Seit Mittwoch nimmt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) keine neuen Anträge für die Förderung von Heimspeichern im Zusammenhang mit kleinen Photovoltaik-Anlagen für dieses Jahr mehr an. Hintergrund ist, dass die vom Bundeswirtschaftsministerium bereitgestellten Mittel für den Tilgungszuschuss von derzeit 22 Prozent für dieses Jahr aufgebraucht sind. Nach dem Holperstart zu Jahresbeginn sind die Mittel damit noch vor Jahresende erschöpft, was an der unerwartet hohen Nachfrage liegt. Die großen Hersteller von Photovoltaik-Heimspeichern in Deutschland reagieren gelassen auf den vorläufigen Förderstopp, wie eine Umfrage von pv magazine zeigt.
Die Vertreter von Sonnen, Deutsche Energieversorgung (Senec), E3/DC, Fenecon, Solarwatt und Eon zeigen sich unisono enttäuscht von der Politik, wenngleich auch nicht wirklich überrascht. „Bei den grundsätzlich geringen Förderbudgets, basierend auf den konservativen Ausbauzielen der Verbände, überrascht es nicht, dass der Topf vorzeitig aufgebraucht ist“, sagte etwa Fenecon-Geschäftsführer Franz-Josef Feilmeier. Detlef Neuhaus, Geschäftsführer von Solarwatt, kritisiert, die „ambivalenten Signale“ der Bundesregierung bezüglich der Energiewende: „Mit dem Förderstopp von Energiespeichern wird mal wieder ein energietechnisch und volkswirtschaftlich wichtiges Projekt ohne Not ausgebremst; und das wegen ein paar Millionen Euro, während gleichzeitig Milliarden zum Erhalt des Auslaufmodells ‚Kohle‘ ausgegeben werden.“
Der Allgäuer Speicherhersteller Sonnen empfiehlt seinen Kunden schon länger den Verzicht auf die aktuelle KfW-Förderung, da sich diese für viele Kunden ohnehin kaum noch lohne sowie mit vielen Einschränkungen und Auflagen verbunden seien. „Häufig macht sie die Anschaffung eines Batteriespeichers sogar unwirtschaftlich“, sagt Philipp Schröder, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei Sonnen. Auch bei Senec hält man die Speicherförderung mittlerweile für die eigenen Speichersysteme für „nicht mehr wirklich relevant“, wie Geschäftsführer Mathias Hammer erklärt. Mittlerweile würden weniger als zehn Prozent der Photovoltaik-Speicher des Leipziger Herstellers noch mit KfW-Förderung verkauft. Die Zahl sei im Jahresverlauf deutlich rückläufig gewesen. Dies liege auch daran, dass die Kunden die Förderung noch versteuern müssten.
Nach der Rechnung von Sonnen blieben bei vielen neu installierten Photovoltaik-Speichern für die Kunden mitunter nur „wenige hundert Euro oder sogar zweistellige Förderbeträge übrig“. Die Kunden müssten einen Kredit aufnehmen, für den sie Zinsen zahlten, wenn sie die staatliche Speicherförderung nutzen wollten. Zudem müssten sie sich verpflichten, ihre Anlagen auf eine Einspeisung von 50 Prozent für 20 Jahre abzuregeln, womit ihnen Einnahmen aus der Einspeisevergütung entgingen, die den Vorteil des Tilgungszuschusses wieder zunichtemachten, so Schröder weiter. Eine Rechnung, die auch Mathias Hammer von Senec so aufmacht.
Das Allgäuer Unternehmen kündigte an, dass es seinen Rabatt für neue Mitglieder seiner Sonnen-Community nun bis zum Jahresende verlängern wolle. Sie erhielten eine Gutschrift von 1875 Euro beim Kauf einer Sonnenbatterie und könnten sich bei der kostenlosen Stromflatrate von Sonnen beteiligen, für die das Unternehmen gegenwärtig auch noch die Zählerkosten in Höhe von 930 Euro übernehme. Damit biete Sonnen einen Vorteil von 2800 Euro beim Kauf seines Photovoltaik-Heimspeichers an, was die durchschnittliche KfW-Speicherförderung deutlich übersteige, so Schröder weiter.
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Auch Andreas Piepenbrink, Geschäftsführer des Herstellers E3/DC, verweist auf die eigene Initiative seines Unternehmens, das den Kunden Preisvorteile gewähre. Seit Mitte März habe E3/DC eine Art Förderung für seine Photovoltaik-Heimspeicher aufgelegt. Dies habe anteilig zu einem 65 Prozent höherem Absatz geführt. „Wir sind froh, dass wir unsere eigene Förderung haben, die dem Kunden zehn Prozent mehr Einspeisung erlaubt“, sagt Piepenbrink. Zum 1. Oktober habe E3/DC sein Preis-Leistungsverhältnis nochmals verbessert. „E3/DC liegt damit für Stammkunden auf dem Niveau von LG im Einstiegssegment bei deutlich besserer Leistung, Kapazität und wesentlich besserem Vernetzungsgrad“, so Piepenbrink weiter.
Senec ist kürzlich mit seiner Cloud gestartet und kann sich über eine sinkende Nachfrage derzeit nicht beklagen. „Der Markt insgesamt ist in der letzten Zeit so stark gewachsen und unsere Auftragsbücher sind voll“, sagt Hammer. Der Leipziger Speicherhersteller erwartet in diesem Jahr eine deutliche Absatzsteigerung und will die Kosten weiter senken, in dem es tiefer in die Wertschöpfungskette einsteigt. Einzig für hochpreisige Speicher könnte es ohne KfW-Förderung etwas schwieriger werden, so Hammer weiter.
Hans-Josef Feilmeier von Fenecon hält die Attraktivität der Speicherförderung – auch gerade mit Blick auf die nächsten zwei Jahre, in denen der Tilgungszuschuss kontinuierlich weiter sinken wird – ebenfalls für fraglich. „Das beinhaltet das große Risiko, dass die Mehrheit der Solarstromspeicher ohne Förderung installiert wird und damit netzschädlich agiert. Unsymetrien und steile Einspeiserampen stellen eine Herausforderung für den Netzbetrieb dar. Damit erzeugt die Speicherbranche neue Probleme und Kosten im Netz und reduziert langfristig das eigene Marktpotenzial“, sagt Feilmeier. Fenecon geht derzeit mit seinem Energy Pool in die Offensive und will damit seine Speicher-Kunden an der Primärregelenergievermarktung teilhaben lassen.
Auf die Preisentwicklung der Photovoltaik-Speichersysteme werde sich der vorläufige KfW-Zusagestopp auswirken, fürchtet Feilmeier. Fenecon gehe nach den drastischen Preissenkungen der Vergangenheit nun von jährlichen Reduktionen zwischen fünf und zehn Prozent aus. Weitere Preissenkungen bei den Photovoltaik-Heimspeichern erwartet auch Detlef Neuhaus von Solarwatt. Sein Unternehmen habe sein Modell „My Reserve“ aber extra so konzipiert, dass es auch ohne Fördermaßnahmen schon wirtschaftlich sei. „Der Förderstopp wird bei der Bevölkerung kurzfristig erstmal für Verunsicherung sorgen, das ist doch klar. Mittel- oder langfristig wird das aber keine Auswirkungen auf den Batteriespeicher-Markt haben. Die Systeme sind schon heute wirtschaftlich sinnvoll einsetzbar und der Anschaffungspreis wird aufgrund sinkender Preise für die Einzelkomponenten in den kommenden Jahren noch weiter sinken“, sagt Neuhaus mit Blick auf die weitere Entwicklung des Speichermarktes in Deutschland.
Solarwatt arbeitet bei Photovoltaik-Heimspeichern auch eng mit Eon zusammen, das mit „Aura“ seit einiger Zeit sein erstes eigenes Modell am Markt hat. Der Energiekonzern habe das gestiegene Interesse an Speicherlösungen am eigenen Produkt erlebt. “Allein in den vergangenen Wochen haben wir unsere Verkaufszahlen nahezu verdreifacht, nicht zuletzt auch dank unserer gestarteten TV-Kampagne“, sagte Stefan Moriße, Sprecher der Eon Energie Deutschland. Das Unternehmen bedauere den vorläufigen Zusagestopp, rechne aber nicht mit einem Markteinbruch. „Obgleich für viele Kunden das Förderprogramm einen wichtigen Einfluss bei der Kaufentscheidung gespielt hat, rechnen wir damit, dass der Markt für Stromspeicher weiter wachsen wird“, sagt Moriße weiter. Eon habe sich und seine Kapazitäten auf einen weiteren Ausbau des Solargeschäfts samt Speicherlösungen eingestellt.
Die derzeitige Situation zeigt vielen Photovoltaik-Speicherherstellern mit Blick auf die künftige Marktentwicklung deutlich, dass sie von der staatlichen Förderung unabhängig werden müssen – selbst wenn sie von einem weiteren Wachstum der Nachfrage ausgehen. „Statt sich selbständig entwickeln zu können, wird der Speichermarkt damit weiter in einem überflüssigen und künstlichen ON/OFF-Zustand gehalten“, sagt Philipp Schröder von Sonnen.
Detlef Neuhaus von Solarwatt und Franz-Josef Feilmeier von Fenecon haben bei der Selbstständigkeit nicht nur den Speicher-, sondern den kompletten Photovoltaik-Markt im Blick. „Wie einst die Besteuerung des Eigenverbrauchs wird auch die Unterbrechung der Speicherförderung zu einer massiven Verunsicherung des Verbrauchers führen. Die Solarindustrie muss schnellstmöglich die Abhängigkeit von staatlichen Geldern beenden“, fordert Neuhaus. Feilmeier erklärt: „Entscheidend ist aber ohnehin, die Wirtschaftlichkeit von PV-Heimspeichern nicht nur im ‚Anhalten des Zählers‘ zu suchen und dafür Annahmen über Strompreisentwicklung, Stromverbrauch und Autarkiegrad zu treffen – vielmehr muss der Speicher aus dem Schatten der Photovoltaik treten und auch für sichere Stromversorgung, Netzdienstleistungen und Strompreisarbitrage genutzt werden.“ (Sandra Enkhardt)
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