Auch heute wieder kein Aufschrei oder gar Unterstützungsangebote von Regierungspolitik und Gewerkschaften. Offensichtlich sind in Deutschland politische Einsätze für bedrohte Arbeitsplätze nur dann opportun, wenn sie die klimaschädlichen Jobs in der Automobilindustrie oder Kohlewirtschaft betreffen. Wie schon in den letzten sieben Jahren, wo durch verfehlte Solarpolitik über 70.000 Jobs in Deutschland vernichtet wurden, wird es auch diesmal keine industriepolitische Unterstützung geben, wie sie in vergleichbaren Fällen in der Automobilindustrie sofort kommen.
Alle werden sich entschuldigen mit den Fehlern, die der SolarWorld Gründer Frank Asbeck ohne Zweifel auch selbst zu verantworten hat: massiver politischer Lobbyismus für die eigenen Unternehmensinteressen, statt für die Interessen der Solarbranche insgesamt. So hat er nicht darauf gesetzt, eine aktive solarindustriepolitische Förderung der EU angesichts der offensiven chinesischen Herausforderungen zu erwirken. Stattdessen hat er EU-weite Solarzölle gegen angebliches chinesisches Dumping durchgesetzt, was letztendlich nur zum Niedergang des Europäischen Binnenmarktes beigetragen hatte. Hochpreisige SolarWorld Module konnten eben doch nicht, trotz Solarzöllen gegen die qualitativ hochwertigen chinesischen Module mithalten, was immer klar war. Statt politische Unterstützung in F&E einzufordern, hat er sich mit Zöllen durchgesetzt, was für die EU Kommission und deutsche Regierung willkommen war, weil damit der ungewollte starke Ausbau der Solarstromerzeugung als Konkurrenz zu Atom und Kohle eingedämmt werden konnte.
Nun kommen viele Journalisten, die es schon immer besser wussten als diejenigen, die den Solaraufschwung mit dem EEG in Deutschland und der Welt tatsächlich organisierten. So hat z.B. Daniel Wetzel, Journalist von Die Welt, der seit Jahren gegen die Interessen der Solarindustrie schreibt, allen Ernstes behauptet, dass Frank Asbeck sich massiv bei den Politikern eingesetzt hätte, die kostendeckende Vergütung von 50 Cent pro kWh – was ja keine Subvention war, wie Wetzel immer noch behauptet – im Jahre 2000 für das EEG einzusetzen (https://www.welt.de/wirtschaft/article164456623/An-der-Pleite-ist-Sonnenkoenig-Asbeck-vor-allem-selbst-schuld.html).
Umgekehrt ist es richtig. Auch ich habe zusammen mit Herrmann Scheer u.a. Frank Asbeck gebeten, doch unsere politische Forderung nach kostendeckender Vergütung gegenüber dem ablehnenden damaligen Wirtschaftsminister Werner Müller zu vertreten, denn nur so könne sich der von uns und den vielen aktiven bürgerlichen Solarinitiativen gewünschte Klimaschutz verwirklichen.
Nicht die damalige noch sehr schwache Solarindustrie hat für die kostendeckende Vergütung für Solarstrom bei der Politik lobbyiert, sondern wir Politiker und viele lokale Solarinitiativen wollten sie, um Klimaschutz und Atomausstieg zu ermöglichen.
Zum Glück hatten wir rot-grünen Politiker damals das EEG durchsetzen können, gegen den Widerstand großer Teile der Gesellschaft. Es hat den Solarstrom heute zur kostengünstigsten Stromerzeugung gemacht und damit dem Klimaschutz erst wirkliche umsetzbare Perspektiven eröffnet – gegen allen Widerstand von konservativer und liberaler Politik und trotz der massiven politischen Fehler von Frank Asbeck, der mit der Insolvenz von SolarWorld heute einen hohen Preis dafür bezahlen muss. Es ist nur ein Treppenwitz der Geschichte, dass Deutschland, wo mit dem EEG die industrielle Revolution der Fotovoltaik auf den Weg gebracht wurde, nun das industriepolitische Nachsehen hat.
In meinen Bundestagreden hatte ich seit 2010 davor gewarnt. Doch die verschiedenen Regierungen Merkel mit den zuständigen Vizekanzlern Rösler und Gabriel haben nichts getan, um die damalige Industrieführerschaft in der Solarwirtschaft zu erhalten.
Hier eine Auswahl meiner Reden:
https://www.hans-josef-fell.de/content/index.php/dokumente/reden/362-bundestagsrede-zum-eeg-25032010/file
https://www.hans-josef-fell.de/content/index.php/dokumente/reden/514-bundestagsrede-hans-josef-fell-24022011-nutzung-erneuerbarer-energien/file
https://www.hans-josef-fell.de/content/index.php/dokumente/reden/677-bundestagsrede-09032012-solarkuerzungen/file
Weitere Reden mit Warnungen vor dem damals drohenden Niedergang der Solarwirtschaft finden Sie auf meiner Homepage unter: https://www.hans-josef-fell.de/content/index.php/dokumente/reden
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.
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Ich stimme in vielen Punkten zu- aber wir haben mit Wacker und SMA weiterhin zweit sehr große Solarhersteller in Deutschland- beide allerdings ohne Luftschlösser oder Rolls Royce wie Hr Asbeck das hatte. Und fast immer mit schwarzen Zahlen in knallharten Umfelder. Das muss klar sein und diese Unternehmen sowie die vielen tausend anderen, z.T: hoch innovativen brauchen eine bessere Heimatpolitik.
Ein D/ EU- Industriepolitik ist überfällig und mehr Plan in der Energiewende.
Sonst ist „der letzte“ irgendwann wirklich richtig- auch wenn das den Mitarbeitern von Solarworld heute leider nicht hilft.
Diese weitere Insolvenz zeigt auch, daß Stromversorgung kein Hochpreissegment, sondern ein wirklicher Massenmarkt wird. Vielleicht nicht explizit im Einfamilienhaussegment, jedoch deutlicher beim Blick auf die Versorgungssicherheit dieser Gesamtregion innerhalb der Europäischen Nachhaltigkeitsplanungen.
Warum werden Offshore Windkraftanlagen nicht auch, als Investitionsmöglichkeit, durch staatliche Institutionen organisiert angeboten. Für bürgerliche Investitionsgemeinschaften oder auch einzelne Interessierte, damit nicht nur Großkonzerne in Deutschland dieses zukünftige Grundlastpotential einsetzen können?
Photovoltaik wird durch die heutigen EEG-Regulierungen langfristig sogar darin gehindert, über den gedeckelten Ausbau mit 52GWp, hierzulande Reservekapazitäten aufzubauen.
Zudem sollte wieder verstärkt Unterstützung dazu geleistet werden, innovative Neuerungen gesellschaftsweit anzubieten, um den bestehenden Märkten, welche mit frühen Forschungsanstrengungen gesichert wurden, nicht die belebenden Einflüsse durch Protektionismus zu nehmen.
Vielleicht will man auch eine kombinierte Ausbildung für Windkraftanlagen- und Photovoltaikanlagenbau anbieten, damit Fachkräften diese erweiterte Arbeitsmöglichkeit auch nachhaltige Zukunftssicherheit bieten kann.
Politik in Deutschland muß dafür Vertrauen schaffen, nicht Verunsicherung durch Diskussionen über „unechte Rückwirkung“.
Wir sehen eine Diskussion und Meinungsmache, die ein wenig an der realen Problematik vorbei geht. Die reale Problematik ist CO2 Über Kernkraft diskutiere ich gerne aber seit Regierungsantritt von Helmut Kohl ist kein neues Kraftwerk mehr begonnen worden, so dass Kernkraft, vielleicht schleichend aber definitiv zu einem Auslaufmodell geworden ist, lange bevor man in Deutschland an Solarenergie dachte…….
International ist das anders, den wir sehen gerade in Frankreich dass neue Kernkraft teurer wird als neue Solarenergie… Auch wird deutlich dass wir in Deutschland im Winter mehr Strom exportieren als im sommer, so dass Strom nach wie vor nachfrageorientiert verkauft wird…. Bei festen Strommengen für alte AKW‘ s findet aber kein Wettbewerb mehr statt…..AKW und Solar sind faktische ohne Bezüge. Solar läuft gegen Gas und Steinkohle. Eine Vergleichmäßigng ist aber erforderlich so dass wir Pumpspeicher benötigen. …. für eine 1100 % regenerative Stromversorgung sine 200 bis 300 GW PV eine gute Idee interssanterweise ohne all zu extrem große Speicher zu benötigen…. abe das ist Zukunfunftsmusik.
Der Ansatz de EEG war im Prinzip richtig führte aber einer nicht gewollten Dynamik, weil man die Einspeisevergütungen nicht schnell genug senkte…. Der „atmende Deckel“ ist dynamisch instabil konzipierte EEG führte zunächst zu diesem Boom, dann zum Absturz, so dass die Probleme ausgelöst sind durch die Politik… Aus der CO2 Sicht heraus ist es ein großes Glück dass China PV für sich entdeckt hat und die Preise fallen. Doch ist die Frage zu stellen sind die Chinesen wirklich produktiver stecken in einem Modul in China weniger Arbeitskraft als in Deutschland? sind sie besser ? Letztlich wohl eher nein. letztlich gibt es bei Vollautomatisation nur einen Vorteil geringerer Transportkosten für die hiesige Produktion…. Aber bis es dahin kommt dauert es noch etwas.
Asbeck selbst ist sicherlich ein Man mit vielen Facetten. Er hat es aber erreicht der Branche ein Gesicht zu geben und er war immerhin in der Lage das Untnehmenbekann zu mach und de branche ein gesicht zu geben. er hat im wettbewerb mehr richtig gemacht als als die anderen, hat frühzeitig nach USA expandiert u.s.w. verstand aber nicht dass die Siliziumpreise wieder sinken werden….. Traf also auch Fehlentscheidungen. Was ihm niemand vorhalten muss ds hat er selbst
bemerkt! Wer arbeitet macht Fehler, und eine Firma muss das verkraften. Der externe Faktor ist aber letztlich die Politik die hier den Fehler machte für teures Geld zu viel Kapazitäten aufzubauen ohne einen langfristigen Pfad sinnvoll und grob zu planen…. das Problem ist die instabile Dynamik des EEG……. ferner muss natürlich auch der Schutz der Industrie durch angemessene Zölle erreicht werden, dabei sol Wettbewerb verblieben… eine klügere Politik hätte weniger solare Arbeitsplätze geschaffen und in der folge kein Know how vernichtet……. Auch wird man diese Entwicklung hin zu einem erkläglichen anteil erneuerbarer am Strom ist sicherlich in der Amtszeit Merkel realisiert worden, uns sie hat auch zu vertreten dass sie nicht rechtzeitig bremste und dann zu sehr bremse… Letztlich schade den man hätte die Industrie stärker im Lande halten können und die Gesamtkosten kleiner halten können…… Zurück zu Alsbeck! zwei Dinge werden passieren! Ersten Opel wird übernommen… und zweitens Opel bringt mit Volt 2 ein Reichweitenstarkes Elektroauto auf den Markt. und die Vision dass PV einen nennenswerten Beitrag zur Stromversorgung liefert ist bereits Wirklichkeit geworden. Damit hat Kapitalist Schlossbesitzer Lebemann, Ferrarifahrer für die Umwelt viel mehr getan als all diese Gegenentwürfe von Menschen die spartanisches Leben und besserwisserisch moralische Überlegenheit predigen….Im Rückblick wird er als einer derer gesehen werden müssen die einen hohen Beitrag geleistet haben und der die Verbindung von Umweltschutz und Askese
aufgebrochen haben all dem ein Gesicht gegeben zu haben. Schade!