Die Familie David Gelbaums stammt ursprünglich aus der Ukraine; sein Großvater wanderte vor dem Ersten Weltkrieg in die USA aus. Gelbaums Vater war ein renommierter Mathematiker, und auch David gilt als Mathematik-Genie. Mit solch talentierten Genen bedacht, schaffte er es von den 70er bis in die 90er Jahre äußerst erfolgreich in der Hedgefonds-Branche aktiv zu sein. Heutzutage würde man den Milliardär wahrscheinlich bösartig als „Heuschrecke“ bezeichnen. Gelbaum hat in dieser Zeit viel Geld verdient, sehr viel Geld. Manch einer mag sich angesichts der unappetitlichen Nachrichten über gierige Manager verwundert die Augen reiben, doch die „Heuschrecke“ David Gelbaum verhält sich nicht so wie andere Exemplare ihrer Spezies.Statt Landschaften kahl zu fressen, tut er genau das Gegenteil.
Großzügiger Naturschützer
Gelbaum setzt große Teile Vermögens für den Umweltschutz ein und ist mit diesem Engagement in den USA bekannt geworden. Seine Spenden im Umfang von mehreren Hundert Millionen Dollar für ökologische und soziale Projekte haben selbst im an Skurrilitäten reichen Kalifornien für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Hierzulande ist Gelbaum bisher aber nur weni gen Insidern ein Begriff – noch. Als „grüner Spender“ ist der schrullige Milliardär seit mehr als zehn Jahren aktiv und hat dabei unter anderem in großem Stil Land erworben, um es als Naturreservat zu erhalten. Die Los Angeles Times schätzt das Gebiet, das durch Gelbaum geschützt wurde, auf gewaltige 3.000 Quadratkilometer, ein Gebiet so groß wie der Yosemite Nationalpark. Hunderttausende arme Stadtkinder konnten durch seine Unterstützung die Berge, die Wüste oder das Meer sehen – viele das erste Mal in ihrem Leben. Dabei ist sein Engagement als Philanthrop nur grob zu schätzen, da er mit Vorliebe anonym Mittel zur Ver fügung stellt. Laut Los Angeles Times waren es bis Ende 2004 mindestens 250 Millionen US-Dollar. Als Motivation für sein Engagement verweist der spendable Milliardär, der ursprünglich aus dem US-Bundesstaat Minnesota stammt, auf Ausflüge in seiner Kindheit mit seinem Vater in Naturreservate wie den Yellowstone Park.
Einzig der Los Angeles Times ist es bisher gelungen, über ihn eine Homestory zu recherchieren. Darin wird der 58-jährige Vater von vier Kindern als eher klein und schmächtig beschrieben, von der Erscheinung her leicht mit seinem Gärtner zu verwechseln. Er habe eine Vorliebe für Jeans und T-Shirts und spreche auffallend leise. Das Blatt zählt ihn zu den zehn einflussreichsten Bürgern Kaliforniens. Sein Engagement mache ihm ganz einfach Freude, verriet Gelbaum in einem seiner raren Interviews. Und schließlich würden weder er noch seine Familie das Geld, das er spendet jemals brauchen. Ansonsten hat sich der öffentlichkeitsscheue Multimilliardär so gut wie nie direkt gegenüber Journalisten geäußert.
Grüne Investmentgesellschaft
Verschwiegen ist auch seine in Newport Beach nahe Los Angeles ansässige Investmentgesellschaft Quercus Trust. Gelbaum hat sie nach seinem Ausstieg aus dem Hedgefondsgeschäft aufgebaut. Sie trägt den lateinischen Namen für „Eiche“ und hat in etliche kleine und mittlere Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien investiert. Dabei stieg sie zunächst mit kleinen Positionen in einige ausgesuchte Solartitel ein. Später erweiterte Gelbaum das Anlagespektrum und erwarb Anteile von Biotreibstoffherstellern. Bei einigen Unternehmen erhöhte Quercus Trust die Beteiligung mit der Zeit auf über zehn Prozent. Dazu zählen etwa Akeena Solar, Beacon Power, Emcore und Worldwater & Power. Immer beschränkte sich der Kontakt mit den Gesellschaften offenbar auf ein Minimum. Unternehmenssprecher Gene Hunt von Beacon Power berichtete zum Beispiel gegenüber einer US-Nachrichtenagentur von vergeblichen Versuchen, mit Gelbaum in Kontakt zu treten.
Im Sommer bei Solon eingestiegen
Lange konzentrierte Gelbaum sich als Investor auf Firmen aus den USA. Dann stieg er bei der australischen Dye sol ein. Das Unternehmen aus Canberra stellt Materialien für Farbstoffsolarzellen her, die auf der Basis der „künstlichen Photosynthese“ arbeiten und auch bei schwachen Lichtverhältnissen arbeiten können.
Seit Sommer 2007 kauft Quercus Trust sich auch in deutsche Erneuerbare-Energien-Firmen ein. Wieder setzt Gelbaum zunächst auf Solarwerte. Und wieder nahm davon zunächst kaum jemand Notiz. So war im August nur über eine Pflichtmitteilung bekannt geworden, dass der US-Milliardär als Treuhänder seiner Investmentsgesellschaft über einen Stimmrechtsanteil von 3,23 Prozent am Berliner Solarmodulproduzenten Solon verfügt. Mitte Oktober meldete dann Phoenix Solar aus dem bayerischen Sulzemoos, Quercus Trust verfüge über 3,19 Prozent der Anteile. Mehr war nicht zu erfahren. Laut Anka Leiner, Unternehmenssprecherin des seit knapp zwei Jahren börsennotierten Phoenix Solar, konnte das Unternehmen keinen direkten Kontakt zu Gelbaum oder zum Quercus Trust herstellen.
Weder bei Solon noch bei Phoenix folgten auf die Bekanntgabe von Gelbaums Einstieg größere Kursausschläge. Anders verhielt es sich, als wenig später die Erfurter Ersol Solar Energy darauf hinwies, Gelbaum und seine Frau Monica Chavez Gelbaum hätten 3,11 Prozent der Stimmrechtsanteile erworben. An der Börse weckte diese Nachricht gleich Fantasien auf einen weiteren Ausbau der Beteiligung durch Quercus Trust. Der Aktienkurs des Solarzellenproduzenten legte an diesem Tag (23. 10.) deutlich zu.
Viele Solarwerte haben sich im November deutlich verbilligt und so überraschte es kaum, dass auch das Prenzlauer und Oldenburger Unternehmen Aleo am 10. Dezember meldete, dass das Ehepaar Gelbaum jetzt über mehr als drei Prozent der Stimmrechtsanteile verfüge.
Dass Aleo Gelbaums letztes „Solar-Schnäppchen“ war, prognostizieren die wenigsten Experten. Die Privatanleger warten sogar geradezu darauf. In manchen Internetforen gilt Gelbaum als Leit-Investor, dem die Börsianer mehr zu trauen scheinen als ihrer eigenen Einschätzung. Nicht ganz zu unrecht, denn der eigenwillige Kalifornier wurde schließlich nicht aus Zufall Multimilliardär.
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