In der letzten Zeit gibt es im Vorfeld der Bundestagswahl wieder auffällig viele Berichte in verschiedenen Leitmedien wie Bild, Bild am Sonntag, FAZ, Handelsblatt, Wirtschaftswoche, Welt u.a., die die Erneuerbaren Energien in ein schlechtes Licht als Preistreiber und Problem für die deutsche Wirtschaft rücken. Eine ausgewogene Darstellung unter Berücksichtigung der positiven Effekte der Erneuerbaren Energien oder gar deren zwingende Notwendigkeit für den Klimaschutz findet dort so gut wie nicht statt. Solche Berichte haben seit vielen Jahren Konjunktur und können nur mit einer gezielten Diffamierungskampagne gegen Erneuerbare Energien erklärt werden, die dahinter steckt.
So veröffentlichte Mitte August das Institut für Wirtschaft in Köln ein Policy Paper mit dem Titel „Energiepolitische Unsicherheit verzögert Investitionen in Deutschland“ in dem es darlegt, dass Unternehmen Investitionen zurückhielten, da die energiepolitischen Rahmenbedingungen nicht genug Sicherheiten bieten würde. Dabei bezieht sich das Papier zu einem großen Teil auf energieintensive Unternehmen, die ohnehin von der gesamten oder auch teilweise von Umlagen und Entgelten befreit ist. Gleichzeitig wird kritisiert, dass durch die steigende EEG-Umlage die Kosten für Unternehmen, die nicht von diesen Ausnahmen profitieren, steigen und damit deren Wettbewerbssituation verschlechtern. Keinen Platz in der Diskussion findet, dass die Umlage unter anderem in den letzten Jahren gestiegen ist, weil die Ausnahmeregelungen zugenommen haben und somit die Belastung für die anderen Verbraucher zunimmt.
https://www.iwkoeln.de/studien/iw-policy-papers/beitrag/hubertus-bardt-energiepolitische-unsicherheit-verzoegert-investitionen-in-deutschland-356632
Journalistisch top aufbereitet und unterlegt mit scheinbar erdrückenden Faktendarstellungen blenden sie den Laien und halbinformierten Fachmann. Sie sollen offensichtlich den Boden für weitere Verschlechterungen der politischen Rahmenbedingungen für die Erneuerbaren Energien schaffen, wie es schon in der Vergangenheit geschehen ist, um damit dem Fortbestand der fossilen Wirtschaft und womöglich sogar der erneuten Laufzeitverlängerung der noch nicht abgeschalteten Atomkraftwerke den Weg bereiten.
Begonnen hat diese neue Kampagne gegen die Erneuerbaren Energien Ende Januar dieses Jahres. Die Initiative neue soziale Marktwirtschaft (INSM) hat eine „Faktensammlung – Die Fehler der Energiewende“ veröffentlicht, in der sie Fake News über die Erneuerbaren Energien verbreiten wollte.
Darin versuchte die INSM „Fakten“ zu verbreiten, warum die Energiewende zu teuer und zum Scheitern verurteil sei.
https://www.hans-josef-fell.de/content/index.php/presse-mainmenu-49/schlagzeilen-mainmenu-73/1066-neue-fake-news-kampagne-der-insm-gegen-erneuerbare-energien
http://www.insm.de/insm/Themen/Soziale-Marktwirtschaft/argueliner-11-fakten-zur-energiewende.html#fakt1
Es war nicht die erste Kampagne gegen die Energiewende dieser Lobbyorganisation, die von den Arbeitgeberverbänden der Metall-und Elektroindustrie gegründet worden ist. So zum Beispiel 2012, nach der Katastrophe von Fukushima. Als der Ausstieg vom Atomausstieg beschlossen worden ist und die Erneuerbaren Energien einen erneuerten Boom erlebt haben. Hier malte die INSM den Teufel an die Wand (und das nicht nur bildlich gesprochen), indem sie vor den Erneuerbaren Energien warnten und ein Ende der Ökostromförderung in Form des EEG forderten. Die INSM ist Ursprung der Kampagne „Hilfe die Energiewende wird unbezahlbar“.
Print Anzeigen: http://www.insm.de/insm/kampagne/energiewende/printanzeigen-energiewende.html
Als Heilmittel gegen die „Kostenexplosion“ sieht die INSM das Quotenmodell. Seit Jahren macht sie Werbung für dieses ungeeignete Instrument. Erst letzten Oktober veröffentlichte die INSM ein Gutachten, das sie beim Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomik (DICE) in Auftrag gegeben hatte. Laut des Gutachtens wirke das Quotenmodell den „explodierenden Kosten“ von 520 Milliarden Euro bis 2025 entgegen. Dass dieses aber gänzlich ungeeignet ist für die Energiewende und im Endeffekt wahrscheinlich sogar teurer für den Verbraucher werden dürfte, lässt die INSM außer Acht.
https://www.solarify.eu/2016/10/11/042-insm-studie-zum-eeg-und-den-energiewendekosten-falk-unserioes/
Werbung für das Quotenmodell: http://www.insm.de/insm/kampagne/energiewende/eeg-stoppen-energiewende-machen.html
Des Weiteren versucht die INSM individuelle Ängste vor der Energiewende zu schüren: Mit dem „EEG-Milchmädchenrechner“ von 2012 soll sich jeder selber ausrechnen können, wie viel ihn die Energiewende kostet. So wird gezielt an der Angst der Bevölkerung vor finanzieller Schlechterstellung angesetzt.
Rechner: http://www.insm.de/insm/kampagne/energiewende/eeg-milchmaedchenrechner.html
Von den Interessen des alten fossil atomaren Wirtschaftskomplexes getrieben, nimmt die INSM mit ihren plakativen Kampagnen gegen das EEG Einfluss auf den Bundestagswahlkampf. Mit Printanzeigen „Rettet die Energiewende“ machte sie Werbung für das Ausschreibungsmodell, „droht“ der Politik gar mit Stimmverlust, wenn sie die Stromkosten nicht begrenze. Gleichzeitig gibt sie den Wählern das Gefühl, dass sie nicht ernst genommen werden („Wenn das Volk günstigen Strom will, soll es doch Batterien kaufen“ in Anlehnung an Marie-Antoinette).
http://www.insm.de/insm/kampagne/energiewende/printanzeigen-energiewende.html
Durch Rosinenpickerei versucht die INSM, die Stimmung in der Bevölkerung gegen die Erneuerbaren Energien zu wenden und so die Interessen ihrer Mitglieder zu schützen.
Um die Hintergrunde der INSM besser zu verstehen, habe ich eine Serie vorbereitet, die in loser Folge einiges beleuchten will. Im nächsten Beitrag folgt mehr zu dem Thema: „Wer ist die INSM?“
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.
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Top Kommentar.
Ich dachte das alte Denken der Energiedinosaurier wäre abgelöst. Selbst eon und RWE versuchen sich ein grünes Image zu geben und irgendwie im Bereich erneuerbare Energien ein Geschäftsmodell zu finden.
Erneuerbare Energien sind ohne Alternative.
Lieber Herr Fell,
ich stimme Ihren Ausführungen voll zu und wünsche, dass die Grünen im nächsten Monat zur Wahl besser abschneiden als es die Prognosen und Hochrechnungen zeigen.
Ab heute gibt es einen neuen SKANDAL bei AUDI: dort weiß die rechte Hand (vielleicht auf Etage 3 in Ingolstadt) nicht, was die linke Hand in der 4. Etage in Wolfsburg macht – weil die Macht und der Einfluss der „längst überfälligen Bremser“ nicht aufhört.
Bereits 1993 – vor gerade mal 24 Jahren !!! – habe ich mit AUDI korrespondiert, als der AUDI-Duo (vorn mit 4-Zylinder Verbrennungsmotor und auf der Hinterachse mit Elektromotor angetrieben), mit SOLADACH aber durch die damalige Batterietechnik mit Bleiakkus und 630 kg Gewicht im Kofferraum !) kaum zu bewegen war.
Scheinbar hat AUDI seit dieser Zeit nichts dazu gelernt, da sie immer wieder bei Null anfangen und den Deutschen, ihren eigenen (zu billigen?) Mitarbeitern und schon garnicht der deutschen Technologie etwas zutrauen. Bereits damals gab es bei AUDI das Solar-Schiebedach, das im Stillstand und beim Parken in der Sonne den einzigartigen Vorteil und „Wohlfühleffekt“ hatte, dass das Lenkrad, das Armaturenbrett und der Innenraum durch die Luftkühlung mit einem Kleinlüfter sich um 15 °C abkühlte.
Ich habe mehrere Jahre lang einen A6 mit einem solchen Solar-Schiebedach gefahren – mit dem Ergebnis, dass ich sehr damit zufrieden war. Ein Nachfolgemodell konnte ich mit einem solchen Dach nicht bestellen, da selbst die langjährigen Audi-Verkäufer, z.B. hier in Korbach, mir dieses Sonderzubehör ausgeredet haben, es sei ja viel zu teuer und niemand wolle es oder brauche es. Und heute, nachdem die Solarzellen nur noch 10% der damaligen Preise kosten, geht AUDI eine KOOPERATION mit einem Chinesen ein, und arbeitet dabei mit den ungeeigneten Dünnschichtzellen, da sie wenig Strom produzieren.
Damals wurden die wenigen Solar-Schiebedächer bei AUDI in Deutschland hergestellt und mit deutschen Solarzellen ausgestattet, aber heute ist es schick, mit China, Korea oder Japan zu kooperieren, da man dann die Reisekosten besser vertreten kann und mit den Reisekosten die Gewinne verbraten kann – alles zu Lasten der für dämliche gehaltenen Aktionäre.
Der Diesel-Abgasskandal und der Imageverlust reicht offensichtlich noch nicht aus, ein Umdenken und Umschwenken einzuläuten. Die Nestbeschmutzung und der Tritt mit Füßen gegen die dummen Kunden geht weiter.
Ein Glück, dass ich mich vor kurzem e n d g ü l t i g von AUDI verabschiedet habe, den falsch und betrügerisch beworbenen Wagen (mit Verlust) abgestoßen habe und auf die richtige Zukunftstechnologie gesetzt habe:
vorn treibt ein 3-Zylinder-Ottomotor das Fahrzeug für eine Reichweite von 600km mit einer 36l-Tankfüllung an, hinten arbeitet ein Elektromotor auf der Hinterachse für Kurzstrecken von 50km – das reicht bei mir für 3 Fahrten in die Kreisstadt. Danach wird die 7 kWh-Batterie an der Wallbox und der eigenen Solartankstelle k o s t e n f r e i (da keine Einspeisevergütung mehr gezahlt wird) in3 Stunden wieder aufgeladen. Vorteil dieser Technologie: ich fahre in der Stadt emissionsfrei und für 22 ct pro km; der bisherige AUDI hat 199 g CO2/km und 66 ct/km verursacht. Dieses „Downseizing“ macht Spass!
Manchmal kann ich den Eindruck nicht verdrängen, dass die INSM ihre Vernetzung schon bis in die kleinsten Foren und Blögge ausgedehnt hat.
Zum Beispiel in das dem Namen nach pro Energiewende PV Forum.
Für technische Fragen, und Beratung, und Meinungsaustausch, ein hervorragendes Forum.
Was die Sparte Energiepolitik betrifft, nach meiner Erfahrung sehr fragwürdig.
Seit Jahren ist da mein Thema die Kosten/Nutzen Betrachtung, und besonders die Tatsache, dass die EE nicht nur Kosten verursachen, sondern auch Kosten senken, was dort vollkommen ignoriert wird.
Kosten senken in Form der Strom Großhandelspreise, die seit der EE Einspeisung sich halbiert haben, und seit 2010 dem neuen fragwürdigen Wälzmechanismus kontraproduktiv auf die Höhe EEG Umlage wirken.
In den verschiedenen Threads, wo ich diese Tatsache in die Diskussion eingebracht habe, ist mir in den meisten Fällen, polemisch begegnet worden.
Die Argumente die mir da entgegen gebracht wurden, waren meistens fundiert auf den Thesen, wie die der INSM.
Veröffentlichungen von Leuten wie Claudia Kemfert , oder Prof. Jarras auf die ich da hingewiesen habe, werden als Fake New bezeichnet.
Letztendlich hat es dazu geführt, das ich aus diesem Forum rausgeflogen bin.
Raus geflogen, auf drängen eines Users, der mysteriöserweise unter verschiedenen Nicknamen da gepostet hat.
Wen es interessiert, der kann im PV Forum u.a. in den Threads „ Merit Order und das Märchen vom teuren EEG Strom“ „Das EEG Konto“ „Fehler im Marktdesign“ oder „Wo bleibt die Windkraft“, in letzterem waren meine letzten Auftritte, unter dem Nicknamen „Hadl“