Mit der Insolvenz von Solarworld droht der letzte große Photovoltaik-Hersteller in Deutschland zu verschwinden. Zwar wird an den betroffenen Standorten in Arnstadt und Freiberg weiter produziert. Das Schicksal von Solarworld Gigawattfertigung in Deutschland ist allerdings ungewiss. Der vorläufige Insolvenzverwalter Horst Piepenburg sucht nun nach Lösungen. Die anderen – nach der vergangenen Krisenjahren – noch existierenden Modulhersteller in Deutschland sind wesentlich kleiner als Solarworld. pv magazine hat einige um ihre Einschätzung nach den Auswirkungen gefragt.
Benjamin Trinkerl, Geschäftsführer des sächsischen Herstellers Heckert Solar, spricht bezüglich der Insolvenzanmeldung von Solarworld von einer „Katastrophe und Schande für Deutschland und Europa“. Mit seinen Produktionskapazitäten von gut 300 Megawatt gehört das Unternehmen zu den größten Verbliebenen. Die Solarworld-Insolvenz habe aber nicht nur direkte Auswirkungen, sondern sorge indirekt dafür, dass die Gegner der Photovoltaik wieder gute Argumente geliefert bekämen, sagt Trinkerl. Trotz seit Jahren bestehenden direkten Konkurrenz zwischen den beiden Herstellern sagt er: „Wir haben Solarworld immer geschätzt für seine Lernkurve und würden uns wünschen, dass es bei Solarworld weitergeht.“ Dabei agiere Heckert Solar aus einer soliden wirtschaftlichen Situation heraus, wie dass jüngst veröffentlichte Bonitätszertifikat zeige. Demnach hatte der Modulhersteller seinen Absatz im vergangenen Jahr um elf Prozent steigern und den Gewinn mehr als verdreifachen können.
Der Aspekt, dass in Deutschland trotz „des Untergangs des letzten deutschen Solar-Riesen“ weiterhin Qualitätsmodule in Deutschland entwickelt und produziert werden, ist auch William Chen, Geschäftsführer von Aleo Solar wichtig. Er bedauert die Insolvenz des Konkurrenten. Solarworld habe „mit guten, in Europa entwickelten Produkten und Innovationen, sehr viel für die Etablierung von Photovoltaik im Allgemeinen erreicht“. „Aleo Solar befindet sich trotz der sehr schwierigen Marktbedingungen in einer stabilen Finanzlage und übernimmt seine Position des deutschen Premium-Modulherstellers“, sagt Chen, der auf starke finanzielle und technologische Unterstützung der taiwanesischen Muttergesellschaft SAS bauen kann. Um langfristig ein positives Finanzergebnis zu sichern, verkaufe der Hersteller seine qualitativ hochwertigen Module zu einem Preis, der ihre Kunden und ihren Wert für die Kunden widerspiegele. Obwohl dies aktuell nur mit „sehr kleinen Margen“ möglich sei. Dennoch versuche Aleo Solar den höheren Preis gegenüber den qualitativ geringerweitigen Solarmodulen aufrechtzuerhalten, sagt Chen weiter.
Diese Einschätzung teilt man auch bei CS Wismar. Dort sieht man die Preispolitik als einen möglichen Grund für Solarworlds Insolvenz. „Wir waren in punkto Preise und Leistungsklassen mit der Solarworld bis Anfang des Jahres in etwa auf gleichem Niveau“, erklärt Bernhard Weilharter, Geschäftsführer des Wismarer Modulherstellers. „Seit Anfang des Jahres hat Solarworld sein Portfolio deutlich verschlankt und anscheinend die auszuphasenden Produkte zu, aus unserer Sicht, Kampfpreisen angeboten. Selbst bei den Produkten im Kernportfolio hat die Solarworld dann später zu Preisen angeboten, die aus unserer Sicht wirtschaftlich nicht abbildbar sind“, so Weilharter weiter. Nach seiner Einschätzung zeige die aktuelle Entwicklung, dass „eine reine Differenzierung über den Preis nicht möglich“ sei.
Am Wochenende hatte Solarworld-Chef Frank Asbeck in einem „Spiegel“-Interview erklärt, worin er die Gründe für den Insolvenzantrag sieht. Hauptgründe sind aus seiner Sicht die chinesische Überproduktion sowie die Dumpingpreise der dortigen Hersteller. „Der Preisverfall seit vergangenem Jahr, ausgelöst durch die extreme chinesische Überproduktion und deren Notverkäufe zu Dumpingpreisen, hat uns dann aber das letzte Wasser abgegraben“, sagte Asbeck in dem Interview.
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