Solarpower Europe erwartet 80 Gigawatt Photovoltaik-Zubau 2017

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2016 war weltweit wieder ein Rekordjahr bei Neuinstallationen von Photovoltaik-Anlagen. Zwar wurden die zuvor erwarteten 80 Gigawatt knapp verfehlt, dennoch war der Photovoltaik-Zubau mit 76,6 Gigawatt Leistung so hoch wie noch nie innerhalb eines Jahres, sagte der Solarpower Europe-Geschäftsführer, James Watson, am ersten Tag der Intersolar Europe-Konferenz in München. Dies sei ein „gigantischer Sprung“ von über 50 Prozent mehr Wachstum als im Jahr zuvor. Für dieses Jahr sehe er die Chance, dass der Markt sogar die 80-Gigawatt-Marke überschreiten könnte, so Watson weiter.

Solarpower Europe-Präsident Christian Westermeier fügte hinzu, dass Photovoltaik damit zum ersten Mal die Windkraft bei den jährlichen Neuinstallationen übertroffen habe. Ein Großteil des solaren Wachstums sei auf die gesunkenen Preise zurückzuführen, die die Photovoltaik mit fossilen Brennstoffen und Kernenergie noch wettbewerbsfähiger mache. Beispielweise hatten alle die bei Ausschreibungen vergebenen Photovoltaik-Projekte einen niedrigeren Preis pro Kilowattstunde angegeben, als der für das umstrittene Hinkley Point C Kernkraftwerk garantiert wurde, sagte Westermeier.

So habe der Zuschlagspreis von 2,15 Eurocent pro Kilowattstunde, bei einer Ausschreibung in Abu Dhabi im Jahr 2016 die Brüsseler Kollegen veranlasst, einen „optimistischeren“ Bericht als in den Jahren zuvor zu verfassen , sagte Solarpower Europe-Berater Michael Schmela. „Wenn die politischen Entscheidungsträger die richtigen Rahmenbedingungen für eine reibungslose Energiewende schaffen würden, könnte die Solarnachfrage deutlich schneller ansteigen und bis zum Jahr 2021 fast ein Terawatt an Erzeugungsleistung erreichen“, fügte Schmela hinzu.

Europa: stark, stabil, aber fehlende Dynamik
In einer späteren Sitzung kehrte Watson nochmals auf die Bühne zurück, um sich speziell über die Photovoltaik-Aussichten für Europa zu äußern. Das einstige unangefochtene Zugpferd und Innovator der Photovoltaik-Industrie laufe Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Er fügte jedoch hinzu, dass „stark und stabil“ nicht der Todesstoß für das europäische Wachstum bedeuten müsse.

„Wir können einerseits den Verlust der europäischen Führung im Jahr 2011 beklagen, andererseits ist Photovoltaik jetzt ein wahrhaft globales Phänomen“, sagte Watson. „Ende 2016 erreichte die Gesamtkapazität aller solaren Kraftwerke in Europa 104,297 Gigawatt, dennoch wurde der alte Kontinent vom asiatisch-pazifischem Wirtschaftsraum auf den zweiten Platz verdrängt.“ Watson betonte weiter, dass sich das Wachstum seit der Höchstphase zwischen 2011 und 2012 derzeitig abgeflacht habe.

Der Zubau von Photovoltaik-Anlagen in Europe habe im Jahr 2016 nur 6,7 Gigawatt betragen. Dies sei 21 Prozent geringer als im Vergleich zum Jahr 2015. Der Solarpower Europe-Geschäftsführer meinte jedoch, dass trotz des erwarteten Rückgangs des britischen Marktes, die Hoffnung bestehe, dass die Neuinstallationen in der Türkei und den Niederlande in diesem Jahr dies ausgleichen. Es sei sogar möglich, dass der europäische Photovoltaik-Zubau im Jahr 2017 auf acht Gigawatt anwachsen könne.

„Solar deckt derzeit gerade einmal vier Prozent des europäischen Strombedarfs“, so Watson. „Wind kommt auf zwölf bis dreizehn Prozent, auch Gas sowie Kohle produzieren mehr Strom und Atomkraft deckt zwischen 27 bis 28 Prozent des jährlichen Strombedarfs in Europa. Die Photovoltaik hat daher noch einen langen Weg vor sich, um das neue „Kernelement“ des europäischen Stromsystems zu werden.“

Aufgrund von Überangebot sei die Menge der neuen Stromerzeugungskapazitäten, die ans Netz angeschlossen werden, in allen Sektoren in Europa zu niedrig. „Europa agiert beim Kohle- und Atomausstieg viel zu schleppend. Dem Ökostrom aus Photovoltaik-Anlagen fehlt daher schlichtweg die Nachfrage“, sagte Watson. Er fügte hinzu: „Das ist paradox angesichts der stark fallenden Preise. Die durchschnittlichen Preise für Photovoltaik sind um 24 Prozent von 2015 auf 2016 gefallen; und bis zum Februar 2017 ist dieser Rückgang auf 28 Prozent angewachsen. Somit sehen wir einen kontinuierlichen Rückgang der Photovoltaik-Kosten. Wir sollten daher einen viel größeren Photovoltaik-Zubau sehen, als wir ihn bisher verzeichnen konnten.“

Theoretisch könnten die Stromgestehungskosten aus Photovoltaik-Anlagen im südlichen Teil Europas bei knapp drei Cent pro Kilowattstunde liegen. Dafür müssten die europäischen Politiker aber mehr vertrauen in die Solartechnologie haben und diese mehr unterstützen, so Watson. „Wir brauchen eine Handelspolitik, die das Wachstum von Photovoltaik in Europa unterstützt und Handelsbarrieren aus dem Weg schafft.“

Der Vorschlag der Europäischen Kommission, den Anteil von erneuerbaren Energien auf 27 Prozent bis zum Jahr bis 2030 anzuheben, sei nichts anderes als die übliche Verfahrensweise, betont Watson. „Was wir brauchen ist ein Ziel von mindestens 35 Prozent und gute Rahmenbedingungen, die die Prosumer in den Mittelpunkt des Energiesystems stellen. Das Recht auf Selbsterzeugung und Selbstverbrauch muss von allen Regierungen in Europa unterstützt werden.“

Übersetzt und bearbeitet von Carl Johannes Muth.

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