Nicht ersetzte Module mit Hotspots – schwarzes oder weißes Schaf?

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Hotspots, heiße Zellen und Glasbruch – und ein Hersteller mit dem sich die Kommunikation zäh wie Kaugummi zieht. Die Erfahrungen des Betreibers, den wir in unserem erster Fall der Qualitätsplattform „schwarze Schafe“ behandeln, dürfte nicht alleine stehen. Über 80 Grad betrug seiner Aussage nach die Temperaturdifferenz eines der Hotspots im Vergleich zur umgebenen Fläche. Das ist sehr viel. Trotzdem hat er bisher nur einige der Glasbruch-Module ersetzt bekommen, und auch davon nicht alle.

Noch lästiger: Dem Betreiber fehlt eine Vereinbarung mit dem Modulhersteller, wie Garantiefälle zu bestimmten Mängeln definiert und nachgewiesen werden. Der EPC, der den Solarpark errichtet und die Vereinbarungen mit dem Modulhersteller geschlossen hat, ist inzwischen insolvent.

Genaue Vereinbarungen fehlen
Solch eine Vereinbarung ist für einen Betreiber wichtig. Gerade bei Hotspots in Freilandanlagen ist nicht geklärt, wann sie überhaupt ein Garantiefall sind. „Werden mit Thermografie Temperaturunterschiede zwischen Hotspots und umgebender Modulfläche gemessen, heißt das schließlich noch nicht, dass die Performance des Solarparks darunter leidet“, sagt Steffen Peters von Solarpraxis Engineering. Auch muss man sich überlegen, wie viele Hotspots ein Betreiber als unvermeidbar bei großen Solarparks akzeptieren muss.

Wir haben den Hersteller der mit Hot-Spots betroffenen Module angefragt und werden recherchieren, wie eine konstruktive und faire Lösung aussehen kann.

Die Details zu dem Fall finden Sie unten.

Hatten Sie schon Mängel oder waren mit dem After Sales Support oder der Garantie- und Gewährleistung von Herstellern unzufrieden?
Seit wir im Sommer mit der Schwarze-Schafe-Aktion dazu aufgerufen hatten, uns Erfahrungen mit Mängeln an Solaranlagen zu berichten, haben wir etliche Einreichungen bekommen. Wir werden die Fälle jetzt sukzessive recherchieren.

Wir suchen ständig weitere Einreichungen. Wenn Sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, schreiben Sie bitte an:
michael.fuhs(at)pv-magazine.com (Betreff: „schwarze Schafe“)

Uns interessieren insbesondere noch Zuschriften zu Qualtitätsproblemen betreffend:
•    Delamination von Modulen
•    Mängeln an Rückseitenfolien
•    Mängeln an Anschlussdosen
•    Natürlich auch andere Mängel

Wir werden zunächst anonymisiert und nur in Abstimmung mit Ihnen berichten und versuchen, in Diskussion mit Herstellern konstruktive Lösungen zu finden. Zeitnah planen wir ein Forum für den direkten und offenen Austausch für Betreiber und EPCs.

Farbiges Schaf 4: Blau (bearbeitet)
Viele Installationsbetriebe und EPCs machen Erfahrungen mit Modulherstellern – und reden nicht darüber. Damit alle davon lernen, wollen wir das mit der Schwarze-Schafe-Aktion ändern.

Details zum vorgestellten Fall:

Solarpark:
Der Megawattpark ging teils Ende 2011, teils Anfang 2012 in Betrieb. Die Module wurden von zwei bekannten Herstellern geliefert. Bei den Modulen beider Hersteller sind nach Ansicht des Betreibers Mängel aufgetreten, die von der Produktgarantie gedeckt werden sollten. Wir beschränken uns zunächst auf einen der beiden Hersteller. Dieser hat über 15.000 Module geliefert. Der EPC, der den Park gebaut hat, ist inzwischen insolvent. Der Betreiber hat vom Insolvenzverwalter eine Abtretung der Produktgarantieansprüche gegenüber den Herstellern erhalten.

Mängel:
Bei einer Thermografie-Untersuchung in 2014, anlässlich einer Wartung, hat ein renommierter Dienstleister bei vier Modulen Hotspots, bei 11 Modulen heiße Zellen und bei acht Modulen Glasbruch identifiziert. Diese Mängel hat der Betreiber beim Modulhersteller reklamiert. Bei den Hotspot-Modulen seien in der Thermografie Temperaturunterscheide zu den umliegenden Flächen von über 80 Grad gemessen worden.

After Sales Abwicklung:
Der Betreiber empfand diese als schwierig. Es habe zwar ein Formular gegeben, aber keine Prozedere für die Bearbeitung. Mails seien oft nicht bearbeitet worden. Dann habe der Geschäftsführer die Regulierung zugesagt, ab Ende seien aber nur vier der acht Glasbruch-Module ersetzt worden. Eine Begründung, warum die anderen Glasbruch-Module nicht ersetzt worden seien, habe es nicht gegeben. Bei den Hot-Spots hat der Modulhersteller nach Angabe des Betreibers darauf verwiesen, dass bestimmte Testbedingungen eingehalten werden müssten. Diese Testbedingungen habe er aber auch auf wiederholte Aufforderung nicht mitgeteilt.

Wunsch des Betreibers:
Dem Betreiber ist es vor allem wichtig, sich mit dem Hersteller auf ein verbindliches Test- und Reklamationsprozedere inklusive der Testbedingungen zu einigen, mit dem Garantiefälle in der Zukunft abgewickelt werden können. Das haben sie dem Hersteller nach eigenen Aussagen auch schon vorgeschlagen, aber noch keine Antwort bekommen. pv magazine  hat den Hersteller angefragt.

Diskussion
Hot Spots sind ein Thema, das die Branche bewegt. Bei der pv magazine Umfrage zu Qualität bei Photovoltaikanlagen im Mai haben sich zwei Drittel der Teilnehmer Verbesserungen der Module in punkto Hot Spots gewünscht. Allerdings muss man die Frage stellen, wie viele Hot-Spot belastete Module man in einem Solarpark akzeptieren muss, da sie vielleicht nicht ganz zu vermeiden sind. An dieser Stelle gehen die Meinungen der Experten auseinander.

Was ist Ihre Meinung zu diesem Thema?
Bitte kommentieren Sie oder schicken Sie, wenn Sie Anonymität wünschen, eine Email an michael.fuhs(at)pv-magazine.com

Qualitätsthemen in pv magazine

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Bereits während der Intersolar hat pv magazine zusammen mit DuPont den Roundtable „Qualität bei Dachanlagen“ durchgeführt. In diesem Rahmen ist auch die oben zitierte Umfrage entstanden.

In der Märzausgabe finden Sie unseren Leitfaden Qualität.

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