Warum nicht gleich dachintegriert installieren?

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Mit dem Webinar „Warum nicht gleich dachintegriert installieren?“ am 10. August hat pv magazine bei vielen Installateuren einen Nerv getroffen. Eine große Zahl an Anmeldungen und viele detaillierte Nachfragen zeigen, dass diese Nische für viele Kunden eine interessante Option ist. Initiativpartner Solarwatt stellte das Easy-In-System mit Glas-Glas-Modulen und dreißig Jahren Garantie vor und zeigte, dass eine integrierte Photovoltaikanlage durch die Einsparungen bei den Dachziegeln auch in finanzieller Hinsicht ein Hingucker sein kann. Einige Fragen, die im Webinar noch offen geblieben waren, werden nun von Peter Schumann, Entwicklungsingenieur bei Solarwatt, schriftlich beantwortet.

Module

In wie weit lässt sich das Easy-In-System kundenspezifisch anpassen? Gibt es die Module zum Beispiel auch in halbtransparenter Ausführung, als Blindmodule oder in dreieckiger Form?

Peter Schumann: Bisher gibt es die nicht, wobei eine Landscape-Variante (Querverbau) als auch halbtransparente Module prinzipiell möglich wären. Dreieckige Module hingegen müssten auf Grund der individuellen Geometrie hinsichtlich ihrer Eignung für das Konzept der Modulschindelung geprüft werden und wären Sonderanfertigungen. Entscheidend ist hier, dass die Schindelung weiter wirksam ist, genauso wie der Dachanschluss.

Zum Nachhören

pv magazine Webinar

Warum nicht gleich dachintegriert installieren?

vom 10. August 2017

Wenn die Module überlappend verlegt werden, sinkt dann die Leistung oder sind im oberen Teil der Module keine Zellen eingebaut?

Der überlappte Bereich ist nicht mit Solarzellen belegt. Eine Verschattung auf Grund der Überlappung durch das obere Modul ist für unsere Breiten bei korrekter Montage ausgeschlossen.

Spielt es auch bei der Performance eine Rolle, dass Glas-Glas-Module und keine Glas-Folien-Module verbaut sind? Kann man bei gleicher Hinterlüftung zum Beispiel eine niedrigere Temperatur erwarten?

Eine leicht veränderte Temperatur (geringer) ist durchaus zu erwarten, wobei die Auswirkungen hierbei relativ gering sein werden. In Bezug auf den Ertrag sind kumulativ über das Jahr gesehen größere Unterschiede möglich. Darüber hinaus ist die Lebensdauer von Glas-Glas-Modulen im Vergleich zur Glas-Folie-Variante deutlich länger, so dass der Besitzer über die gesamte Lebenszeit seiner Photovoltaik-Anlage deutlich mehr Kilowattstunden pro investiertem Euro erhält. Die Erfahrungen unserer Kunden mit Indachanlagen allgemein zeigen vergleichbare Erträge zu Aufdachanlagen. Die Erwärmung von Indachanlagen ist immer überschätzt worden. Die Hinterlüftung der Anlagen, egal ob Auf- oder Indach, spielt bei der Modulerwärmung eine untergeordnete Rolle, das zeigen verschiedene unabhängige Untersuchungen.

 

Lässt sich das System mit Leistungsoptimierern oder Mikrowechselrichtern kombinieren?

Das System lässt sich mit den meisten marktverfügbaren Moduloptimieren kombinieren.

Gibt es Unterschiede im Ertrag von dachintegrierten und Aufdach-Anlagen bei gleicher Dachfläche?

Wir erwarten mit unserem Easy In bei korrekter Ausführung der Hinterlüftungsebene im Vergleich zu einer Standardaufdachanlage keine signifikanten Ertragsunterschiede.

Wie schwierig wäre es, ein defektes Modul in der Mitte des Feldes auszubauen? Welche Schritte sind dafür nötig?

Das System ist hinsichtlich der Funktion der Regensicherheit in sich geschlossen, so dass der Modulwechsel innerhalb des Modulfeldes eines etwas höheren Aufwands bedarf als bei einer vergleichbaren Aufdachanlage. Um ein Modul zu tauschen, werden die Module der letzten Feldspalte entfernt, anschließend können die Module durch Lösen der Befestigung innerhalb ihrer Reihe verschoben werden, bis das defekte Modul erreicht und ausgetauscht werden kann. Dank des Solarwatt Komplettschutzes sind solche Maßnahmen in der Regel abgedeckt und bedeuten keine zusätzliche finanzielle Belastung des Kunden oder Installateurs.

Wie lange werden Sie Ersatzmodule oder Module zum Repowering anbieten, die genau in Ihre Unterkonstruktion passen?

Solange es eine Nachfrage nach diesen Modulen gibt, werden wir sie selbstverständlich anbieten.

Installation

Ab welchem Neigungswinkel kann man das System Easy In einsetzen?

Die Installation der Easy-In-Module ist ab einem Neigungswinkel von 22 Grad möglich.

Nach welchem Zeitraum ist es nötig, die Dichtungen zu erneuern?

Die Dichtungen müssen nicht erneuert werden, da sie UV-geschützt verbaut sind und über eine entsprechend hohe Lebensdauer verfügen. Eine Überprüfung der Anschlussbleche hinsichtlich Lage und Dichtheit wird alle 10 Jahre empfohlen.

Kann es unter der Anlage zur Bildung von Schwitzwasser kommen?

Ja, aus diesem Grund ist auch die Installation unserer Unterspannbahn erforderlich, die speziell für diese Anwendung ausgewählt wurde und im Systempreis integriert ist.

Wie verhindern Sie, dass sich ein Kabelbrand auf das Dach ausbreitet?

Kabelbrände resultieren zum überwiegenden Teil aus Verschaltungskurzschlüssen, das heißt aus unsachgemäß verbundenen Solarmodulen. Derartige Vorfälle sollten – unabhängig ob es sich um eine In- beziehungsweise Aufdachanlage handelt – zwingend vermieden werden, da sie fatale Auswirkungen auf Gebäude haben können. Entsprechend sollten Solaranlagen grundsätzlich nur von fachkundigen Installateuren  verbaut werden. Sollten dahingehend zusätzliche Anforderungen an den Brandschutz vorliegen, ist eine Verkapselung der Kabel (Steckverbindungen) etwa durch Kabelbandagen möglich, jedoch von unserer Seite nicht vorgeschrieben.

Wie wird der seitliche Übergang vom Modul zum Dachziegel gestaltet und ist die „Randeinblechung“ im Preis enthalten?

Der Übergang zum seitlichen Ziegel wird durch ein Randblech gewährleistet. Gleichzeitig sind die Module durch ein zusätzliches Aluminiumprofil flexibel auf verschiedene Einblechungsarten aufgrund spezieller Dachanforderungen (Gauben, Schornsteine) und Kundenwünsche vorbereitet. Das Aluminiumprofil ist im Preis inkludiert, die Einblechungen können separat erworben werden.

Ist der Einbau auch bei Biberschwanzziegeln und anderen beliebigen Ziegelarten möglich?

Das System ist für eine große Vielzahl an Dachziegeln geeignet. Sehr flache, wenig bis gar nicht konturierte Dachziegel stellen jedoch erhöhte Anforderungen an die Gestaltung der Einblechung. Hier empfehlen wir eine individuelle Herstellung der Verblechung durch einen Dachklempner vor Ort.

Wie wird der Blitzschutz und die Erdung bei dem System realisiert?

Für Erdung und Blitzschutz werden unsere Module mittels Verschraubung an der obersten metallenen Befestigungsschiene kontaktiert. Die Schiene selbst kann am Modulfeldrand dann in das Erdungs- und Blitzschutzsystem des Gebäudes eingebunden werden.

Kann das Easy-In direkt an Schleppgauben fortgeführt werden?

Das Easy In kann auf Schleppgauben installiert werden, sofern die statischen Eigenschaften des Untergrundes den Systemanforderungen genügen. Das System kann jedoch nicht unterschiedliche Dachneigungen innerhalb eines Photovoltaik-Feldes (vom Dach zur Schleppgaube) überspannen. Hier empfiehlt sich eine Übergangsverblechung.

Ist ein bestimmter Lüftungsquerschnitt für den Ziegel-Lüfterfirst erforderlich?

Der Hinterlüftungsquerschnitt im Dach entspricht der Höhe der Konterlatte (40 Millimeter), entsprechend dem zu erwartenden Luftstrom sollte der Ziegel-Lüfterfirst ausgeführt werden. Ein erforderlicher Querschnitt wird nicht vorgeschrieben.

Sind in die Indachfläche Dachfenster führender Hersteller integrierbar?

Ja, mit Hilfe entsprechender Anschlussbleche ist dies möglich.

Wie funktioniert der Höhenausgleich, wenn das Dach nicht ganz eben ist? Wie viel Ausgleich ist möglich?

Das System verzeiht Dachunebenheiten von etwa einem Zentimeter pro Meter, was relativ viel ist. Noch stärkere Abweichungen sollten ausgeglichen werden. Hierfür gibt es eigens eine Leistungsbeschreibung beim Dachdecker. Ähnlich wie beim Trockenbau ist es empfehlenswert, den nötigen Ausgleich in der Unterkonstruktion, also bei den Sparren und Latten zu realisieren. Umso besser sieht am Ende die Fläche aus.

Können Sie einen Richtwert nennen, wie viel Zeit für die Installation nötig ist?

Die Installation des Systems, unter der Voraussetzung, dass die Dachlatten bereits installiert sind, unterscheidet sich für Installateure, die mit Easy In noch keine Erfahrungen haben, nicht von einem vergleichbaren Aufdachsystem. Mit etwas Übung lassen sich Indachanlagen sogar schneller installieren als die Aufdach-Varianten, wie unsere Installateure berichten.
Das Handling der Module auf dem ungedeckten Dach ist deutlich einfacher als bei Aufdachanlagen. Die Module lassen sich einfach auf dem Dach wie ein Ziegel einhängen, damit kann man mit weniger Handwerkern auf dem Dach agieren.

Wie wirkt es sich aus, wenn sich die Anlage aufgrund von Hitze und Kälte ausdehnt oder zusammenzieht?

Das System wird mit einer vorgesehen Dehnungsfuge pro Modul verbaut. Dadurch ändern sich bei Temperaturwechsel hauptsächlich Spaltmaße, die jedoch für den Betreiber kaum sichtbar sind.

Bieten Sie Seminare zum Aufbau solcher Indachanlagen an?

Ja, wir planen, demnächst Seminare zu diesem Thema anzubieten.

Kosten

Auf welche Dachgröße beziehen sich die im Vortrag genannten Kosten?

Im Vortrag wurde exemplarisch eine Modulfläche von 12 Modulen berechnet, bei einer Modulfläche von 1,67 Quadratmetern wurden entsprechend Dachziegel mit einer Fläche von circa 20 Quadratmetern zugrunde gelegt.

Was deckt die 30-jährige Produktgarantie ab? Würden Sie, wenn der Garantiefall eintritt, auch den Ab- und Wiederaufbau erstatten?

Solarwatt bietet eine Produkt- und Leistungsgarantie von 30 Jahren. Die Produktgarantie deckt Material- und Verarbeitungsfehler ab, die Leistungsgarantie kommt zum Tragen, wenn die Solarmodule nach Ablauf der 30 Jahre eine Leistung bringen, die niedriger ist als 87 Prozent. Ab- und Wiederaufbau im Garantiefall werden erstattet.

Wäre das System in der Schweiz förderfähig?

Das Easy-In-System erfüllt die Anforderungen der Richtlinie „Gebäudeintegrierte Photovoltaikanlagen“ zur Anwendung von Ziffer 2.3 des Anhangs 1.2 der Energieverordnung (ENV) der Schweiz.

Sonstiges

Gibt es für das System eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung? Welcher Rechtsrahmen gilt für Indach-Systeme?

Für das Gesamtsystem ist keine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (ABZ) erforderlich. Alle tragenden Verbindungen sind derart ausgeführt, dass sie über eine reguläre Typenstatik abgebildet sind. Solarwatt hat für Easy In eine Typenstatik rechnen lassen, die einsehbar ist, wenn unsere Kunden dies wünschen. Das eingebaute Glas besitzt eine ABZ. Es handelt sich hierbei um geprüftes Verbundsicherheitsglas. Zusätzlich gelten für die Produkte alle Zertifizierungen, die auch für ein vergleichbares Aufdachprodukt gelten.

Gibt es für das System einen Konfigurator?

Ein Konfigurator ist über den separaten Installateursbereich auf unserer Website verfügbar. Darin wird auch die Einbausituation hinsichtlich zu beachtender Dachrandflächen berücksichtigt.

Gibt es Planungen zur Modulintegration in Wintergartendächer, Carports und Veranden mit der kombinierten Funktion Stromerzeugung und Beschattung?

Für dieses Einsatzgebiet bietet Solarwatt das Produkt Vision 36M glass an. Dabei handelt es sich um ein halbtransparentes, rahmenloses Glas-Glas-Modul, das sowohl den Aspekt der Anforderungen an Überkopfverglasung als auch den Verschattungs- und Stromliefergedanken aufnimmt. Zusammen mit diversen Partnern vermarkten wir seit mehreren Jahren erfolgreich Carport-, Veranden- und Wintergartendächer.

Lässt sich das System auch für Fassaden verwenden?

Das Easy In ist in der derzeitigen Aufbausituation nicht für Fassaden geeignet. Diese Einbausituation wird durch unser halbtransparentes Glas-Glas-Modul Vision 36M glass ermöglicht (s.o.).

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