Zwölf Unternehmen haben heute eine Absichtserklärung zum Wüstenstrom-Projekt in München unterzeichnet. Sie vereinbarten im „Memorandum of Unterstanding“ die Gründung einer Desertec Industrial Initiative (DII) Planungsgesellschaft, wie der Hauptinitiator Münchner Rück mitteilte. Desertec ist eine der größten Industrieinitiativen aller Zeiten: 400 Milliarden Euro sollen in den Bau solarthermischer Kraftwerke in der Sahara investiert werden. Zu den Gründungsmitgliedern gehören auch ABB, Abengoa Solar, Cevital, die Deutsche Bank, Eon, HSH Nordbank, Solar Millennium, M+W Zander, RWE, Schott Solar und Siemens. Zu den Gesellschaftern der neuen Plaungsgesellschaft gehöre auch die Desertec Foundation, heißt es weiter. Bis zum 31. Oktober 2009 solle die DII Planungsgesellschaft als GmbH nach deutschem Recht gegründet werden. Die DII strebe einen internationalen Gesellschafterkreis an, daher würden nach der Gründung weitere Unternehmen aufgenommen.
Die nächsten Schritte seien die Erarbeitung konkreter Geschäftspläne und darauf aufbauender Finanzierungskonzepte. Innerhalb von drei Jahren nach der GmbH-Gründung sollen der Münchner Rück zufolge umsetzungsfähige Investitionspläne erstellt werden. Es werde angestrebt, dass mit dem über den Nahen Osten und Nordafrika verteilten und vernetzen solarthermischen Kraftwerken rund 15 Prozent des Strombedarfs von Europa sowie ein erheblicher Anteil des Energiebedarfs in den Erzeugerländern gedeckt werde.
Schnelle Umsetzung gefordert
Das vor rund einem Monat angekündigte Projekt ist durchaus umstritten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Projekt aber begrüßt und sogar europäische Fördergelder in Aussicht gestellt. Das Bundesumweltministerium sieht in solarthermischen Kraftwerken einen „Leitmarkt“. „Nach Tagen, in denen über Alttechnologien diskutiert wurde, ist mit Desertec jetzt endlich ein Projekt für die Energiezukunft auf den Weg gebracht worden“, sagte Staatsminister Matthias Machnig zur Desertec-Gründungsveranstaltung. Notwendig sei jetzt ein „Masterplan“, um das Projekt auch zu realisieren. "Die Gründung der Desertec Industrial Initiative ist ein Meilenstein im Konzept der Desertec-Foundation für weltweite Energie-, Wasser- und Klimasicherheit.", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Foundation, Gerhard Knies. Dies sehen auch Vertreter der Umweltorganisation Greenpeace ähnlich. Die Unternehmen müssten Desertec als Alternative zu umweltschädlichem Atom- und Kohlestrom verstehen und nicht als Konkurrenz zu dezentraler Windkraft und Photovoltaik in Deutschland. Die beteiligten Energiekonzerne, Finanzinstitute und Anlagenbauer müssten ihren Ankündigungen aber auch schnell Taten folgen lassen, kommentierte Greenpeace-Energieexperte Andree Böhling die Ereignisse. Der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft in Deutschland habe aber weiterhin Vorrang. Zugleich verlangt Greenpeace aber von der Bundesregierung, entsprechende Rahmenbedingungen für Investitionen in Übertragungsnetze und Solarkraftwerke zu schaffen.
Massive Kritik von Scheer
Kritiker sehen vor allem Probleme bei der Finanzierung, dem Netzbau und in Rechtsfragen. Scharfe Töne kamen von Hermann Scheer (SPD). Er bezeichnete das Desertec-Projekt als „Fata Morgana“. „Die Initiatoren selbst wissen: Daraus wird nie und nimmer etwas“, sagte der Präsident von EUROSOLAR und Vorsitzender des Weltrats für Erneuerbare Energien. Das Konzept sei fragwürdig, speziell was die Finanzierung angehe. Es wäre günstiger, den Ökostrom innerhalb Europas zu produzieren. „Die dezentrale Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hierzulande mit zahlreichen Produzenten wird in absehbarer Zeit zu 100 Prozent kostengünstig und flexibel möglich sein“, so Scheer weiter.
Das von der TREC-Initiative des Club of Rome entwickelte Desertec-Konzept beschreibt die Perspektiven einer nachhaltigen Stromversorgung für alle Regionen der Welt mit Zugang zum Energiepotenzial von Wüsten. Ziel dieser Initiative sei die Analyse und Entwicklung von technischen, ökonomischen, politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Rahmenbedingungen zur CO2-freien Energieerzeugung in Nordafrika, wie es offiziell heißt.(Sandra Enkhardt)
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