Harter Preiskampf wird erneute Konsolidierungswelle bringen

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pv magazine: REC konnte in den vergangenen Jahren immer wieder vermelden, dass seine Fertigung in Singapur unter Volllast lief und auch komplett verkauft werden konnte. Wird das auch dieses Jahr so sein?
Luc Grare (Foto): REC wird auf das Gesamtjahr gesehen in diesem Jahr etwa eine Auslastung von 92 bis 95 Prozent seiner Kapazitäten erreichen. Anfang des dritten Quartals haben wir – vor allem auch wegen der schwächeren Nachfrage aus Europa – unsere Produktion etwas zurückfahren müssen. Mittlerweile ist sie aber wieder hochgefahren, da wir im vierten Quartal auch wieder eine stärkere Nachfrage aus Europa und einen anhaltend hohen Bedarf in den USA erwarten.

Was werden in diesem Jahr die Hauptabsatzmärkte für REC sein?
Der Hauptabsatzmarkt für uns ist in diesem Jahr vor allem die USA, wo REC etwa 55 Prozent seiner Solarmodule absetzen wird. In Europa werden wir wohl etwa 30 Prozent in Europa verkaufen. Der Rest verteilt sich auf Japan und die Märkte Südostasiens, vor allem Indien. In Japan ist unser Verkauf in den zurückliegenden Monaten eher rückläufig.

Wie groß waren die Kostensenkungen, die REC in den vergangenen zwei Jahren bei der Produktion seiner Module erzielen konnten?
Im Schnitt erreichen wir etwa acht bis zehn Prozent Kostensenkungen jährlich. In diesem Jahr könnte es sogar etwas mehr werden. Wegen der Überkapazitäten ist in den letzten Wochen viel Bewegung in den Markt gekommen, die entlang der kompletten Lieferkette zu spüren ist. Daher kann es sein, dass in der kommenden Zeit einige Komponenten deutlich billiger zu haben sein werden, was wiederum zu einer höheren Kostensenkung in unserer Produktion führen würde.

Gab es vergleichbare Situationen schon einmal?
Die Situation jetzt erinnert an die Lage 2009 und 2012. Nur sehen wir diesmal noch schnellere Preiszyklen, die zu Preissenkungen entlang der kompletten Lieferkette führen. Die Hersteller scheinen dabei aus der Situation von 2012 gelernt zu haben und wollen hohe Lagerstände vermeiden. Es bleibt nur zu hoffen, dass dadurch auch wieder schneller eine Stabilisierung erreicht wird.

Bekommt REC den derzeit wieder wachsenden Druck auf die Modulhersteller und Preiskampf weltweit ebenfalls zu spüren?

Ja, natürlich. Wir bekommen den Preiskampf mit und nehmen selber auch teil. Wir sind dazu gezwungen, den Kampf aufzunehmen und uns zu wehren. Andernfalls müssten wir unsere Fabrik stilllegen und das ist bei Modulproduktionen mit so einfach, wie vielleicht bei Siliziumfertigungen, diese dann auch entsprechend der Marktlage wieder schnell hochzufahren. Natürlich schauen wir, wo wir unsere Module am besten zu marktgerechten Preisen absetzen können.

Welche Gründe stecken hinter dem wachsenden Druck? Inwiefern spielt es eine Rolle, dass der Photovoltaik-Zubau in China im zweiten Halbjahr wohl wesentlich geringer ausfallen wird als noch im ersten Halbjahr?
Man kann hier schon von einem Versagen der chinesischen Politik reden. Sie haben attraktive Einspeisevergütungen angeboten und dadurch sind allein im ersten Halbjahr schon fast 20 Gigawatt in China aufgebaut worden. Die Politik hat dann zu spät reagiert. Ähnliche Situationen haben wir durchaus auch in Deutschland oder Spanien vor einigen Jahren erlebt. Allerdings reden wir nun über wesentlich größere Volumen als damals, was die Gesamtlage noch deutlich verschärft und die Preise eben noch schneller sinken lässt.

Hat REC gegenüber den chinesischen Herstellern einen Vorteil, weil Anti-Dumping-Maßnahmen gegen diese in Europa und USA bestehen – sprich werden dadurch Marktanteile für REC auf Märkten gesichert, in denen sich noch attraktive Preise für Solarmodule erzielen lassen?
Ich würde sagen – nicht mehr. Allerdings muss man eingestehen, dass der Markt in Europa und den USA durch die Einführung des Mindestimportpreises und die Anti-Dumping-Zölle deutlich überschaubarer geworden ist. In Japan, wo es solche Anti-Dumping- oder Anti-Subventionsmaßnahmen nicht gibt, ist der Markt eben noch viel fragmentierter. Dort drängen derzeit viele Tier-2 und Tier-3-Hersteller, vor allem aus China, mit teilweise sehr aggressiven Preisstrategien auf den Markt. Das macht es deutlich schwieriger, am Markt zu agieren und in der Folge war es für uns eben schwierig, die Marktanteile in Japan zu verteidigen.

Und wie sieht es dagegen in Europa oder den USA aus?
Dort gibt es nur noch eine Gruppe von etwa einer Handvoll ernstzunehmender Hersteller, die im Markt mit verschiedenen Strategien agieren. Wir sind auch dabei. Aber auch in Europa herrscht derzeit ein großer Preiskampf, in dem die führenden chinesischen Tier-1-Hersteller kräftig mitmischen, etwa Jinko Solar, Canadian Solar und Trina Solar. Die chinesischen Hersteller haben sich ja mittlerweile auf die Anti-Dumpingmaßnahmen eingestellt und produzieren auch außerhalb Chinas. Der Mindestimportpreis von 56 Cent pro Watt – sofern er noch auf dieser Höhe liegt, was man ja nicht genau weiß – spiegelt die realen Preise daher nicht mehr adäquat wider. Selbst Solarworld als Initiator der Anti-Dumping-Maßnahmen sieht sich zu unserer Überraschung gezwungen, mitzumachen und unter diesem Preis am Markt zu agieren. In den USA sehen wir ebenfalls deutlich sinkende Preise.

Was wäre, wenn man als Hersteller nicht bei diesem Preiskampf mitmacht?

Dann müsste man – wie schon erwähnt – seine Fabrik stilllegen und warten bis sich der Markt wieder stabilisiert. Oder man würde als Hersteller hohe Lagerbestände aufbauen, die dann abwerten und auch deutlich unter Herstellungskosten verkaufen muss. Ich glaube, dass könnte man dann nicht direkt als Dumping werten. Eine attraktive Alternative oder ein dauerhafter Ausweg ist dies für Hersteller aber auch nicht.

Glauben Sie, dass es angesichts der starken Überkapazitäten und des wieder stärkeren Preiskampfs eine zweite Konsolidierungswelle unter den Modulherstellern geben wird und wer wird voraussichtlich am stärksten davon betroffen sein?
Ich glaube, der harte Preiskampf wird erneut eine Konsolidierungswelle bringen. Es wird vor allem die Tier-2- und Tier-3-Hersteller in China treffen, die mittlerweile keinen Preisvorteil mehr haben. Auch für einige Hersteller in Deutschland könnte es eng werden. Der Kostenblock für die Produktion in Europa macht es schwierig, international mitzuhalten. Es wird bei einigen sicher die Frage aufkommen, ob es nicht sinnvoller ist, als Produzent ohne eigene Zellkapazitäten sein Modulwerk vorübergehend stillzulegen und abzuwarten.

Das Interview führte Sandra Enkhardt.

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