Nennen wir es Kalkül, nennen wir es Trotzreaktion – sicher ist, dass chinesische Module nur noch widerwillig ihren Weg nach Europa finden. War es noch bis vor Kurzem kein Problem für den Investor oder Projektierer, seine Module für größere Projekte direkt beim asiatischen Hersteller einzukaufen und termingerecht liefern zu lassen, so hat sich die Lage jetzt grundlegend gewandelt. Kaum ein Produzent schickt seine mit Modulen gefüllten Container momentan noch auf den Weg nach Hamburg, Rotterdam oder Antwerpen, ohne einen Liefervertrag in der Tasche zu haben. Die gesamte frei verfügbare Ware, die in den vergangenen Monaten zumindest sporadisch noch in europäischen Zwischenlagern deponiert wurde, ist mittlerweile abverkauft worden. Wer aktuell nach Produkten der großen Hersteller wie Yingli, Trina oder Canadian Solar fragt, wird postwendend an die entsprechenden Distributoren oder Systemhäuser verwiesen. Diese haben sich meist auf eigenes Risiko größere Mengen gesichert und in die eigenen Lager geholt. Die Preise sind durch die Risikoaufschläge bzw. den jetzt bekannt gewordenen Zolltarif entsprechend angehoben worden.
Neubestellungen bei chinesischen Tier1/Tier2-Herstellern werden mit Lieferzusagen für Mitte bis Ende Juli entgegengenommen. Wer sich damit zufrieden gibt, riskiert, dass die tatsächliche Auslieferung aufgrund von Transportproblemen auch schon einmal in den August rutschen kann. Was das bedeutet, vermag heute niemand zu sagen. Bei den jetzt verkündeten Zollaufschlägen von 11,8 Prozent handelt es sich ja nur um eine Übergangslösung für Juni und Juli. Sollten die angekündigten Tarife von rund 38 bis 68 Prozent im August wirklich in Kraft treten, werden sich viele Moduleinkäufer beim Import der Ware nach Europa finanziell ruinieren oder alles dafür tun, die geschlossenen Verträge zu stornieren. Dementsprechend lustlos und zurückhaltend reagiert der Markt auf die Angebote.
Begründet wird die Haltung der chinesischen Anbieter nicht nur mit der Zollproblematik, sondern auch damit, dass Märkte wie Japan, Nord- und Südamerika und China selbst so viele Module absorbieren. Das allerdings klingt angesichts der von dort gemeldeten Installationszahlen im Vergleich zu den riesigen Produktionskapazitäten eher unglaubwürdig. Wahrscheinlicher ist, dass China uns Europäern eindrucksvoll demonstrieren möchte, wie abhängig wir von ihren Waren auch im Solarbereich sind. Nun ist es an uns, diese Blockadehaltung entweder zu brechen, indem wir unsere Politiker damit beauftragen, dem Anti-Dumping-Spuk ein schnelles Ende zu bereiten – oder wir müssen uns wieder mehr auf unsere lokalen Produzenten besinnen und die Kröte der hohen Preise schlucken. Wenn wir dafür ein Mehr an Qualität und Langlebigkeit von den Erzeugnissen erwarten dürfen, wäre das vielleicht ein akzeptabler De
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