In der Vergangenheit hat man einen kontinuierlichen Anstieg der Haushaltskundenpreise gesehen, nach 2006 im Mittel um vier Prozent pro Jahr. Während die Beschaffungskosten, das sind die Energiekosten im Großhandel, gesunken sind, stiegen die EEG-Umlage und die Netzentgelte deutlich an. Diese beiden Strompreiskomponenten machen heute bereits fast 50 Prozent des Gesamtpreises aus. Rechnet man die EEG-Umlage aus der Strompreisentwicklung heraus, stieg er pro Jahr im Mittel nur noch um 1,9 Prozent, das ist nur ein halber Prozentpunkt über der Inflationsrate. In Zukunft wird die EEG-Umlage rein durch den Zubau getrieben, jedoch nicht so stark ansteigen wie in den Boomjahren der Photovoltaik. Es gibt daher keine Grundlage, die vier Prozent jährlicher Steigerung auch für die Zukunft anzunehmen. Was lässt sich für die Zukunft noch sagen?
Die Beschaffungskosten sind abhängig von der Kapazitätsentwicklung, der Preisentwicklung für Brennstoffe wie Kohle und Gas und von politischen Entscheidungen wie einem Kohleausstieg oder einer CO2-Steuer. Trend: tendenziell eher stagnierend.
Rund 20 Prozent des Strompreises macht die EEG-Umlage aus. Ihre Höhe hängt davon ab, wie sich der Zubau vor allem von Offshore-Windkraftanlagen entwickelt, davon, dass ab 2020 die ersten Anlagen aus der Förderung herausfallen, weil sie schon 20 Jahre laufen. Sie hängt auch von der Höhe der Börsenstrompreise ab. Wenn Überlegungen umgesetzt werden, die EEG-Umlage anders zu finanzieren, sinkt der Aufschlag auf den Strompreis. Trend: tendenziell in den nächsten Jahren eher steigende Umlage, im Laufe der nächsten Dekade wieder fallend.
Benötigter Netzausbau und dessen Investitionskosten sowie die Kosten für Redispatch, Netzreserve und Einspeisemanagement führen zu steigenden Netzentgelten. Diese Ausgaben sind nötig, solange die Netze nicht ausreichend ausgebaut sind. Eine Vereinheitlichung der Netzentgelte könnte die Netzentgelte in einigen Regionen reduzieren, in anderen wiederum zusätzlich erhöhen. Aktuell wird darüber diskutiert, Netzentgelte weniger verbrauchsabhängig und stärker je Netzanschluss zu finanzieren. Das würde den Preis pro Kilowattstunde senken. Trend: tendenziell eher steigend.
Die Umlagen können auch dadurch steigen, dass neue eingeführt werden. Beispielsweise denkbar wäre eine „Ersatzmineralölsteuer“. Sie soll die Ausfälle kompensieren, die entstehen, wenn bei zunehmender Elektromobilität die Einnahmen aus der Mineralölsteuer zurückgehen. Trend: tendenziell eher steigend.
Dem entgegenwirken würde es, wenn die EEG-Umlage auf alle Sektoren (Verkehr, Strom, Wärme) aufgeschlagen würde. Trend: Umlage tendenziell stagnierend oder sogar sinkend.
Die Betrachtung der einzelnen Faktoren zeigt deutlich, wie komplex die Thematik ist – eine einfache Betrachtung der Vergangenheit reicht dabei nicht aus. Besonders die Abhängigkeit der Wirtschaftlichkeit von politischen Unwägbarkeiten über den langen Investitionszeitraum hinweg (Netzentgeltsystematik, EEG-Umlagen-Systematik) erhöhen die Unsicherheit. Ein Szenario, das die Strompreissteigerung der letzten zehn Jahre einfach in die Zukunft extrapoliert, ist nicht plausibler als andere Szenarien. (Angela Pietroni)
Die Autorin Angela Pietroni ist Senior Manager bei Energy Brainpool. Das Analyse-Institut ist unter anderem bekannt für Simulationen der Preisentwicklung an der Strombörse.
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.
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Nachdem mit den Großkraftwerken immer weniger Umsätze generiert werden können, ist ganz deutlich erkennbar, dass in Zukunft die Netze
das Geld bringen soll, das die „großen Vier“ am Leben erhält !
Dies hat jedoch rein ga nichts mit der Energiewende zu tun,
sondern ist Ergebnis intensiver Lobbyarbeit.
Denn Energiewende ist dezentral, dafür braucht es andere Instrumente
als Stromautobahnen durch ganz Deutschland.
„… Benötigter Netzausbau und dessen Investitionskosten sowie die Kosten für Redispatch, Netzreserve und Einspeisemanagement führen zu steigenden Netzentgelten. Diese Ausgaben sind nötig, solange die Netze nicht ausreichend ausgebaut sind. …“
Das ist für sich betrachtet zunächst eine nachvollziehbare Aussage. Andererseits würde es wohl auch zu weiter steigenden Netzentgelten führen, wenn die Netze tatsächlich nach den aktuellen Plänen ausreichend ausgebaut und dann weiter unterhalten werden sollten.
Nach allen bisherigen Erfahrungen dürften diese Netzkosten auch künftig weitaus überwiegend auf kleine und mittlere Stromkunden abgewälzt werden und für sie zu einem weiteren, heute noch unglaublich hohen Strompreis-Anstieg führen. Große Stromverbraucher können dagegen weiterhin von künstlich niedrig gehaltenen oder sogar sinkenden Großhandelspreisen profitieren.