Deutschland läuft Gefahr, seine Vorreiterrolle in der Energiewende zu verlieren, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern, meinten viele Besucher der Konferenz „Energy Storage Lab 2016“. Stephan Franz vom Mitveranstalter der Konferenz Büro F bezeichnete Batteriespeicher und Digitalisierung als die Missing Links der Energiewende. „Fluktuierende Erzeugung und starre Nachfrage können durch die neuen technologischen Lösungen zusammen gebracht werden.“ Die Konferenz habe gezeigt, dass bereits zahlreiche neue Geschäftsmodelle rund um Batteriespeicher und die digitale Verknüpfung entstanden sind. „Es wurde aber auch deutlich, dass der aktuelle regulatorische Rahmen in Deutschland diese Innovationen klar ausbremst“, so Franz.
Eine Bremse für Batteriespeicher sei es zum Beispiel, dass bei Entscheidungsträgern in Politik und Großkonzernen oft die nötigen Informationen über die technischen Möglichkeiten und die Preisentwicklung fehlten, sagte Urban Windelen vom Bundesverband Energiespeicher (BVES). Ralph Kampwirth vom Ökostromanbieter Lichtblick sagte zudem beim Abschlusspanel: „100 Prozent Erneuerbare und die Dezentralisierung der Energiewelt werden kommen.“ Die Frage sei nur, wie schnell das gehen wird. Für eine zügige Umsetzung bedürfe es auch eines Kulturwandels bei Verbrauchern und großen Energieversorgern.
In Deutschland sei auch die Behandlung von Speichern als Letztverbraucher besonders kritisch, waren sich viele der Anwesenden einig. Die regulativen Rahmenbedingungen seien außerdem insgesamt eher auf ein zentralistisches System ausgelegt, während die neuen technischen Lösungen jedoch in Richtung eines dezentralen Systems wiesen. „In vielen kleineren Nachbarländern wie Schweiz, Österreich und den Niederlanden wird der regulative Rahmen flexibler ausgelegt“, sagte zum Beispiel Philipp Eisenring vom Schweizer Energie-Management-Unternehmen Ampard. „In Deutschland hört man immer nur ‚Das ist eine tolle Lösung, aber das darf man nicht.‘“
Zu den Ausrichtern der Konferenz gehörte auch das Berliner Beratungsunternehmen Enviacon International. Geschäftsführer Konrad Bauer erklärte nach der Konferenz: „Die Veranstaltung hat deutlich gemacht, dass die technischen Voraussetzungen für eine dezentrale, digitale Energiewende längst gegeben sind – nun geht es um die Umsetzung.“
In einer Publikumsbefragung durften die Teilnehmer der Konferenz eine Schätzung abgeben, wie groß das Marktvolumen für Heim-Speicher in Deutschland im Jahr 2016 ausfallen wird. Ergebnis: Die Teilnehmer rechnen im Schnitt mit 20.000 bis 25.000 verkauften Systemen. (Mirco Sieg)
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Mit dem Absenden dieses Formulars stimmen Sie zu, dass das pv magazine Ihre Daten für die Veröffentlichung Ihres Kommentars verwendet.
Ihre persönlichen Daten werden nur zum Zwecke der Spam-Filterung an Dritte weitergegeben oder wenn dies für die technische Wartung der Website notwendig ist. Eine darüber hinausgehende Weitergabe an Dritte findet nicht statt, es sei denn, dies ist aufgrund anwendbarer Datenschutzbestimmungen gerechtfertigt oder ist die pv magazine gesetzlich dazu verpflichtet.
Sie können diese Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. In diesem Fall werden Ihre personenbezogenen Daten unverzüglich gelöscht. Andernfalls werden Ihre Daten gelöscht, wenn das pv magazine Ihre Anfrage bearbeitet oder der Zweck der Datenspeicherung erfüllt ist.
Weitere Informationen zum Datenschutz finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.