Die Prognosen über die Entwicklung eines Käufermarkts in der Photovoltaik haben sich bestätigt: Die Modulpreise sinken und Lieferengpässe sind passe. Viele Endkunden warten derzeit auf noch weiter fallende Preise, wie eine aktuelle Branchenumfrage zum Modulmarkt der photovoltaik ergab. Die Auswertung können Sie in unserem nächsten Heft nachlesen, das am 5. Februar erscheint. Zu diesem Thema äußerte sich auch Markus Hoehner, Geschäftsführer EuPD Research, in einem photovoltaik-Interview.
Viele Branchenvertreter prognostizieren ein weiteres Nachgeben der Modulpreise. Wie schätzen Sie die künftige Entwicklung ein?
Lassen Sie mich anfangs kurz auf die veränderte Situation am Modulmarkt eingehen. Seit einigen Monaten bestimmt nicht mehr allein die Verfügbarkeit der Rohstoffe die Produktion von Photovoltaik-Modulen sondern die Nachfrage. Der Markt entwickelt sich vom angebotsdominierten Markt immer mehr zum nachfragedominierten Markt, wovon auch die Preise beeinflusst werden. Das Angebot übersteigt die Nachfrage, die Folge sind zunehmende Lagerbestände und ein Preisverfall. Einige Hersteller, vor allem Unternehmen aus Asien, haben ihre Produktion bereits angepasst und ihren Modul-Output entsprechend heruntergefahren oder die Fertigung ganz eingestellt. Etliche andere Firmen haben zudem versucht, ihre Ware auch durch Niedrigpreise in den Markt zu bekommen. Erschwerend kommt im Augenblick hinzu, dass nach dem Rekordjahr 2008 in Spanien mit Zubauten von mehr als 2,5 Gigawatt, vermehrt Ware in die Nachbarländer schwappt. Das führt zu Verunsicherungen und letztlich zu stark schwankenden Preisen. Wir beobachten, dass viele Hersteller bislang einfach noch kein vernünftiges Preisniveau für die eigene Ware gefunden haben.
Können Sie Beispiele nennen?
Wir konnten in Deutschland ja kürzlich die Ankündigungen von Frank Asbeck verfolgen, der für die Solarworld AG offen von einer zehnprozentigen Preissenkung sprach. Dies entspricht dann in etwa der neuerlichen Degressionsanpassung im Jahr 2009 – mehr aber auch nicht. In der Meldung wurde außerdem transportiert, dass die Unternehmensrenditen sinken. Dazu kann man generell sicher sagen, dass die Großen bei solchen Kraftproben schon am längeren Hebel sitzen. Ein anderes Beispiel sind die Japaner. Während die einen schon im letzten Jahr zu Preissenkungen angesetzt haben, haben sich die großen Player im letzten Quartal preislich noch gar nicht bewegt bzw. keine Signale gesetzt. Dies verstärkt die Unsicherheit im Markt. Wir erwarten aber, dass sich dieses Gezerre entlang der Wertschöpfung auch auf die anderen Stufen überträgt.
Welche Rolle spielen hierbei langfristige Lieferverträge?
In Zeiten der Rohstoffknappheit wurden von den Einkäufern gerne feste Verträge geschlossen – vom Silizium über die Wafer bis hin zu den Zellen und Modulen. Solche Verträge geben zwar eine große Verhandlungsmacht, doch in jüngster Zeit werden diese langfristigen Bindungen immer stärker hinterfragt. Wir beobachten, dass langfristige Verträge auch in Geschäftsbeziehungen zu den großen Firmen inzwischen immer öfter in Frage gestellt werden. Hauptgrund ist, dass der Zellpreis am Spotmarkt inzwischen vielfach unter die zuvor in den Verträgen vereinbarten Preisniveaus gefallen ist. Hier lohnt es in jedem Fall nach zu verhandeln. In Zeiten volatiler Preise neigen Einkäufer dazu, sich nicht übermäßig lange an einen Hersteller oder Lieferanten zu binden, um auch kurzfristig reagieren zu können.
Wann hat der Preisverfall begonnen?
Eigentlich schon im vierten Quartal 2008. Mittlerweile dürften die Preisdiskussionen aber auf allen Ebenen angekommen sein. Das schließt auch die Siliziumproduzenten nicht aus, die bislang die üppigsten Margen beansprucht haben. Inzwischen liegen die Spotmarktpreise für Solarsilizium – nach einem Hoch Mitte 2008 – wieder unterhalb des Preisniveaus von 2006. Da ist es doch klar, dass etwa ein Zellhersteller, der seine Preise anpassen muss auch seinen Zulieferer für Wafer zu Preissenkungen auffordert. Ein Drehen an der Preisschraube setzt sich also durch alle Stufen der Wertschöpfung fort. Das Spannendste ist aus meiner Sicht aber, dass wir so schnell wie möglich ein stabiles Preisniveau finden und wieder Ruhe in den Markt bringen.
Warum ist das so wichtig?
Es besteht sonst die Gefahr, dass Investitionen aufgeschoben und auf morgen vertagt werden. Außerdem wissen wir, dass man Preissenkungen im aktuellen Marktumfeld kaum wieder rückgängig machen kann. Sind die Preise einmal unten, dann setzen sie eine Marke für alle Unternehmen am Markt. Was für den Endkunden eine Freude wäre, wäre für die Unternehmen kaum zu verkraften. Denn wenn die Preise weiterhin so nachgeben wie bislang, kann der Endkunde am Ende des Jahres zwar eine sehr viel attraktivere Rendite erzielen als momentan, doch der Branche würde das nachhaltig schaden. Es ist daher essentiell, dass die Unternehmen bis spätestens Mitte Februar ein stabiles Preisniveau gefunden haben.
Weil die Investoren sonst sogar bis zum nächsten Jahr abwarten?
Soweit würde ich nicht gehen. Ich denke, dass die Preise derzeit attraktiv genug sind und damit auch die Renditen lohnen. Doch es besteht die Gefahr, dass das der Absatz im ersten Quartal enttäuschen wird. Denn je länger es dauert ein stabiles Preisniveau zu erreichen, umso eher halten sich die Käufer zurück und umso geringer fallen die Absatzmengen aus. Viele Unternehmen hatten 2008 ihr mit Abstand bestes Jahr was die abgesetzten Mengen angeht. Doch wenn das erste Quartal schlecht wird und die Auswirkungen der Kapitalmarktkrise durchschlagen, dann wird das zwangsläufig in sehr schlechte Quartalszahlen münden. Gehen dann die Analysten wieder hin und scheren die Industrie völlig undifferenziert über einen Kamm, dann besteht ernsthaft die Gefahr, dass eine so junge Industrie wie die Photovoltaikbranche in den Abwärtssog gezogen wird. Die Folge wären weitere Verunsicherung und ein Absatz, der sich deutlich negativer entwickelt, als es aufgrund der Marktparameter möglich ist.
Das Gespräch führten Britta Danger und Hans-Christoph Neidlein.
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