Spanische Regierungsvertreter erwarten, dass sich der PV-Markt im Land weiter rasant entwickelt. Nach einem Marktwachstum von 260 Prozent im Jahr 2007 gehen sie nun von einer Verdoppelung im Jahr 2008 aus. Der Zuwachs werde bei etwa 700 Megawatt liegen, erklärte der spanische Generalsekretär für Energie, Ignasio Nieto, dem US-Finanzinstitut Piper Jaffray am Rande der Washington International Renewable Energy Conference (WIREC) im März 2008. Bereits im ersten Quartal seien PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 200 Mega watt installiert worden. Dabei habe sich die Festlegung einer staatlichen Zielmarke bislang eher hemmend ausgewirkt. Insgesamt erwartet die spanische Regierung, dass am Ende des Jahres Solarstromanlagen mit einer Gesamtkapazität von etwa 1.200 Megawatt am Netz sind.
Breite Förderpalette
Ende August 2007 hatte der PV-Markt mit einer Gesamtkapazität von 371 Megawatt 85 Prozent der im Königlichen Dekret RD 661/2007 festgeschriebenen Zielmarke erreicht. Danach legte der spanische Energieausschuss fest, dass bis zum 28. September 2008 eine Neuregelung der Tarife erfolgen müsse. Für alle bis dahin ins Register eingetragenen Solarstromanlagen gilt der derzeitige Vergütungssatz. Die Förderhöhe unterscheidet sich nach Größe und Art der Anlage. Sie reicht von knapp 23 Cent für Anlagen mit einer Leistung von mehr als zehn Megawatt bis zu 44 Cent für Systeme, die über eine Kapazität von weniger als 100 Kilowatt verfügen. Die Vergü tung wird 25 Jahre lang gezahlt. Allerdings haben die Besitzer von PV-Anlagen auch die Möglichkeit, ihren Solarstrom zuzüglich einer Prämie auf dem Energiemarkt frei zu verkaufen. Die gezahlten Zuschüsse liegen dann je nach Größe zwischen 18 und 35 Cent je Kilowattstunde.
Der spanische Energieausschuss hat mittlerweile einen Regulierungsvorschlag vorgelegt. Demnach soll zukünftig zwischen gebäudeintegrierten und Freiflächenanlagen unterschieden werden. Die vorgeschlagenen Vergütungen für Dachanlagen liegen zwischen 33 und 44 Cent. Eine Deckelung ist bei 200 Megawatt vorgesehen. Am Boden errichtete Anlagen sollen mit 31 Cent pro Kilowattstunde vergütet werden; die Zielsetzung liegt hier bei 1.000 Megawatt. Damit würde die Regierung eine Entwicklung des Marktes weg von großen Freiflächen- hin zu kleineren, gebäudeintegrierten Anlagen begünstigen. Allerdings haben sich viele Verbände und Unternehmen der Branche gegen diesen Vorschlag gewandt. Das Kabinett hat ihn noch nicht verabschiedet. Momentan sind weitere Entwürfe im Umlauf. So berichten Piper-Jaffray-Analysten unter Berufung auf Regierungskreise, dass für kleine, gebäudeintegrierte PV-Anlagen die Deckelung aufgehoben und die für den gesamten Markt auf 2,26 Gigawatt angehoben werden könnte. Mittlerweile gebe es auch einen Vorschlag, wonach für Solarstromanlagen zwischen zwei und zehn Megawatt 35 Cent pro Kilowattstunde gezahlt werden sollen. Diesen Markt hat die spanische Regierung besonders im Auge, da er enorme Wachstumschancen bietet und auch den heimischen Arbeitsmarkt beleben könnte, wie die Finanzanalysten von Piper Jaffray berichten. Sie empfehlen der Regierung in Madrid ein offenes, marktbasiertes Auktionsmodell. Dies werde sich positiv auf die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der erneuerbaren Technologien auswirken. Außerdem sollte die Regierung weiterhin darauf achten, dass die Solarindustrie ihr Hauptaugenmerk auf Qualität und Langlebigkeit der Anlagen legt.
Schnelle Entscheidung
Nach den landesweiten Wahlen im März gehen Experten von einer baldigen Entscheidung über die künftige Förderung von Solaranlagen aus. Positiv bewerten sie, dass die sozialistische Partei PSOE weiter regieren wird. Noch vor der parlamentarischen Sommerpause soll ein neues königliches Dekret erlassen werden. Es wird vermutet, dass die Zielmarke für den spanischen PV-Markt deutlich angehoben wird.
Experten rechnen auch für die kommenden Jahre mit einem weiteren kräftigen Zubau. Die Wachstumsraten werden aber auch von der Ausgestaltung des Gesetzes abhängen. Die über mehrere Jahre garantierte Einspeisevergütung gibt PV-Unternehmen aus dem In- und Ausland größere Planungssicherheit als immer neue Regelungen. Die Höhe der Vergütung von mindestens 31 Cent pro Kilowattstunde würde den spanischen Markt für Investoren auch weiterhin äußerst attraktiv machen – zumal die Sonneneinstrahlung auf der Iberischen Halbinsel deutlich höher liegt als in Deutschland.
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