Europas Photovoltaik-Industrie braucht einen Big Player

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 pv magazine: In einer jüngsten Stellungnahme von Ser-Soler, sprach der Verband über die Chance, einen großen europäischen Photovoltaik-Hersteller zu gründen. In den letzten Jahren kursierten immer wieder Gerüchte über die Schaffung eines solaren Airbus und mit der Wahl Emmanuel Macrons zum Präsidenten ist eine Wiederbelebung der deutsch-französischen Achse in Aussicht. Glauben Sie vor diesem Hintergrund, werden wir in Zukunft einen neuen europäischen „Global Player“ auf dem Solarmarkt sehen? Auch gerade angesichts der Tatsache, dass innerhalb kurzer Zeit Europas größter Photovoltaik-Hersteller Solarworld und der französischer Modulproduzent Sillia Insolvenz anmelden mussten.

Xavier Daval: Die optimalen Bedingungen zu schaffen, um einen neuen großen europäischen Modulherstellers ins Leben zu rufen, ist mein persönlicher Marshall-Plan. Solarworld und Sillia sind keine großen Konzerne. Meine Mission ist es, die gesamte Branche auf kommende Herausforderungen vorzubereiten und zu mobilisieren. Es gibt in Europa sehr starke Konzerne, die genau wissen, was es heißt ein gutes Produkt herzustellen und genau diese sind meine Zielgruppe. Das sind die Leute, mit denen ich reden will. Die störungsfreie Bereitstellung von Energie ist eine der größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts, in der die Solarenergie ein wesentlicher Treiber für Wachstum sein wird. Wir können nicht zulassen, dass Asien sich zum exklusiven Versorger von Energie und Photovoltaik-Technologie entwickelt. Wir müssen das Ruder übernehmen. Das ist keine Frage von Kosten oder finanzieller Stärke, das ist eine Frage der Balance zwischen allen Teilen der Erde. Als eine große Wirtschaftsregion dürfen wir nicht von dem ausgeschlossen sein, was zukünftig eine wichtige Triebfeder der Weltwirtschaft sein wird.

Wie schwer, glauben Sie, wird das Ziel zu erreichen sein?

Wir reden hier nicht über eine kleine Aufgabe. Wir sprechen über die Herausforderung dieses Jahrhunderts. Als die Modulfertigung nach China zog, dachten die Deutschen, sie würden weiterhin Produktionsanlagen an chinesische Solarproduzenten verkaufen. Jetzt müssen sie aber ansehen, dass Fabriken in China mit lokal hergestellten Produktionslinien ausgestattet werden. Auf lange Sicht hinaus war dies eine falsche Entscheidung. Was die Europäer jetzt tun müssen, ist diese Situation zu korrigieren. In der Automobilindustrie gibt es große Player in Europa, China und den USA. Das Gleiche muss nun auch in der europäischen Solarindustrie entstehen. Wenn wir das nicht tun, werden wir in Zukunft von Produkten aus anderen regionalen Märkten angewiesen sein. Seit einem Jahrhundert sind wir von Öl von außerhalb Europas abhängig. Wir dürfen eine Fortführung dieser Abhängigkeit nicht auch bei den erneuerbaren Energien und deren Technologien zulassen.

Der französische Ölkonzern Total ist der größte Aktionär von Sunpower und EDF besitzt mit Photowatt einen eigenen Modulhersteller. Enel hat vor kurzem die Absicht erklärt, die Produktionskapazitäten in seiner Modulfabrik in Süditalien zu erweitern. Darüber hinaus hat der französische Energieriese Engie vor kurzem sein Geschäft auf den Solarbereich ausgeweitet. Denken Sie, dass die europäischen Versorgungsunternehmen daran interessiert sein könnten, gemeinsam einen europäischen Solargiganten zu schaffen?

Nein, wenn ich von Industriegruppen rede, meine ich keine Dienstleistungsunternehmen. Ich respektiere alle die Firmen, die Sie eben genannt haben, aber das sind Dienstleistungsunternehmen. Die Bereitstellung von Dienstleistungen und die Herstellung von Waren, Gütern und Hardware erfordern völlig unterschiedliche Unternehmenskulturen. Daher fordere ich eine Zusammenkunft von Industrieunternehmen, deren Kerngeschäft die Herstellung von Hardware ist.

Gibt es schon konkrete Pläne für einen zukünftigen Photovoltaik-Giganten?

Von meiner Seite noch nicht. Ich habe erst vor sechs Monaten diesen Job übernommen. Ich will aber das Interview als Gelegenheit nutzen, um Interessierte für dieses anspruchsvolle Unterfangen anzuwerben. Darüber hinaus konzentriert sich der Plan nicht nur auf Module, sondern zielt auf die gesamte Photovoltaik-Wertschöpfungskette.

Wie groß sollte das zukünftige Photovoltaik-Unternehmen in Bezug auf die Produktionskapazität sein?

Offensichtlich werden Kapazitäten mittlerweile in Gigawatt angegeben und kleiner Unternehmungen haben sich als nicht wettbewerbsfähig erwiesen.

Glauben Sie, dass in Zukunft weitere europäische Photovoltaik-Unternehmen im Gigawatt-Bereich existieren könnten?

Wenn mehr automatisch viele bedeutet, bin ich mir nicht sicher. Jedoch bräuchten alle global wichtigen Regionen ein bis zwei Champions.

Könnte dieses neue Photovoltaik-Unternehmen auch eine Verschmelzung bestehender europäischer Solarproduzenten sein?

Sicher. Es würde viel mehr Sinn machen, die derzeitig vorhandenen, aber weit verstreuten Fähigkeiten und Kapazitäten zu bündeln.

Übersetzung und Bearbeitung des Interviews: Carl Johannes Muth

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