pv magazine: Das ThEEN-Fachforum enthält zwei Schlagwörter, die derzeit hoch gehandelt werden. Warum spielen aus Ihrer Sicht Energiespeicher und die Sektorkopplung eine so große Rolle für die Energiewende in Deutschland?
Jana Liebe (Foto): Bisher war die Energiewende in Deutschland eine Stromwende. Um die globalen und nationalen Klimaschutz- und CO2-Minderungsziele zu schaffen, müssen nun die Wärme- und Verkehrswende voranschreiten. Strom ist künftig der wichtigste Energieträger im Energiesystem, die zunehmenden volatilen Einspeisungen müssen integriert und zusätzliche Flexibilitäten bereitgestellt werden. Für diese systemische Energiewende sind die Themen Energiespeicherung und Sektorkopplung essenziell.
Was für neue Ideen und Ansätze gibt es bei der Speicherung von Strom und Wärme?
Beiunserem Fachforum werden neue und weiterentwickelte Ansätze mit neuen und bekannten Materialien sowohl zur thermischen wie zur elektrischen Speicherung vorgestellt. Beispiele sind im elektrischen Bereich Natrium-Nickelchlorid-Batterien oder Polymer-Redox-Flow-Batterien. Beide werden derzeit durch hervorragende Thüringer Forschungseinrichtungen entwickelt, mit dem Ziel kostengünstige Speicherlösungen zeitnah in den Markt zu bringen. Weiterhin wird im thermischen Bereich die saisonale Erdsonden-Wärmespeicherung vorgestellt. Diese vollentwickelte Technologie findet bisher noch zu selten Anwendung, da die Geothermie nicht unbedingt auf der politischen Agenda steht. Ein Projekt wurde beispielsweise in Neckarsulm-Amorbach umgesetzt.
Wie schätzen sie die weitere Kostenentwicklung für Speicher ein?
Die Kostenentwicklung für Energiespeicher ist abhängig von der jeweiligen Speichertechnologie sowie den rechtlichen und ordnungspolitischen Rahmenbedingungen. Dies wird im Moment an den Pumpspeicherkraftwerken deutlich. Der weltweit wachsende Markt für Stromspeicher und die sinkenden Preise bei dezentralen Technologien haben in den letzten Jahren für Kostensenkungen gesorgt. Die Dynamik schreitet weiterhin fort. Prognos beispielsweise geht 2016 in der von der Agora Energiewende beauftragten Studie „Eigenversorgung aus Solaranlagen“ davon aus, dass die Investitionskosten für Stromspeicher bis 2020 um über 45 Prozent sinken.
Noch einmal zurück zur Sektorkopplung. Ein Verknüpfungspunkt zwischen Strom und Verkehr ist die Mobilität. Was sollte getan werden, um die Elektromobilität in Deutschland endlich voranzubringen?
Die Verkehrswende steckt noch in den Kinderschuhen. Wir brauchen CO2-freie Mobilitätskonzepte, da ist die Elektromobilität wesentlich. Derzeit liegt der Fokus auf dem Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur. Allein in Thüringen haben sich 32 Projektpartner – darunter alle Thüringer Stadtwerke und Energieversorger –zusammengeschlossen, um bis 2020 ein öffentliches Netz mit rund 370 Strom-Ladesäulen in Thüringen aufzubauen. Aber auch der Einsatz alternativer Kraftstoffe im Verkehr, etwa der Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb mit Power-to-Gas aus erneuerbarem Strom, begünstigt in Zukunft transsektorale Lösungen.
Die Fragen stellte Sandra Enkhardt.
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