Die Diskussion über ein eventuelles Verbot von Cadmiumtellurid zur Herstellung von Dünnschichtmodulen besorgt neben First Solar auch die Calyxo GmbH aus Bitterfeld-Wolfen. Das Photovoltaik-Unternehmen hat aus diesem Grund jüngst den Europaabgeordneten Horst Schnellhardt (CDU) eingeladen. Ihm seien die Fakten über die Verwendung von Cadmiumtellurid in der Photovoltaik nahe gebracht worden, sagte Andreas Wade, Nachhaltigkeitsmanager von Calyxo, der photovoltaik.
In einem gemeinsamen Positionspapier haben Bosch, Photovoltech, REC, Solarworld und Wacker Chemie die EU-Kommission aufgefordert, im Zuge der Novellierung der RoHS-Richtlinie das für Elektrogeräte geltende Verbot des Schwermetalls Cadmium auf die Photovoltaik-Branche auszudehnen. Aus Sicht von Wade handelt es sich dabei um den Versuch, Wettbewerber auszubremsen und Marktanteile zu erobern. Es gehe in der Diskussion weniger um die Umweltrelevanz. Es gebe genug Studien, die die Unbedenklichkeit von Cadmium in der Photovoltaik-Produktion bewiesen hätten, sagte Wade weiter.
Seeliger: Durchsichtige Kampagne
First Solar, der weltweit führende Anbieter von Dünnschichtmodulen auf Cadmiumtelluridbasis, sieht in der Forderung der Wettbewerber ebenfalls „eine gezielte Attacke auf die kostengünstige Dünnschicht-Technologie“. Das gemeinsame Positionspapier für eine Ausweitung der RoHS-Richtlinie muss auch im Zusammenhang mit der zusätzlichen Kürzung der Solarförderung zum 1. Juli gesehen werden. Die Photovoltaik-Industrie wird damit unter enormen Druck gesetzt, weiter Kosten zu senken. „Der Markt wird enger“, sagte Wolfgang Seeliger, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) der photovoltaik. Den Unternehmen sei bewusst, dass sie in den kommenden zwei, drei Jahren wahrscheinlich weniger verkaufen werden. Daher versuchten sie nun, Wettbewerber aus dem Markt zu drängen. „Diese Kampagne ist ziemlich durchsichtig. Es macht in der derzeitigen politischen Situation aber überhaupt keinen Sinn, sich innerhalb der Industrie gegenseitig zu zerfleischen“, so Seeliger weiter.
Entscheidung im Umweltausschuss am Mittwoch
Schnellhardt habe bei seinem Besuch deshalb wieder mehr Sachlichkeit gefordert. Die Diskussion im Umweltausschuss müsse Fakten basiert sein. „Der negative Populismus zum Thema Cadmiumtellurid schadet der gesamten Branche“, sagte Schnellhardt. Wade zeigte sich zuversichtlich, dass das Verbot von Cadmium in der RoHS-Novelle nicht auf die Solarbranche ausgeweitet wird. Am kommenden Mittwoch wird der Umweltausschuss des Europaparlaments abschließend dieses Thema beraten. Danach gehe die Vorlage zurück an den Europäischen Rat. Eine endgültige Entscheidung über die Neuregelung der „EG-Richtlinie zur Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten" wird voraussichtlich im Juli oder August fallen, wie Wade erklärte. (Sandra Enkhardt)
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