Obwohl wenig bekannt für sein Solarpotenzial hat der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen in dem nordeuropäischen Land in den vergangenen Jahren zugenommen. Vor allem Gemeinschaftssolaranlagen, ein Rückgang der Preise für Solarmodule und ein Einzelhandelsunternehmen sind die treibende Kraft für diese Entwicklung.
Sauna, kalte Winter und gute Rockbands wie HIM sind beliebte Begriffe, um das Land im Norden Europas zu beschreiben. Solarenergie hingegen war nie Teil dieser Liste. Das scheint sich aber langsam zu ändern, denn nach langer Zeit der Stagnation hat in den letzten beiden Jahren der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen in Finnland wieder zugenommen. Nach Aussage von Karoliina Auvinen, Projektleiterin von Finsolar, stieg in dem nordeuropäischen Land die installierte Kapazität von Photovoltaik-Anlagen in den letzten zwei Jahren von 11,2 auf etwa 20 Megawatt. Das ist zwar nur ein Bruchteil im Vergleich zu den mehr als 40 Gigawatt in Deutschland, entspricht jedoch einem Anstieg von fast 79 Prozent innerhalb von 24 Monaten.
Schon seit Jahrzehnten nutzt Finnland Sonnenenergie in kleinem Umfang zur Stromgewinnung. Im Jahr 1996 installierte der Einzelhandelskonzern Kesko sein erstes kommerziell genutztes Photovoltaik-Kraftwerk in der südfinnischen Stadt Tampere. Bedauerlicherweise waren diese kleine Photovoltaik-Anlage und ein paar auf Sommerhäusern installierten Module für fast zwanzig Jahre die einzigen solaren Stromerzeuger. Als zu teuer mit einer kurzen Nutzungsdauer im Jahr kritisiert, wurde der Ausbau von Solarenergie in Finnland und anderen nordischen Staaten schlichtweg nicht ernsthaft in Erwägung gezogen.
Vor diesem Hintergrund ist es nur wenig verwunderlich, dass Finnland für Strom aus Photovoltaik-Anlagen keine Einspeisevergütung zahlt. Allerdings stellt der finnische Staat mehrere Formen von Investitionshilfen zum Ausbau von erneuerbaren Energien zur Verfügung. So unterstützt die so genannte „Energiehilfe“ Unternehmen und Gemeinden bei Investitionen in Produktionsanlagen und damit zusammenhängende Forschungsprojekte. Die Höhe der möglichen finanziellen Unterstützung kann bis zu 30 Prozent der Gesamtkosten des Projekts betragen. Diese kann aber auch auf bis zu 40 Prozent steigen, wenn das Projekt den Einsatz von neuen Technologien beinhaltet. Bauernhöfe, Wohnungsbauunternehmen und Wohnimmobilien sind von der Förderung ausgeschlossen. Stattdessen können diese spezielle Steuererleichterung nutzen, die 45 Prozent der Kosten des Arbeitseinsatzes bei der Installation der Photovoltaik-Anlage betragen.
Es mag überraschen, dass in dem kalten und dunklen Land im Norden Europas Solarenergie als mögliche Quelle zur Ökostromproduktion gesehen wird, aber Finnlands lange Winternächte haben auch eine positive Kehrseite. In den Wochen rund um die Feierlichkeiten zur Mitsommernacht, scheint die Sonne mehr als 20 Stunden und damit einhergehend steigt auch die Produktivität der Photovoltaik-Anlagen. Janne Hirvonen von der Aalto Universität in Helsinki kam bei der Untersuchung über das Potenzial von Solarenergie in Nordeuropa zu dem Ergebnis, dass die jährliche Sonneneinstrahlung in Finnland vergleichbar mit Gebieten in Norddeutschland ist. Die Strahlung ist schlichtweg auf den Sommermonaten zwischen Mai und August konzentriert. Zudem sind Photovoltaik-Module bei kaltem Wetter und sauberer, staubfreier Umgebung deutlich effizienter – Bedingungen, wie sie in Finnland zu finden sind.
Das größte Hindernis bei der Nutzung dieses Potenzials war bis vor kurzem der Preis von Solarmodule. „Aus wirtschaftlicher Sicht lohnt sich für Haushalte die Nutzung von Solarenergie derzeit nicht“, wie Christer Nyman, Geschäftsführer der Vereinigung für Solartechnik, im Jahr 2012 der „Helsinki Times“ noch sagte. Dies hat sich jedoch in den vergangenen Jahren deutlich geändert. Dank eines starken Preisverfalls für Solarmodule begann der finnische Einzelhandelskonzern Kesko im Herbst 2015 nach langer Pause wieder mit der Überprüfung der Wirtschaftlichkeit von eigenen kommerziell genutzten Photovoltaik-Anlagen, wie Jukka Anttila, Bau- und Wartungsdirektor von Kesko, pv magazine berichtete. „Wir haben festgestellt, dass die Preise auf einem vernünftigen Niveau sind und wir für unsere Investitionen neun bis elf Prozent Gewinn erwarten können.“
Das finnische Einzelhandelsunternehmen begann dann ab 2016 seine Produktion von Solarstrom deutlich zu erhöhen, um Teile des eigenen Energieverbrauchs zu decken. Unter anderem wurden auf zwei Märkten in Turku Photovoltaik-Dachanlagen von je 900 Kilowatt und eine weitere 500 Kilowatt-Anlage auf dem Dach eines Marktes in Tammisto bei Helsinki installiert. Alle 16 Solarkraftwerke, die auf den Dächern der K-Group Filialen installiert wurden, produzieren rund 3,6 Megawattstunden Strom pro Jahr. Für 2017 plant das finnische Unternehmen vier weitere Solarprojekte, doch schon jetzt ist Kesko einer der größten Produzenten und Konsumenten von Solarenergie in Finnland. Neben staatlichen Mitteln für kommerzielle und private Projekte unterstützt die finnische Evli Bank alternative Ideen. Der Fonds „EAI SOLAR I“ bietet Eigentümern und Mietern die Möglichkeit in gemeinsam genutzte Solarprojekte zu investieren, ohne viel Eigenkapital aufwenden zu müssen. Der Fonds ist auch für Investoren offen, die eine stabile Rendite für ihre Solaranlagen suchen.
Das Konzept der Erzeugung von Solarenergie ohne den Kauf einer eigenen Photovoltaik-Anlage erscheint als sehr ansprechend für die finnischen Energieverbraucher. Bestes Beispiel für diesen wachsenden Markt von Gemeinschaftssolaranlagen ist ein 850 Kilowatt-Dachsystem, das von Helen, einem Energieversorger aus Helsinki in Auftrag gegeben gegen wurde. Die Photovoltaik-Anlage in Kivikko besteht aus 2.992 Solarmodulen, die von Helen-Kunden für eine monatliche Gebühr von jeweils 4,40 Euro gemietet werden können. Nach Angaben des Energieversorgers waren innerhalb von zwei Wochen bereits die Hälfte der Module vermietet. Die Kivikko-Anlage ist dabei nicht das erste Gemeinschaftssolarprojekt in Finnland. Im März 2015 nahm Helen in Suvilahti bei Helsinki eine 340 Kilowatt Photovoltaik-Anlage in Betrieb, die ihren Kunden erstmalig die Möglichkeit bot, Solarstrom zu erzeugen, ohne in eine eigene private Photovoltaik-Anlage investieren zu müssen.
Trotz des hohen Potenzials von Solar- und Windenergie setzt Finnland noch immer auf Strom aus Atomenergie und bezahlt dafür einen hohen Preis. Derzeit ist der Block 3 des Kernkraftwerks Olkiluoto am Ufer des Bottnischen Meerbusens im Bau. Geplant war, den Druckwasserreaktor im Jahr 2010 in Betrieb zu nehmen. Der Eröffnungstermin wurde aber aufgrund von Baumängeln mehrmals verschoben und soll nun 2018 erfolgen. Auch die Kosten für den Bau sollen mittlerweile den ursprünglich genannten Lieferpreis von drei Milliarden Euro weit überschreiten und werden nach letzten Berechnungen auf mehr als 8,5 Milliarden Euro geschätzt. Aufgrund der damit zusammenhängenden Insolvenz und drohenden Zerschlagung des beteiligten Unternehmens Areva aus Frankreich, soll der finnische Kraftwerksbetreiber TVO besorgt sein, das Olkiluoto letztendlich nur noch von einer „leeren Hülle“ ohne finanzielle Mittel betrieben wird.
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