Direktverbrauch von Solarstrom nun auch für Mieter möglich

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Der Ökostromanbieter Lichtblick hat zusammen mit der Wohnbauten-Gesellschaft Stadt und Land und dem Photovoltaik-Anlagenbetreiber p-vm ein Konzept entwickelt, um Solarstrom von Dach direkt an Mieter zu verkaufen. In einem Pilotprojekt sollen Mieter der Wohnbauten-Gesellschaft Stadt und Land im Gelben Viertel in Berlin Hellersdorf Strom aus Solaranlagen direkt verbrauchen können, der von Photovoltaikanlagen auf den Dächern von 50 Mietshäusern erzeugt wird. Dazu wird der vor Ort produzierte Sonnenstrom mit zertifiziertem Ökostrom von Lichtblick kombiniert und zu einem sogenannten ZuhauseStrom-Tarif gebündelt. Die Belieferung der Haushalte soll im März 2014 beginnen.
Laut Lichtblick hat dieses Modell zwei Vorteile für die Mieter. Zum einen sei der vor Ort erzeugte Strom billiger als bei herkömmlichen Stromtarifen, zum zweiten werde auch die Allgemeinheit finanziell entlastet, weil der lokal verbrauchte Strom nicht mehr ins Netz eingespeist werden muss. Daher müsse auch keine umlagefinanzierte Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz mehr gezahlt werden. Kunden, die das neue Ökostrom-Angebot in Anspruch nehmen wollen, zahlen dafür eine monatliche Grundgebühr von 8,95 Euro und einen Arbeitspreis von 24,75 Cent pro Kilowattstunde.
Lichtblick möchte mit dem Projekt den Startschuss für die bundesweite Vermarktung von dezentral erzeugtem Strom an Mieter geben. Die Energie müsse dabei nicht unbedingt aus einer Solaranlage stammen, sondern könnte zum Beispiel auch von einem Blockheizkraftwerk im Keller erzeugt werden. Das Angebot eigne sich für Immobilien ab einer Größe von sechs Mietparteien. „ZuhauseStrom kann zu einem entscheidenden Treiber für den Ausbau der Erneuerbaren Energien werden“, sagt Heiko von Tschischwitz, Vorsitzender der Geschäftsführung von Lichtblick. Allein durch den Verkauf von ZuhauseStrom im Gelben Viertel könne das EEG-Konto um bis zu 200.000 Euro pro Jahr entlastet werden. „Das neue Produkt ist Teil unserer SchwarmStrom-Strategie, mit der wir intelligente Vermarktungsformen für dezentrale Energie entwickeln“, so von Tschischwitz.
Offene Fragen
Interessant an dem Projekt ist, wie es im Detail aufgebaut ist. Einen finanziellen Eigenverbrauchsvorteil gibt es insgesamt nämlich nur, wenn auf den durch die Solaranlage erzeugten Strom weniger Umlagen und Abgabengezahlt werden müssen als auf den von außen gelieferten Strom. Die rechtlichen Bedingungen dafür sind in Mietshäusern nur schwer einzuhalten. Wie Lichtblick das umsetzt ist der Pressemeldung nicht zu entnehmen.
Außerdem ist das Argument, dass die Allgemeinheit mit dem Eigenverbrauch in Mietshäusern finanziell entlastet wird, erklärungsbedürftig. So wird zwar durch den Eigenverbrauch weniger Solarstrom eingespeist, so dass die auf die anderen Stromverbraucher umgelegte Einspeisevergütung im Vergleich zu einem Mietshaus mit einspeisender Solaranlage sinkt. Zwar sinkt auch die Strommenge, auf die die Einspeisevergütung am Ende umgelegt wird, doch es bleibt wie von Lichtblick beschrieben ein positiver Effekt. Wenn man allerdings ein Mietshaus mit und ein Mietshaus ohne Solaranlage vergleicht, führt die Photovoltaikanlage auch mit Eigenverbrauch zu einer zusätzlichen Belastung. Daher gibt es derzeit eine Diskussion, die zur Einführung der EEG-Umlage auf selbst erzeugten und verbrauchten Solarstrom führen könnte. Solarexperten wenden sich allerdings gegen diese Betrachtungsweise, da konventionelle Energien durch die externen Kosten, die sie verursachen, zu einer höheren Belastung führen.
Unter Solarexperten gelten solche Modelle für Mietshäuser als großer Fortschritt, da damit ein großes brachliegendes Dachpotenzial in Deutschland für die Energieversorgung genutzt werden kann. (Mirco Sieg, Michael Fuhs)

Korrektur: In einer früheren Version des Artikels stand, dass es durch den Eigenverbrauch nicht zu einer Entlastung der Allgemeinheit kommt. Das ist falsch, wenn man den Fall "Solarstromerzeugung mit Einspeisung" vergleicht mit dem Fall "Solarstromerzeugung mit Eigenverbrauch". In diesem Vergleich führt der Eigenverbrauch zu einer Entlastung.

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