Die deutsche Energiewende ist speziell

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Die Energiewende ist ein weltweites Phänomen. Dass der Klimaschutz die treibende Kraft ist, ist dagegen eine deutsche Besonderheit. Zu diesem Ergebnis kamen die Experten von AT Kearney beim Vergleich der Situation und Deutschland, den USA, Brasilien, Südafrika und China. Der Weltenergierat stellte die Studie nun in Berlin vor.
In Brasilien steht im Vordergrund, den Anstieg der Strompreise zu begrenzen. Der Anteil der Wasserkraft ist von 95 auf 84 Prozent gesunken. Teilweise seien durch Klimaschwankungen die Wasserreservoirs nicht so voll wie sonst. Das führt dann dazu, dass konventionelle Kraftwerksblöcke angefahren werden müssen, was die Kosten treibt. Dem solle mit dem Ausbau der Erneuerbaren begegnet werden. In den USA stehe die Reduktion der Importabhängigkeit im Vordergrund. Das geschehe mithilfe von Schiefergas und Erneuerbaren. China und Südafrika müssen dagegen einen steigenden Energiebedarf decken und daher sowieso Kapazitäten ausbauen.
Besonders angetan hat dem Präsidenten des Weltenergierates Deutschland, Uwe Franke, und Jochen Hauff, dem Leiter der Renewable Energy & Sustainability bei dem Beratungsunternehmen AT Kearney, wie in manchen Länder die Ziele regelmäßig neu justiert werden. In Südafrika habe man durch Ausschreibungen festgestellt, wie günstig Erneuerbare sind, und dann den Ausbau der Atomkraftwerke reduziert. „Wir haben immer gefordert, dass alle zwei Jahre gemonitort wird“, sagte Franke. „Dann wird geschaut, was hat sich geändert, und angepasst“. In Deutschland sei das nicht so geschehen. Die Kostensteigerungen seien doch früh zu erkennen gewesen. Es sei aber nicht reagiert worden.
Dementsprechend hält er die jetzige EEG-Reform für den richtigen Weg, inklusive der Belastung des Eigenverbrauchs mit 40 Prozent der EEG-Umlage. Letzeres sei ein guter Kompromiss zwischen Vertrauensschutz und der Notwendigkeit zu Handeln. Sonst würde die Umlage auf immer weniger Verbraucher umgelegt. „Man muss da die Bremse reinhauen“, sagte er.
Die hohen Industriestrompreise bedrohten außerdem die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Laut der mitgelieferten Grafik liegt er in Deutschland bei rund 14 Cent, in den USA bei rund 5,5 Cent pro Kilowattstunde. Die energieintensive Industrie, die auch in Deutschland deutlich niedrigere Strompreis zahlt,  haben die Experten allerdings nicht gesondert betrachtet. Im Rahmen diese Studie ist auch keine Abschätzung erfolgt, wie sich der Strompreis verschiedener Branchen auf die jeweilige Wettbewerbsfähigkeit auswirkt. Dass in den USA manche Industriebetriebe besonders niedrige Strompreise von bis hinab zu zwei Cent pro Kilowattstunde zahlen liegt laut Franke außerdem auch an staatlichen Subventionen. Die steigenden Strompreise in Deutschland ließen sich übrigens nicht mehr durch eine höhere Effizienz ausgleichen, da die Technologie dahingehend ausgereizt sei. „Die Öffentlichkeit erkennt noch viel zu wenig, was das für Risiken birgt“.
Jochen Hauff hat Bedenken, dass die derzeitige Reform wieder ein Stückwerk zu werden scheint. Erst das EEG, dann die Netzentgelte, dann das Energiemarktdesign. Er stellte im Rahmen der Studie ein Phasenmodell vor, nach dem die Energiewenden funktionieren.  In der ersten "Aufbruchsphase" werden politische Rahmenbedingungen geschaffen und die Ziele definiert. Die Penetration mit neuen Technologien ist noch gering. Darauf folgt die zweite Phase, die "Stabilisierungsphase", in der die "Veränderungsdynamik" gesteuert werden müsse. Deutschland und USA sieht er in Phase zwei, die anderen drei Länder in Phase eins und zwei. Für die Zukunft stellt er zur Diskussion, ob eine "dezentrale Phase" folgt, in der die kleinen dezentralen Anlagen zur regionalen Versorgung und Eigenversorgung stark wachsen.
Uwe Franke zufolge ist der Weltenergierat neutral und faktenorientiert. Das stimmt so allerdings nicht. Der Weltenergierat Deutschland wird von 30 Mitgliedern getragen. Darunter sind das deutsche Atomforum, der BDEW, BP Europa, Eon und RWE. Einer der Anwesenden relativierte die Neutralität dahingehend, dass der Rat „brennstoffneutral“ sei. Der neue Präsident, Uwe Franke, hat Karriere bei BP gemacht, war Vorsitzender des Vorstandes des Mineralölverbandes und im Präsidium des BDI.
Auch dass die EEG-Umlage auf Eigenverbrauch nötig ist, damit die Umlage für die Verbraucher nicht steigt, die keine Solaranlage besitzen, kann bezweifelt werden. Nach einer Abschätzung des Marktforschungsinstituts Prognos aus vergangenen Jahr würde der Photovoltaik-Eigenverbrauch allerdings selbst in drei Jahren nur knapp sieben Terawattstunden ausmachen im Vergleich zu 525 Terawattstunden Stromerzeugung insgesamt. Der Effekt auf die Umlage ist entsprechend gering und dürfte nur rund 0,1 bis 0,15 Cent pro Kilowattstunde Umlage ausmachen. Die Bestands-Eigenerzeugung der Industrie mit konventionellen Energien betrug dagegen bereits 2013 rund 54 Terawattstunden. (Michael Fuhs)

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