Regelenergie im Pool vermarkten

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pv magazine : Warum sind Photovoltaikspeicher für Ihr Geschäft interessant?
Kevin Hüfner: Für die Bereitstellung von Regelleistung verknüpft Energy2market verschiedene Stromerzeugungs- und -verbraucheranlagen in Pools. Die verschiedenen Anlagen haben zum Teil sehr unterschiedliche Betriebsgradienten und Aktivierungsgeschwindigkeiten. Batteriespeicher können uns dabei helfen, eine saubere Poolfahrweise zu gewährleisten. Speichersysteme verfügen in der Regel über Reaktionszeiten im Bereich von Millisekunden, was selbst ein modernes Pumpspeicherwerk nicht erreichen kann. Durch die kurze Aktivierungsphase ist ein Speicher somit in der Lage, sehr schnell auf ein Abrufsignal des Übertragungsnetzbetreibers zur Netzstabilisierung zu reagieren. Das gilt auch für den ungeplanten Ausfall einer Poolanlage. Diese kann im Falle eines anhaltenden Signalabrufs sehr kurzfristig durch Speicherkapazitäten ersetzt werden. Daher planen wir gerade gemeinsam mit Partnern kurzfristig mehrere hundert Photovoltaik-Speichersysteme zu aggregieren und deren Flexibilität unter anderem als Regelleistung zu vermarkten.
Welcher Regelleistungsmarkt ist für Home-Speicher am besten geeignet?
Am Primärregelleistungsmarkt lassen sich derzeit die höchsten Erlöse erzielen, im Jahr 2013 beispielsweise rund 140.000 Euro pro Megawatt. Insbesondere Betreiber von Großspeichern wollen daher vorrangig Primärregelleistung zur Verfügung stellen. Hier sind die Anforderungen aber auch sehr hoch, und die Speicher müssen praktisch ständig zur Verfügung stehen, um permanent einer Netzüber- oder -unterdeckung entgegenzuwirken. Dieser Markt ist daher für kleine Home-Speicher nicht so gut geeignet. Bei Solarspeichern geht es eher um die Sekundärregelleistung oder die Minutenreserve. Hier gibt es Ausschreibungen für bestimmte Leistungsmengen, die über bestimmte Zeiträume vorgehalten werden müssen. Wenn dann tatsächlich Regelenergie benötigt wird, gibt es ein Aktivierungssignal vom Übertragungsnetzbetreiber. Wir können diese Anfrage dann über unser virtuelles Kraftwerk genau an die Anlagen verteilen, die gerade zur Verfügung stehen.
Welche Erlöse kann man mit einem Haushaltsstromspeicher erzielen?
Die Erlöspotenziale sind je nach Regelleistungsmarkt sehr unterschiedlich, da die Preise erheblich schwanken. Bei Ausschreibungen im Bereich der Minutenreserve lassen sich für vier Stunden Vorhaltung, teilweise nur zwei Euro pro Megawatt erzielen. Es gibt aber auch Ausschreibungen, zum Beispiel bei der Sekundärreserveleistung, mit denen man 5.000 Euro und mehr pro Megawatt für eine Woche erlösen kann. Das war zum Beispiel um die Weihnachtswochen 2013 der Fall. Für das Betrachtungsjahr 2013 haben wir errechnet, dass ein Haushaltsstromspeicher, der ganzjährig etwa fünf Kilowatt Flexibilität zur Verfügung gestellt hätte, allein für die Vorhaltung von negativer Sekundärreserveleistung rund 500 Euro an Erlösen hätte erzielen können. Je nach Häufigkeit und Länge der Regelleistungsabrufe kommen dann noch die Gewinne für die geleistete Arbeit pro Kilowattstunde hinzu. Bei dieser Rechnung sind allerdings noch keine Teilungsverhältnisse berücksichtigt und auch nicht die Dienstleistungskosten, die die verschiedenen Dienstleister erheben.
Welche Ansprüche stellt der Regelenergiemarkt an die Stromzähler?
Photovoltaik-Home-Speicher sind meist auf der Niederspannungsebene angeschlossen und verfügen daher nicht über eine registrierende Leistungsmessung. Diese ist allerdings Voraussetzung für eine Teilnahme am Regelleistungsmarkt, um erbrachte Regelleistung nachweisen und bilanzieren zu können. Insofern ist es zunächst notwendig, an jedem Speicher entsprechende Messtechnik zu installieren, die eine viertelstündliche Fernauslesung der Energieflüsse erlaubt. Damit kann unterschieden werden, woher der Strom kommt (Photovoltaikanlage oder Stromnetz) beziehungsweise wann wie viel Energie aus dem Speicher in das Netz gespeist wird oder umgekehrt. Der Messstellenbetrieb muss zudem durch einen offiziellen Messstellenbetreiber sichergestellt werden, der für die Fernauslesung und Dokumentation der Daten verantwortlich ist. Ein weiterer Punkt ist die Bilanzierung der Mengen, die im Falle eines Regelleistungsereignisses fließen. Letztlich wird hier eine Art Verrechnung zwischen Verursacher und Abnehmer erstellt, die in der Summe eine Null ergeben muss. Dies geschieht durch das Bilanzkreismanagement, das Energy2market als Dienstleistung für den Kunden übernehmen kann.
Kommen sich Eigenverbrauchserhöhung und Regelenergiedienstleistungen bei Photovoltaikspeichern nicht in die Quere?
Ein Solarspeicher ist vorrangig dafür da, um Strom tagsüber zu speichern und nachts zu verbrauchen. Für die Teilnahme am Regelenergiemarkt muss man in das Verbrauchsverhalten des Speichers eingreifen. Jeder Anlagenbetreiber sollte daher genau prüfen und für sich selbst entscheiden, ob und in welchem Umfang er diese Einschränkung zulassen möchte. Generell bietet Regelenergie für kleine Haushaltssysteme aber eine zusätzliche Erlösoption, um überschüssige oder freie Speicherkapazitäten zu vermarkten. Je intelligenter das gesamte Verbrauchermanagement ist (Stichwort Smart Home), desto höher liegen die Chancen, einen Vorteil für sich zu generieren.
Worauf müssen Betreiber achten, wenn Sie ihre Speicher für Regelenergie bereitstellen wollen?
Grundsätzlich sind drei wesentliche Punkte zu berücksichtigen. Erstens: Regelleistung wird über Auktionen ermittelt. Da es in den Märkten wie erwähnt zu erheblichen Preisschwankungen kommt, ist nicht immer gesichert, dass man auch einen Zuschlag erhält. Der Anbieter sollte den Kunden daher informieren, wenn kein Zuschlag am Regelenergiemarkt erfolgt ist und der Speicher somit voll für den Eigenverbrauch benutzt werden kann.
Zweitens: Im Falle einer Netzschwankung aktiviert der Übertragungsnetzbetreiber immer zunächst die zur Verfügung stehenden Anlagen mit dem niedrigsten Arbeitspreisangebot (Cent pro Kilowattstunde). Wenn die Schwankungen im Netz nicht besonders hoch ausfallen, kommen Anlagen mit höheren Arbeitspreisen daher oft gar nicht zum Tragen. Sehr starke Netzschwankungen treten entgegen der häufig herrschenden Wahrnehmung jedoch sehr selten auf.
Drittens: Die Aktivierung von Sekundär- und Minutenreserveleistung ist nicht vorhersehbar oder an feste Zeiten gebunden. Die Ursachen einer Netzschwankung können sehr vielfältig sein und damit auch der Zeitpunkt und die Länge des Ereignisses.
Was muss sich bei Speichern technisch noch verbessern?
Technisch gibt es aus unserer Sicht noch einige Herausforderungen, zum Beispiel was die Lebensdauer und Haltbarkeit von Speichern angeht. Auch die Zeitspanne, über die Speicher Regelenergie zur Verfügung stellen können, ist noch ein wichtiger Punkt. Regelleistungsabrufe im Bereich der Sekundär- und Minutenreserve dauern normalerweise nur wenige Minuten. Es kommt jedoch auch vor, dass die Leistung mehrere Stunden hintereinander permanent erbracht werden muss. Der Speicher ist dann irgendwann nicht mehr aufnahmefähig. Deshalb ist auch ein intelligentes Management der im Haus befindlichen Verbraucher gefragt.
Ist die Bereitstellung von Regelenergie aus PV-Speichern ein Geschäftsmodell, das sich in Zukunft etablieren kann?
Aufgrund der schwankenden Preislage der Regelenergiemärkte und der wachsenden Anzahl an Marktakteuren insgesamt lässt sich schwer abschätzen, wie lukrativ ein künftiges Geschäftsmodell in diesen Märkten wirklich sein kann. Allerdings bedingt die bevorstehende Stilllegung von großen konventionellen Grundlastkraftwerken grundsätzlich neue Konzepte, hin zu einer effektiven und sicheren Energieversorgung. Es wird demnach immer mehr auch auf kleinere dezentrale Anlagen ankommen, egal ob das nun Biogasanlagen oder Haushaltsspeichersysteme sind. Insofern gehen wir davon aus, dass die kurzfristige Bereitstellung von Flexibilität künftig eine noch wichtigere Rolle spielen wird, die sich finanziell in jedem Fall lohnt.
Das Gespräch führte Mirco Sieg.
Mehr Informationen zu Energy2market unter:www.energy2market.de

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