Der finanziell angeschlagene Photovoltaik-Hersteller Yingli hat in den vergangenen Tagen ein Darlehen über 2 Milliarden Yuan von einem Bankenkonsortium erhalten, an dessen Spitze Chinas Nationale Entwicklungsbank (NDB) steht. Umgerechnet sind dies immerhin knapp 272 Millionen Euro. Der Kredit sei als finanzielle Unterstützung für den Restrukturierungsprozess gedacht, die Yingli im Januar wegen seiner Schuldenlast eingeleitet hatte.
Die Mittel sollen nach bisherigen Kenntnissen noch vor Beginn des chinesischen Neujahrsfestes am Montag zur Verfügung stehen. Diese Tatsache hat in China wieder intensive Spekulationen über die finanziellen Engpässe bei Yingli ausgelöst. Demnach hätte der Photovoltaik-Hersteller ohne das Darlehen möglicherweise seine Mitarbeiter nicht mehr bezahlen können.
Der Bericht für das dritte Quartal 2015 von Yingli hat zuvor offenbart, dass das Photovoltaik-Unternehmen über Vermögenswerte von 20,7 Milliarden Yuan (2,8 Milliarden Euro) verfügt, während sich die Verbindlichkeiten auf 23,9 Milliarden Yuan (3,25 Milliarden Euro) beliefen. Angesichts eines Umlaufvermögens von 11,1 Milliarden Yuan gegenüber kurzfristigen Verbindlichkeiten von 18,4 Milliarden Yuan bedeute auch, dass Yingli technisch betrachtet bankrott wäre.
Jedoch sind einschneidende Anstrengungen in China zu erwarten, um die Insolvenz von Yingli noch zu vermeiden. Mit einem Konkurs von Yingli würden mehr als 20.000 Jobs verloren gehen und die lokale Zulieferwirtschaft schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die lokalen Regierung würden dies nicht akzeptieren, so dass Yinglis Status „too big to fail“ wahrscheinlich erhalten bleiben wird, besonders da es sich bei den meisten Gläubigern um staatseigene Banken handelt, die bei Zahlungsausfällen abgesichert sind.
Im Januar hatte es ein Treffen von führenden Regierungsvertretern Chinas gegeben, um einen Rettungsplan für Yingli auszuarbeiten. Nach dem Meeting soll ein Regierungsdokument an die beteiligten Parteien ausgehändigt worden sein, darunter die wichtigsten Gläubigerbanken, die darin zu einer vollen Kooperation für die Sanierung aufgefordert werden. In dem Dokument, das von chinesischen Medien veröffentlicht wurde, fordern die Regulierungsbehörden für Banken (CBRC) und die Nationale Energiebehörde (NEA) ausdrücklich, dass „angesichts der wichtigen Stellung von Yingli in der Photovoltaik-Industrie, seinen großen Auswirkungen auf die Gesellschaft, und auch Yinglis führender Industrietechnologie, CBRC und NEA die Restrukturierung von Yingli unterstützen“. Diese offizielle Regierungslinie ist somit auch der Rettungsanker für Yingli, das dasselbe Unterstützungspaket erwarten kann wie zuvor schon Suntech und LDK Solar.
Derzeit werden eine Reihe von möglichen Rettungsplänen erörtert, aber eine offizielle Strategie gab es bislang noch nicht. Industriebeobachter glauben jedoch, dass eine Möglichkeit ein Debt-to-Equity-Swap, also ein Schuldenschnitt, wäre. Dann könnten neue Aktien an die Gläubigerbanken ausgegeben werden, die sie dann im Falle eines Überlebens von Yingli sowie der Rückkehr zur Profitabilität gewinnbringend wieder verkaufen könnten. Angesichts der intakten Photovoltaik-Produktionskapazitäten und da der technische Bankrott eher ein Symptom von hohen finanziellen Lasten ist, könnte dieser Schuldenschnitt Yinglis finanzielle Erholung schnell einleiten. Eine weitere Möglichkeit, über die derzeit diskutiert wird, wäre der Einstieg eines strategischen Investors. So hatte erst kürzlich die staatliche Cinda China Asset Management Corporation ein solches Interesse bekundet. (Vincent Shaw/Übersetzt und bearbeitet von Sandra Enkhardt)
Link zum englischen Original-Artikel aufwww.pv-magazine.com:Yingli receives $300m state-backed loan to ease restructuring process
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