Was Speicher der Energiewende bringen

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Michael Fuhs (pv magazine): Zwei Gesetze werden gerade auf den Weg gebracht, die den Weg in die neue Energiewelt besonders prägen: das neue EnWG und ein Gesetz für die Digitalisierung der Energiewende. Beide existieren derzeit als Entwurf. Welche Auswirkungen sehen Sie auf den Speichermarkt?
Mathias Hammer (Deutsche Energieversorgung): Die Attraktivität von Stromspeichern soll erhöht werden, indem die EEG-Umlage und die Netznutzungsentgelte an den Börsenpreis angepasst werden. Das heißt, zu Zeiten, wenn Strom billig ist, sollen die Umlagen geringer sein als zu Zeiten, wenn der Strom teuer ist. Das erhöht also die Differenz zwischen den niedrigen und den hohen Strompreisen. Man kann dann den Speicher laden, wenn der Strom billig ist, und entladen, wenn der Strom teuer ist, und macht mit dem Speicher einen Gewinn.
Volker Wachenfeld (SMA): Ich komme gerade aus England zurück. Dort kann der Strom zu Spitzenzeiten bis zu 60 Pence kosten. Der Preis kann aber auch auf bis zu acht Pence sinken. Bei uns können wir durch die Regulierung des Strompreises keinen Hub höher als fünf Eurocent erreichen. Ob das der Entwurf schon hergibt? Er fängt an, den Weg zu ebnen, würde ich sagen. Hammer: Derzeit ist geplant, dass diese Flexibilisierung nur für Großverbraucher geschaffen werden soll, die mehr als zehn Megawattstunden pro Jahr verbrauchen. Doch das sollte eigentlich für alle gelten, die ihren Strom mit einer viertelstündigen Lastgangmessung abrechnen.
Fuhs: Bestehen Chancen, dass diese Grenze noch fällt?
Wachenfeld: Ich weiß nicht, ob sie angegriffen wird. Mit der Grenze von zehn Megawattstunden ist der Haushaltsbereich ausgeschlossen. Im Gewerbe passt es aber schon.
Andreas Piepenbrink (E2/DC): Das ist alles perfekte Lobbyarbeit von der Energiewirtschaft. Ich hätte es selbst nicht für möglich gehalten, aber es werden Großspeicher mit dem Fünf- bis Zehnfachen an Speicherkapazität installiert als im Hausspeicherbereich. Man will sich nicht mit dem kleinteiligen Aufwand auseinandersetzen. Die Hürden, um einen Hausspeicher zur Regelenergievermarktung nutzen zu können, werden nicht kleiner. Wir haben dafür überhaupt keine Lobby. Wer soll denn auf Energieversorgerseite ein Interesse daran haben, einen kleinen Hausspeicher in die negative Regelleistung zu bringen?
Fuhs: Die Deutsche Energieversorgung hat immer wieder publiziert, dass sie relativ weit damit ist, mit ihren Homespeichern Sekundärregelleistung anzubieten. Können Sie mit den Homespeichern konkurrenzfähig sein?
Hammer: Ich sehe da keine Probleme. Die Kosten für die Administration des Services refinanzieren wir über die Speichermehrverkäufe.
Wachenfeld: Dann ist die Frage, wie intelligent ich den Speicher managen kann. Wenn ich so gut wie keine Einbußen bei der lokalen Optimierung des Eigenverbrauchs habe, geht es nicht mehr darum, ob ich Großspeicher vielleicht günstiger als Homespeicher bauen kann. Dann geht es nur noch darum, wie viel zusätzliche Einnahmen ich mit der Regelleistung aus dem Homespeicher erwirtschaften kann. Ich halte das für machbar und attraktiv. Aber wir brauchen die Player und Partner in der Energiewirtschaft, die da mitziehen. Es geht nicht, wenn das ein Hersteller alleine macht.
Fuhs: SMA war am Anfang bezüglich der sekundären Regelleistung eher zurückhaltend, als andere bereits damit losgerannt sind. Wie ist der Stand jetzt?
Wachenfeld: Wir können das nicht selbst machen und machen das nicht selbst. Unser Unternehmen ist ja anders aufgestellt als die anderen hier in der Runde. Wir entwickeln in erster Linie Lösungen zur Systemintegration. Wir legen dabei viel Wert auf das Thema Infrastruktur, bei dem wir auch mit Firmen wie Lichtblick zusammenarbeiten. Wir haben in höchstem Maße Systeme an unser Online-Portal angebunden. Unsere Systeme können also sowohl Daten liefern als auch Befehle empfangen. Das ist unser Pfund.
Fuhs: Ich habe den Eindruck, die Reaktion auf die Idee, sekundäre Regelleistung anzubieten, ist in der Runde eher verhalten.
Oliver Koch (Sonnenbatterie): Ich würde das nicht verhalten nennen. Wir vonseiten der Sonnenbatterie glauben an ein enormes Potenzial in diesem Bereich. Das müssen wir als Speicherindustrie jetzt lernen zu nutzen. Um den Kreis zur Gesetzgebung zu schließen: Es ist unsere Aufgabe, auf die politischen Rahmenbedingungen hinzuwirken, die wir brauchen, um weiterhin in diesem Markt aktiv zu sein. Ich bin überzeugt, dass das Thema dezentrale Energieversorgung ein absolut fundamentaler Bestandteil nicht nur einer deutschen Energiewende sein wird, sondern auch der globalen.
Fuhs: Herr Piepenbrink, Sie waren vorhin aber verhalten.
Piepenbrink: Das stimmt nicht ganz. Ich schließe mich 100-prozentig Herrn Koch an. Unsere Speicher sind mindestens genauso einfach zu integrieren wie Handys in Funknetze. Wir brauchen politische Unterstützung im kleinteiligen dezentralen Bereich. Ich glaube daran und es ist unsere Vision, dass wir den kleinen Privatmann erfolgreich machen und nicht Großspeicher propagieren. Das heißt, ich bin da nicht verhalten. Ich bin nur realistisch. Die Integration der Speicher in die Regelenergie nach der Methode der Deutschen Energieversorgung Leipzig ist nach meiner Einschätzung für den Kunden nicht wirtschaftlich. Ich wünsche mir eine einfachere Gesetzgebung, sodass man Speicher einfacher integrieren kann.
Fuhs: Inwiefern macht das die Deutsche Energieversorgung und warum halten Sie das für unwirtschaftlich?
Piepenbrink: Ich weiß natürlich nicht genau, was sie tun. Ich weiß nur, dass es technisch eine Lösung ist, bei der ich einen zusätzlichen Zählerplatz einrichten und bedienen muss. Das kostet relativ viel Geld. So sieht das in meiner Vision nicht aus. Ich wünsche mir, dass Foto: SonnenbatteriexAnzeigedie Regelenergie über den gleichen Anschluss abgerechnet wird und nicht über eine zusätzliche Zählstelle, die in einem anderen Bilanzkreis abrechnet. Hammer: Da sprechen Sie genau das Problem an. Regelenergie müssen Sie im Viertelstundentakt abrechnen. Daher müssen Sie die Bilanzkreise trennen.
Piepenbrink: Aber wo ist denn das Problem, die zu trennen? Da gibt es doch gar kein Problem.
Hammer: Es hat ja noch mehr Vorteile, wenn ein zweiter Zählpunkt existiert.
Piepenbrink: Ich bleibe bei meiner Stellungnahme, dass der Anschluss eines zweiten Zählplatzes nicht sinnvoll ist für die Integration von Stromspeichern in die Regelenergie.
Fuhs: Der Endkunde kann sehen, für welchen Preis ihm welches Speichersystem mit oder ohne zweiten Zählpunkt angeboten wird. Ist der Markt so transparent, dass er die Wirtschaftlichkeit selbst einschätzen kann?
Hammer: Ja. Er kann die Mehrkosten gegenrechnen. Das gestalten wir völlig transparent.
Piepenbrink: Und er kann sehen, dass das sehr aufwendig ist und es sich nicht rechnet, da er den Speicher selber präqualifizieren muss (beim Netzbetreiber für die Regelenergievermarktung zulassen, die Red.). Das ist ein sehr großer Verwaltungsaufwand.
Hammer: Der Kunde muss den einzelnen Speicher nicht selbst präqualifizieren. Die Präqualifizierung erfolgt im Schwarm durch uns.
Piepenbrink: Gut, aber es ist ein großer Verwaltungsaufwand und mit zahlreichen Behördengängen verbunden.
Hammer: Das stimmt so nicht. Der Endkunde hat bei unserem Modell keinen bürokratischen Aufwand. Diese Arbeit nehmen wir ihm ab.
Fuhs: Diese Frage werden wir hier nicht klären. Aber wenn man von der Politik fordert, die Regeln für Homespeicher zu vereinfachen, muss man auch einen Grund dafür angeben. Als Alternative gibt es zum Beispiel Quartierspeicher oder andere Flexibilitäten. Warum sind gerade die Homespeicher wichtig für die Energiewende?
Hammer: Als Verbund virtueller Speicher könnten sie die bedarfsgerechte Versorgungssicherheit gewährleisten. Das sollte für die Politik Motivation genug sein.
Wachenfeld: Es gibt bis heute noch kein Modell, mit dem man einen Quartierspeicher betreiben kann. (Wenn Großspeicher Regelenergie vermarkten, sind das keine Quartierspeicher, da sie nicht die lokale Energiebilanz verbessern, die Red.) Netzbetreiber können Quartierspeicher auch nicht als Netzbetriebsmittel ansetzen und für den Betrieb Netzentgelte abrechnen. An sich halte ich den Bau von Quartierspeichern für einen guten Ansatz. Es ist richtig, dass man nicht das Einzelhaus optimiert, sondern versucht, den Straßenzug zu optimieren. Die regulatorischen Bedingungen für einen Quartierspeicher zu schaffen erscheint mir heute schwerer, als Hausspeicher in ein System zu integrieren, das man dann gemeinsam regelt. Auch da gibt es noch ein paar Hürden zu nehmen. Aber die Hausspeicher haben keinen politischen Gegner. Wenn wir den Weg mit Hausspeichern weitergehen, wird in Zukunft eine signifikante Menge installiert sein. Deswegen brauchen wir sie ganz dringend für die Energiewende.
Koch: Das sehen wir ganz genauso. Es wird darauf hinauslaufen, dass es ein Miteinander verschiedener Erzeugungs- und Speichertechnologien geben wird. Heimspeicher werden ein existenziell wichtiger Teil davon sein. Wir müssen dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen passen. Das Installieren der Speicher und später das Betreiben am Regelenergiemarkt oder auch für andere Dienstleistungen muss so günstig wie möglich erfolgen können. Und der Aufwand, egal ob für Verbraucher oder für Unternehmen, muss so klein wie möglich gehalten werden.
Piepenbrink: Dem möchte ich noch einmal den Vergleich zum Heizungsbau hinzufügen. Wenn im Heizungsbau von Öl auf Gas oder von Gas auf Wärmepumpe umgestellt wird, passiert dies immer aufgrund politischer Entscheidungen. Die Hausspeicher werden nie ein hochprofitables Geschäftsmodell werden. Es ist daher eine volkswirtschaftliche Entscheidung, ob man diese will oder nicht. Ein Hebel sind leider die Strompreise, die die Investitionsentscheidung beeinflussen. Ich bin aber guter Dinge und glaube, dass sich die Investitionsentscheidung für Speicher im Einfamilienhaus als grundsätzlich stärker durchsetzt. Die Elektromobilität wird uns dabei in den nächsten Jahren stark helfen, weil wesentlich mehr Elektroautos fahren werden als gedacht. Die kann ich mit eigenem Strom wesentlich besser, flexibler und günstiger tanken als mit gekauftem Strom. Wir haben eine Riesenchance, mit der Autolobby stärker als bisher die Stromspeicher zu Hause als Solartankstellen zu vermarkten.

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