlig was mit unnötiger Behinderungspolitik an klimaschützendem Solaraufbau zerstört wurde. 2012 über 8000 MW möglich, wa jedes Jahr nötig wäre, seit 2013 ausgebremst auf 3300 MW, 2014 gar auf 1400 MW + 2016 auf 1500 MW. Gesteigert wegen Schlussaufbau vor unsinnigem Ausschreibungszwang 2017 schon ab 751 KW, wo selbst die EU 18000 MW vorschreibt.
Und der noch relativ hohe Land-Windkraftaufbau wird damit auch gleich unsinnig behindert, während der für Meeres-Windkraft mit sehr teuren Netztransport beliebig hoch und ohne jede Degression bis 2025 mehr als doppelt vergütet belassen wird. Welche Lobbyisten schufen diese Regeln für die profitierenden Großkonzerne?
Es ist doch sehr positiv, wenn Herr Fell Bedingungen fordert, die wieder 8000 MW jährlich aufbaubar machen. Das fordert zudem auch das Pariser Klimaabkommen nach dem die neue Koalition sich auszurichten hätte. Wird sich Frau Merkel dazu endlich anpassen?
UND solche PV-Aufbau-Ausbremsung vernichtete auch zig tausende zukunftsfähige Arbeitsplätze, zukunftslose Kohlestrom-Arbeitsplätze wurden unfairen bevorteilt erhalten. Sie zukunftsfähig zu machen bräuchte große Freiflächen-PV-Anlagen, kombiniert mit Windkraftanlagen und vielfältige Speicher. Selbst in England wurde eine 10 MW-PV-Anlage mit großem Speicher ans Netz gebracht. So kann sie zudem auch zur netzstabilität eingesetzt werden. Siehe zB http://www.anesco.co.uk Auch Vattenfal oder wer stattdessen könnte sie statt dem Braunkohle-KW betreiben. Warum muss Braunkohlenbetrieb nicht angemessen für seine Schäden bezahlen?
Danke Herrn Fell auch für den Hinweis auf die PV-Veramschung per Tagesbörsenverkaufszwang geschaffen durch Minister FDP Rössler und SPD Gabriel per Ausgleichsmechanismus-Verordnung 2009. Herr Fell benennt die Alternative wirklicher Direktvermarktung statt indirekter per Börse, wo an der Termnbörse atomar-fossile Rohstoffe Jahre vorher gehndelt den Erneubaren praktisch den Vorrang nehmen dürfen!
Volle Zustimmung.
Man darf nicht die „Alibi Prozente“ zu Grunde legen die jährlich dazu kommen, sondern muss das sehen was tatsächlich geschehen ist oder geschieht.
Eines der dicksten faulen Eiern das den EE mit der EEG Neuordnung 2010 ins Nest gelegt wurde, ist die Verpflichtung der EE zum vermarkten, oder genauer gesagt zum Verramschen an die Börse.
Nicht nur dass die dort zusätzlich angeboten werden müssen und die Preise nach unten drücken, wird dadurch auch der Abstand zu den Vergütungen größer, was seit dem die Umlage rapide nach oben steigen lässt.
Der Ex- Chef von Fraunhofer hat es im folgenden Video deutlich gemacht.
https://www.youtube.com/watch?v=VjN_J3QA3RI
Solche Details sind natürlich dem H.J. Fell bekannt, deshalb spricht der zu Recht von Abschießen
Glauben Sie, durch verächtliche Ausdrucksweise könnten Sie Tatsachen aus der Welt schaffen? Was bitte sollen „Alibi-Prozente“ sein? Eine Steigerung des EE-Anteils – das sind Tatsachen!
Es ist auch müßig, sich über den Zwang zum Verkauf der EE an der Börse zu echauffieren. Dieses „Verramschungsproblem“ wird nicht rückgängig gemacht werden, weil es sonst die Netzbetreiber, in deren Gebiet die EE eingespeist werden, und die diesen Strom ja irgendwie weiterverkaufen müssen, benachteiligen würde gegenüber denen, die nicht so viele Einspeisungen haben. Letztlich ist es der Tatsache geschuldet, dass man die Eingriffe in den Markt so gering wie möglich halten möchte, denn Marktpreise haben ja auch eine wichtige Informationsfunktion darüber, was eine Sache wert ist.
Für den Stromverbraucher läuft es dagegen auf dasselbe hinaus, ob er jetzt billigen EE-Strom aus dem Netz bekommt und eine hohe EEG-Umlage zahlen muss, oder durch weitere Markteingriffe der EE-Strom über Wert an die Verbraucher weitergereicht wird, die dafür aber eine niedrigere EEG-Umlage haben. Nur die ungerechtfertigten Profiteure unter den EEG-Umlagebefreiten Unternehmen, deren Befreiung könnte und sollte man immerhin um den Betrag kürzen, um den die Stromeinkaufspreise im Netz durch das hohe EE-Angebot gefallen sind. Statt 4,8 Mrd, würden dann nur ca. 3,5 Mrd. Befreiungen entstehen, die Differenz könnte die EEG-Umlage für alle um 4-5% (absolut so um die 0,5ct) senken. Das würde auch die Bereitschaft der Großverbraucher sich um Stromeinsparungen zu bemühen fördern.
JCW sagt:
Es ist auch müßig, sich über den Zwang zum Verkauf der EE an der Börse zu echauffieren. Dieses „Verramschungsproblem“ wird nicht rückgängig gemacht werden, weil es sonst die Netzbetreiber, in deren Gebiet die EE eingespeist werden, und die diesen Strom ja irgendwie weiterverkaufen müssen, benachteiligen würde
@ JWC
Was mussten die denn weiter verkaufen, als der noch zwingend den Versorgern zugeteilt wurde.
JCW sagt:
Für den Stromverbraucher läuft es dagegen auf dasselbe hinaus, ob er jetzt billigen EE-Strom aus dem Netz bekommt und eine hohe EEG-Umlage zahlen muss, oder durch weitere Markteingriffe der EE-Strom über Wert an die Verbraucher weitergereicht wird, die dafür aber eine niedrigere EEG-Umlage haben.
@JCW
Haben Sie eine Erklärung dafür, warum auf der einen Seite ein 4 Personen Haushalt jährlich mit 300 Euro durch die EEG Umlage belastet wird, und andererseits empfohlen wird, dass man mehr als 300 Euro sparen kann, wenn man zu dem Anbieter wechselt, der die gesunkenen Strom Beschaffungskosten an seine Kunden weiter gibt.
Sind die Markteingriffe nicht für alle nötig ???