Nach monatelangem Rätselraten hinsichtlich der Höhe anstehender Strafzölle auf chinesische Module ist die Katze nun scheinbar aus dem Sack – die Zölle sollen laut Empfehlung des zuständigen EU-Komissars De Gucht zwischen 37 und 68 Prozent liegen. Im Durchschnitt wären das 47 Prozent, was die ursprünglichen Annahmen vieler Marktteilnehmer weit übertrifft.
Die Tendenz scheint geklärt, doch die Unsicherheit wächst und neue Fragen werden aufgeworfen. Woran messen sich die Aufschläge – an der Differenz zwischen einem Referenzpreis und dem tatsächlichen Verkaufspreis? Welcher Verkaufspreis soll hier gelten – der Endkunden-, Installateurs- oder doch der Vertragspreis für den Großhändler, der ja bekanntlich immer gleich ist? Und welcher Referenzpreis ist hier ausschlaggebend – etwa der Handelspreis von SolarWorld-Modulen? Sollen in Zukunft alle Produkte zu einem Einheitspreis gehandelt werden, in kontrollierten Mengen? Damit hat Deutschland schon leidvolle Erfahrungen gemacht!
Und hier noch eine letzte Frage: Wie groß kann das Chaos noch werden?
China wird die Ankündigung von Anti-Dumping-Zöllen nicht auf sich sitzen lassen und den Druck auf die EU weiter verschärfen. Einen klaren Verlierer in diesem Handelskrieg gibt es schon jetzt: den europäischen PV-Markt selbst. Auf dem Online-Handelsplatz pvXchange ist trotz der Bemühungen der EU noch kein Abflachen der Nachfrage speziell nach chinesischen Produkten erkennbar. Allerdings sinkt die Entscheidungsfreudigkeit und damit die tatsächliche Abschlussrate – es besteht eine große Vorsicht in Hinblick auf die momentan kaum kalkulierbaren Risiken. Bisher haben viele Hersteller und Importeure noch hoch gepokert und boten oder bieten ihre Module mit einem auf Basis von moderaten Zöllen kalkulierten Aufschlag an. Allerdings häufen sich Angebote, deren Vertragsbedingungen eine ganz klare Risikoteilung vorsehen – der Wortlaut in etwa: „Sollten Zölle NICHT eingeführt werden, bekommt der Käufer den Aufschlag zurückerstattet. Übersteigen die Zölle die kalkulierten 6 /10 / 12 Prozent, dann werden die Mehrkosten geteilt.“ Das würde mit den nun bekannt gewordenen voraussichtlichen Zollraten zu einer satten Mehrbelastung für den Käufer führen. Renditeerwartungen verkehren sich in sichere Verluste. Eine professionelle Finanzierung kann damit nicht durchgeführt und größere Projekte können so kaum mehr realisiert werden. Sollte die EU bei ihren Plänen bleiben, wird der PV-Markt zwangsläufig eine Vollbremsung hinlegen, chinesische Hersteller werden sich zurückziehen und abwarten. Den europäischen Herstellern bleibt dann vielleicht noch der Markt mit Klein- und Kleinstanlagen, aber bildet dieser eine Grundlage für ein dauerhaftes Überleb
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