Im Jahr 2030 kann Österreich den Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen decken. Wenn die bisher beschlossenen Maßnahmen zum Netzausbau umgesetzt werden, sei die Versorgungssicherheit gewährleistet. Dabei sei es nicht einmal nötig, mit Solar- und Windstrom Methan oder Wasserstoff zu erzeugen, da das Land in das europäische Verbundnetz eingebettet ist.
Zu dieser Aussage kommt eine Gruppe um Gustav Resch, der an der TU Wien forscht. Die Studie wurde von der IG Windkraft, dem Kompost & Biogas Verband Österreich, und der IG-Holzkraft in Auftrag gegeben. Dementsprechend freut sich Peter Püspök, Präsident des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) über das Ergebnis. Er fordert ein „Programm für rasches Handeln“, damit Österreich nicht immer weiter zurück fällt, so heißt es in der Presseerklärung.
Anders als in Deutschland hat in Österreich in dem 100-Prozent-Szenario für 2030 Wasserkraft mit 46 Terawattstunden Strom den größten Anteil. Im Jahr 2010 wurden mit Wasserkraft bereits 38,4 Terwattstunden produziert. Die Erzeugung mit Photovoltaik steigt entsprechend dem Szenario auf 11,3 Terawattstunden, die mit Wind auf 17,5 Terawattstunden. Dafür müssen 31 Terawattstunden an erneuerbarer Erzeugungskapazität zugebaut werden, so die Kurzfassung der Studie.
„Unsere Grundbotschaft ist, dass das Szenario mit 100 Prozent erneuerbarer Versorgung nicht teurer wird als heute“, erklärt Gustav Resch. Die Ökostromumlage von zuletzt jährlich 620 Millionen Euro, mit der Strompreis belastet wird, würde im Durchschnitt der nächsten zehn Jahre auf 511 Millionen Euro zurückgehen. Gleichzeitig führe der weitere Zubau an Photovoltaik und Wind zu niedrigeren Preisen an der Strombörse. Dieser Merit-Order-Effekt betrage im Durchschnitt der nächsten zehn Jahre 137 Millionen Euro.
Resch geht es nicht darum, Österreich wirklich autark zu machen. Das Land sei auch in den Simulationen eingebettet in das Verbundnetz in Kerneuropa. Seine Simulationen berücksichtigen einen Ausbaupfad in den Nachbarländern, der dort im gleichen Zeitraum zu etwas mehr als 50 Prozent Anteil an erneuerbaren Energien am Strommix führt. Die Studie ist dementsprechend als Untersuchung zu interpretieren, wie sich im europäischen Umfeld verschiedene Konzepte zur Förderung erneuerbarer Energien auswirken würden, so dass sie direkt Rückschlüsse für die östereichische Politik erlaubt. Die Aussage, dass in dem Energiewende-Szenario 100 Prozent der Energie aus Erneuerbaren stammen, stimme dann bilanziell.
Würde auf jegliche Förderinstrumente verzichtet, käme der Zubau nach den Simulationen der Forscher nahezu zum Erliegen. In solch einem „no policy“ Szenario hätte das Land im Jahr im Durchschnitt 650 Millionen Euro höhere Ausgaben für Importe als in dem 100-Prozent-Szenario.
Zumindest bis 2020 folgt die Politik nun dem Energiewende-Szenario. Erst am 6. Juli hat der österreichische Bundesrat die so genannten „Kleine Ökostromnovelle“ beschlossen. Danach ist nun unter anderem amtlich, dass in 2018 und 2019 Photovoltaikanlagen mit Speicher mit zusätzlichen 30 Millionen Euro gefördert werden. Bereits Ende Juni hatte der Nationalrat das Gesetz passieren lassen (mehr Infos)
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