Batteriepreise purzeln weiter

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Bei jeder Verdopplung der produzierten Batteriemenge sind die Batteriepreise in der Vergangenheit um sechs bis neun Prozent gefallen. Das geht nach Ansicht der Forscher um Björn Nykvist vom Stockholmer Umweltinstitut SEI so weiter. Ende 2014 kostete die Kilowattstunde Kapazität nach den Analysen bei den Marktführern rund 271 Euro (300 US-Dollar).

In 2017/2018 könnten so schon 208 Euro (230 US-Dollar) erreicht werden. „Das ist deutlich weniger als was andere begutachtete Publikationen herausgefunden haben“, schreiben sie in der Fachzeitschrift Nature Climate Change. Und im Jahr 2025 erreichen einige Kostenschätzungen sogar 135 Euro (150 US-Dollar) pro Kilowattstunde, wo die Forscher die Schwelle zur Wettbewerbsfähigkeit sehen. Damit ähneln die Ergebnisse eine Abschätzung vonWinfried Hoffmann, der auf 125 Euro pro Kilowattstunde Speicherapazität im Jahr 2030 kam, was Speicherstromkosten von fünf Cent pro Watt entspreche.


Batteriekostenentwicklung, zusammengetragen von den Forschern um Björn Nykvist. Die blauen Kreuze sind reale Datenpunkte aus Unternehmensinformationen (Zum Beispiel der Speicherfabrik von Tesla/Panasonic) und liegen gut auf den prognostizierten Kurven. Die schwarze und die grüne Linie suggerieren allerdings ein zu exaktes Ergebnis. Die einzelnen Datenpunkte (hier nicht dargestellt), streuen um 500 bis 1.000 US-Dollar. Grafik: SEI

„In der Literatur ist die Unsicherheit, wieviel Batterien kosten, hoch“, erklärte Nykvist am Dienstag in Berlin bei einer Veranstaltung von WWF und Lichtblick. Da die Batteriehersteller die Preise nicht laut hinausposaunen, liegt die Leistung der Forscher darin, über 80 Einschätzungen von 2007 bis 2014 ausgewertet zu haben. Darunter waren Unternehmensmitteilungen, Analystenaussagen, und eigene Analysen Arbeiten.

Auch stationäre Batteriespeicher werden günstiger
Was die Preisentwicklung für stationäre Speichersysteme bedeutet, ist nicht klar. Derzeit machen die Batteriekosten ein Drittel bis ein fünftel der Batteriespeichersysteme aus. Der Rest geht auf das Konto der Leistungselektronik, sind Vertriebs, Entwicklungs- und Elektronikkosten. Wenn nur die Batteriekosten sinken, hat das keinen großen Einfluss. Allerdings ist Nykvist zuversichtlich, dass auch die Elektronikkosten sinken. „Die Systeme sind am Anfang ihrer Entwicklung, da muss noch etwas drin sein“, sagt er. Ein Treiber seien gewiss steigende Stückzahlen und eine Skalierung der Produktion. Detaillierte Annahmen dazu hat er aber nicht.

Die Kostenentwicklung der Batteriespeicher bringt anscheinend auch den Thinktank Agora Energiewende zum Umdenken. Vor zwei Jahren veröffentlichte er eine Studie, in der nebenbei ein Ausbauszenario für Photovoltaik auf 150 Gigawatt und eine Speicherleistung von 40 Gigawatt angenommen wurde, das so genannte „PV-Battery-Breakthrough“-Szenario. Die zentrale Aussage war, dass die Kosten für ein Vier-Kilowatt-Photovoltaikanlage mit sechs Kilowattstunden Speichersystem auf 2.000 Euro sinken müssten, damit sie volkswirtschaftlich sinnvoll sei. Allerdings wurden für diese Studie etliche Parameter fest gesetzt und nicht in einer Optimierungsrechnung bestimmt, wie zum Beispiel bei denStudien des Fraunhofer ISE zum zukünftigen Energieystem, die zwischen 150 und 250 Gigawatt Solarleistung als Optimum ergaben.

Agora rechnet jetzt auch mit größerem Batteriespeicherausbau
Damals als relativ unrealistisch wegdiskutiert, stellte Matthias Deutsch auf der gleichen Veranstaltung, zu er Lichtblick und der WWF geladen hatten, die Frage: „Was wäre wenn… ein flächendeckender Rollout von Solarspeichersystemen stattfände“. Der Ausbau wäre ähnlich wie im Szenario von 2013: 150 Gigawatt Solarleistung, das ist etwa fünfmal so viel wie heute. 40 Gigawatt Speicherkapazität mit 120 Gigawattstunden Kapazität. Die Kapazitäten dazu seien vorhanden, sagt Deutsch, und verweist etwa auf die Arbeiten der HTW Berlin (hier die Daten bei nur zehnprozentiger Durchdringung der Haushalte, auf 40 Gigawatt kommt man bei 100 Prozent).

Eine der technischen Fragen ist, ob der restliche Kraftwerkspark den schnellen Wechseln in der Solarstromerzeugung folgen kann. Jeden Vormittag steigt die Solarleistung an sonnigen Tagen schnell an. In gleichem Maße müssen andere Erzeugungsanlagen abgeregelt werden. Nachmittags geschieht das gleiche mit umgekehrtem Vorzeichen. Andere Kraftwekre müssen die Reduktion durch die untergehende Sonne auffangen. „Alle anderen gehen von einem Gradienten von 26 Gigawatt pro Stunde aus“, sagt Deutsch. „Wir kamen auf ungefähr 40 Gigawatt pro Stunde“. Dieser hohe Wert würde den restlichen Kraftwerkspark vor eine schwierige Aufgabe stellen. Zum Vergleich: bei derSonnenfinsternis im März wurden zwischen 19 und 22 Gigawatt pro Stunde erwartet.
Der Ausweg liegt laut Deutsch in einem netzdienlichen Einsatz der Batteriespeicher. Wenn diese wirklich dazu genutzt werden, die mittäglichen Erzeugungsspitzen aufzunehmen, was sich mit diversen Prognoseverfahren bewerkstelligen lässt, ließe sich auch die Energiewelt mit 150 Gigawatt Photovoltaik gut meistern.
Energiesystem mit 150 Gigawatt Photovoltaik und 40 Gigawatt Batteriespeicher ist machbar, auch ökonomisch

Ebenfalls eine Aufgabe wäre der regulatorische Rahmen. Denn für diese 150-Gigawatt-Energiewelt müssten die Abgaben und Umlagen reformiert werden „um die Finanzierung der Gemeinkosten der Energiewende auf eine dauerhafte Grundlage zu stellen und die richtigen Anreize zum Speichereinsatz zu setzen“. Was die Anreize für den speicheransatz angeht, wird ja schon heute diskutiert, ob bei einer möglichen Verlängerung der Speicherförderung die maximale Einspeiseleistung bei 50 Prozent der Photovoltaik-Nennleistung begrenzt wird, im Vergleich zu 60 Prozent heute mit Speichereinsatz und 70 Prozent ohne Speichereinsatz.

Auch wenn Matthias Deutsch nichts dazu sagte, wie wahrsheinlich solch ein 150-Gigawatt-Szenario ist, regte er an, dass doch auch der Netzentwicklungsplan einmal mit solch einem Szenario gerechnet wird. Er stellte die Frage, ob wir dann noch alle geplanten Stromtrassen auch für die Zeit nach 2025 brauchen.
In derspäter verschickten Pressemeldung erklärt Agora Direktor Patrick Graichen: "Szenarien mit 150 oder 200 Gigawatt Photovoltaik in Deutschland, die bis vor kurzem noch von vielen für vollkommen unrealistisch gehalten wurden, sind technisch und ökonomisch möglich". Wohlgemerkt, auch ökonomisch. Agora rät sogar ausdrücklich, dass "sich Energiepolitik und Energiewirtschaft auf ein Szenario mit hohen Mengen von Solarstrom-Batteriespeichersystemen" vorbereiten solle. Wenn das mal keine Trendwende ist, nachdem der Thinktankin seiner Speicherstudie vor einem Jahr noch eher zurückhaltend war. (Michael Fuhs)

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