IHS Markit: Suniva-Petition sorgt für große Unsicherheit im US-Photovoltaik-Markt

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Nach der Suniva-Petition nach Section 201 beim US-Handelskommission (ITC) sehen die Analysten von IHS eine große Unsicherheit für die weitere Entwicklung des Photovoltaik-Marktes in den USA bis 2021. Die Forderungen des US-Herstellers würden die Kosten für große Photovoltaik-Projekte auf das Niveau von vor zwei oder drei Jahren heben, erklärt Sam Wilkinson, Senior Research Manager bei IHS Markit. Allein das Einreichen der Petition habe für große Verunsicherung unter Investoren, Installateuren und Herstellern gesorgt. Dies gelte aber nicht nur für die USA, sondern für die Photovoltaik-Wertschöpfungskette weltweit.

Unabhängig vom endgültigen Ergebnis der Prüfung habe die Petition bereits jetzt Einfluss auf die Modulpreise in den USA. So würden Modullieferanten den Kunden keine Preisgarantien für die Zukunft mehr geben. Gerade Hersteller von kristallinen Solarzellen und -modulen außerhalb der USA wüssten nicht, welche Preis sie in den folgenden Jahren anbieten könnten, sagt Wilkinson. Er vermutet, dass zugleich Dünnschichthersteller ihre Preise abstimmen könnten, um von der potenziell höheren Nachfrage mit ihren Produkten zu profitieren. Diese Preisunsicherheit blockiere derzeit Vertragsabschlüsse für neue Photovoltaik-Projekte in den USA und hindere Projektierer, verbindliche Realisierungskosten zuzusichern.

Nach Ansicht von IHS Markit ist der Ausgang der Petition weiterhin nicht absehbar. Es gebe eine Wahrscheinlichkeit, dass sie einen gewissen Anklang bei der US-Regierung finde, da sich diese gerade in verschiedenen Bereichen mit Konkurrenz aus dem Ausland für die US-Industrie auseinandersetze. Eine genauere Prüfung werde offenbaren, dass die in der Petition vorgeschlagenen Maßnahmen zu einer Reduzierung der Arbeitskräfte in den Bereichen Entwicklung, Bau und Betrieb von Photovoltaik-Anlagen führen würde – bei gleichzeitiger Steigerung der inländischen Jobs bei den Herstellern.

Im Worst-Case-Szenario, also dem Fall alle Suniva-Forderungen umgesetzt würden, schätzt IHS Markit, dass die Photovoltaik-Nachfrage in den USA zwischen 2018 und 2021 um 60 Prozent unter dem bislang prognostizierten Niveau liegen werde. Der Markt wäre durch die begrenzten inländischen Herstellungskapazitäten limitiert. Die Zahl der Bundesstaaten, in denen kristalline Photovoltaik-Kraftwerke wirtschaftlich attraktiv wären, würde im kommenden Jahr von 43 auf 32 sinken, heißt es weiter. Damit sei werde der US-Markt auf ein Attraktivitätsniveau von 2015 oder 2016 zurückfallen.

Die heimischen Solarzellen- und Dünnschichtmodulhersteller – die von der Petition ausgenommen sind – würden von den vorgeschlagenen Maßnahmen profitieren. IHS Markit nennt die Hersteller First Solar sowie Tesla/Panasonic, die mit erheblichen Marktanteilsgewinnen in ihren Segmenten rechnen könnten. Zudem könnten sie aufgrund des dann fehlenden Wettbewerbs mit steigenden Margen rechnen. Zugleich würde ein Markteinbruch in den USA weltweit die Situation der Überkapazitäten weiter verschärfen – verbunden mit weiteren Preisrückgängen. Wilkinson rechnet damit, dass sich die sinkenden Kosten in anderen preissensitiven Märkten oder auch aufstrebenden Ländern zu höherer Nachfrage führen könnten. Zugleich werde dies aber nicht ausreichen, um den Einbruch in den USA vollständig zu kompensieren. Zudem sei eine politische Reaktion aus China zu erwarten. Die Regierung in Peking werde versuchen, ihre Industrie zu schützen.

Neue Komplexität gewinne die Situation durch die kürzliche Insolvenzanmeldung der deutschen Solarworld. Die US-Tochter des deutschen Photovoltaik-Hersteller ist davon bislang nicht betroffen. In den USA wird wie auch an den deutschen Solarworld-Standorten weiter produziert. Die US-Tochter verfügt über einen nicht unerheblichen Anteil der Zell- und Modulproduktionskapazitäten in den USA. Im Falle direkter Auswirkungen der Insolvenz auf Solarworld America könnten diese verloren gehen. Zudem sei das Unternehmen ein potenzielles Übernahmeziel für Hersteller, die nach Produktionskapazitäten in den USA Ausschau hielten, so Wilkinson.

Ende April hatte Suniva seine Petition im Zuge eines „global safeguard“-Verfahrens bei der ITC eingereicht. Darin fordert der US-Hersteller, der zum chinesischen Shunfeng-Konzern gehört, die Einführung von Mindestimportpreisen von 78 US-Dollarcent pro Watt für Solarmodule und 40 US-Dollarcent pro Watt für Solarzellen. Dies soll für alle kristallinen Photovoltaik-Produkte gelten, die in die USA eingeführt werden. Die Preise sollten in den Jahren nach der Einführung jeweils leicht reduziert werden. Die ITC wird nun binnen 120 bis 150 Tagen über die Petition entscheiden und Maßnahmen zur Kompensation empfehlen. Final wird anschließend US-Präsident Donald Trump über Art, Höhe und Dauer der Maßnahmen entscheiden. Maximal möglich sind in der ersten Phase vier Jahre. Das USITC und das Handelsministerium hatten Ende 2011 nach Beschwerde einer Koalition, die von der US-Tochter von Solarworld angeführt wurde, Anti-Dumping- und Anti-Subventionszölle gegen kristalline Photovoltaik-Produzenten aus China verhängt.

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